Welcher neuere Gitarrist ist absolut wiedererkennbar?

Tosin Abasi

http://www.youtube.com/watch?v=UFoF70lIAI0


und Omar Rodriguez Lopez, bei dem ich mir schon unabhängig von diesem Thread total oft gedacht hab: Wow, den erkenn ich nach einem Takt.

http://www.youtube.com/watch?v=DdPWarbdbYc
http://www.youtube.com/watch?v=m2_QF3MtrxQ
 
Höre gerade wieder Bonamassa...nichts innovatives sicherlich, aber sein Ton hat einen deutlichen Wiedererkennungswert. Und Eier. ;-)
 
Chrissi schrieb:
Julle schrieb:
Ich finde (ganz persönlich), dass der Gitarrist von Billy Talent zwar nicht unbedingt einen unverkennbaren Gitarrensound, aber doch eine sehr eigene Spielweise hat.

+1 für den Billy Talent Gittarero Gitarrero! Mag nciht unbedingt viel von denen, aber als Gitarrist gefällt er mir sehr gut!
Yepp. Klasse Arbeit, dieses Geprügel mit Twang mit seiner Art, Harmonien aufzubauen, ist exzellent.
Toller Mann mit Wiedererkennungswert und: Extrem erfolgreich!
 
Mir ist doch noch einer eingefallen:
Die Jungs von Meshuggah bedienen ihre Gitarren irgendwie unkonventionell. Jedenfalls in der Hinsicht, als dass ICH nie darauf kommen würde, meine Gitarre so zu benutzen. Ist irgendwie schwierig zu beschreiben. Komplizierte Rhythmik, aber auch die Songstrukturen sind einfach echt strange - genauso die Riffs.

Hier mal etwas, was vergleichsweise leicht zugänglich ist (da Single), aber trotzdem irgendwie noch abgefahren genug ist. Der Wiedererkennungswert liegt aber glaube ich auch an den 8-Saiter-Gitarren.



Oder auch (da hört man die auf F runtergestimmte 8-Saiter ganz gut)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=YjzIBI3jkKY&feature=relmfu[/youtube]
 
Naja ich finde gerade im Jazz gibt es einige neue Gitarristen mit einem sehr eigenständigen wiedererkennbaren Sound. Also das Techno die letzte Innovation war, wage ich zu bezweifeln... ;-)
Davon abgesehen, dass das meiste, meiner Meinung nach, aus diesem Bereich sowieso nicht innovativ ist. :-D

Gerade in der heutigen Zeit mischen sich ja immer mehr die Stile, wenn gute kreative Spieler zusammen kommen. Neue Sounds und Farben entstehen etc.
Da gibt es viele tolle neue Platten.

Als "junge" innovative Gitarristen würde ich spontan die beiden in den Raum werfen:
http://www.youtube.com/watch?v=rzR1tAo-gRU
http://www.youtube.com/watch?v=JHMOyKiuB08
 
little-feat schrieb:
Wenn es um die Wiedererkennbarkeit auf den ersten Ton geht, und darum geht es ja wohl hier....

Genau darauf zielte meine Frage.

Danke für die vielen Vorschläge, aber eigentlich beziehen sich m.E. alle genannten neueren Beispiele auf die Spielweise oder harmonischen Finessen u.a. Den Billy Talent-Gitarristen würde ich wohl noch am ehesten direkt am Ton erkennen.

Ich bin in manchen Musikbereichen nicht 'drin', daher erscheinen mir einige der Beispiele, in denen innerhalb eines Augenzwinkerns bereits ein Dutzend Töne gespielt worden ist, eher wenig über den Ton zu sagen.
Ich lege aber als Messlatte tatsächlich Beispiele wie Knopfler (der sowohl clean als auch angezerrt seinen Ton hat) oder Pat Metheny (clean und Synthie) oder Eric Johnson (Soloton) oder auch J.J. Cale (erkenne ich seltsamerweise auch direkt) an.

Mir scheint daher, dass es tatsächlich seit langer Zeit (die 10 Jahre waren nur als Beispiel gedacht) kein Gitarrist mehr geschafft hat, einen solchermaßen einprägsamen Ton zu erarbeiten. Ich bin gespannt, ob da doch noch einer entdeckt wird.
 
Tomcat schrieb:
Höre gerade wieder Bonamassa...nichts innovatives sicherlich, aber sein Ton hat einen deutlichen Wiedererkennungswert. Und Eier. ;-)

Also wenn ich so recht überlege fällt mir zu diesem Fred auch nur Joe ein. Obwohl, ich brauchte da schon ein wenig Töne mehr um ihn gleich zu erkennen. Bei BB King oder Albert Collins z.B. reicht mir genau ein einziger Ton. Solch Tone-prägende Gitarristen gibt es IMO nicht mehr viele. Vielmehr werden die Pioniere bis aufs Detail genau kopiert und wenn das gut gemacht ist und zumindest ein wenig eigener Einfluss dabei im Spiel ist, warum nicht!

Anderseits kenne ich rund 95 Prozent der hier vorgeschlagenen Gitarristen der 'Neuzeit' gar nicht, ein Generationskonflikt...
 
Magman schrieb:
Anderseits kenne ich rund 95 Prozent der hier vorgeschlagenen Gitarristen der 'Neuzeit' gar nicht, ein Generationskonflikt...

Ja, tragisch das. Bleibt die Frage, wen von diesen Gitarristen man denn auch in 10 Jahren noch kennt. ;-)


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3UleK3MTds8&feature=BFa&list=PL7BD4C88532577000[/youtube]

Den Ton hat JB auch mit anderer Leuts Gitarren...
 
MichaGitarre schrieb:
Als "junge" innovative Gitarristen würde ich spontan die beiden in den Raum werfen:
http://www.youtube.com/watch?v=rzR1tAo-gRU
http://www.youtube.com/watch?v=JHMOyKiuB08

:top:

Julian Lage ist unglaublich. In dem Alter war ich stolz die Hotel California- und Boston-LP (= Langspielplatte ;-) ) von vorne bis hinten mitspielen zu können, aber was der bereits mit 13 spielte ... ufffff !
 
W°° schrieb:
Al schrieb:

Hätte ich von mir auch geschrieben... ;-)

Aber den am schnellsten zu erkennenden Ton hat in meinen Ohren John Scofield. Da reicht mir ein Takt.
Scofield ist aber auch ein Vertreter der älteren Generation, in der viele Gitarristen einen unverkennbaren Ton hatten: Rory Gallagher, Jan Akkerman, George Harrison, Hank Marvin, Pete Townshend, Keith Richards, Lou Reed. Die erkennt man alle auf Anhieb. Und ein paar von denen leben ja auch noch - ebenso wie Scofield.

Ich persönlich finde auch, dass ich meinen eigenen E-Gitarren-Sound habe, aber wer kennt den schon außer mir? ;-)

Aus der jüngeren Generation fallen mir ein:
- Jack White (White Stripes)
- Matthew Bellamy (Muse)
- Albert Hammond Jr. (The Strokes)

Übrigens sollte man den "Ton" nicht nur am Solospiel festmachen. Wenn Albert Hammond Jr., Pete Townshend oder Keith Richards einen einzelnen Ton spielen, hat das wenig Wiedererkennungswert, aber einen Akkord von den Herren erkennt man sofort.
 
Pfaelzer schrieb:
Wie lange wird es dauern, eine Generation zu erleben, die auf (vorgegebenes und propagiertes) Equipment und Konvention und Leitfaden der vorherigen scheisst und etwas neues, ungehörtes und unerhörtes schafft?

Nun, eventuell sind die alle schon da. Nur, daß die vorgehende Generation möglicherweise zu tradiert ist und ihre generischen Muster zu sehr verinnerlicht hat, als daß sie neue als solche erkennen würden und nicht als Plünderung des musikalischen Erbes. Wäre nicht das erste mal in der Geschichte. Da hat's berühmte Vorbilder....

Das

http://www.youtube.com/watch?v=bt-RoSzsEKA

ist eigen! Aber sehr gut...
 
Pfaelzer schrieb:
Wie lange wird es dauern, eine Generation zu erleben, die auf (vorgegebenes und propagiertes) Equipment und Konvention und Leitfaden der vorherigen scheisst und etwas neues, ungehörtes und unerhörtes schafft?


Wir erleben bereits in diesem Thread dass es von der Älteren Generation heißt "Das gab es alles schon irgendwie vorher". Natürlich gab es fast alles irgendwie schon mal auf irgendeine Art vorher. Irgendwie fast auf irgendeine Art. Es gibt ja auch tausend Stories wo es Tapping vor Van Halen gab oder übersteuerten Sound vor den Kinks. Oder Verminderte Nonnen im Domina Sir Mix-A-Lot elegisch %7-Akkord.

(Wie man sieht habe ich von Theorie den totalen Durchblick)

Es könnte sich noch das Lament dazugesellen "Das ist ja keine vernünftige Musik/Davon kriegt man ja Kopfschmerzen." Daran erkennt man ja etwas mal wirklich Neues und radikal Anderes: daran, dass es zunächst mal in kein bekanntes Muster fällt und daher erstmal verstört.

Leute, Neues oder womöglich Innovatives (wie man auch immer genigt ist, das zu definieren) gibt es genug. Nur: Heute erschlägt es einen nicht mehr unvorbereitet aus dem Radio, weil das einem nur den sichersten Mix der bestätigten Hits aufwärmt. The Revolution will not be televised. Man muss sie schon finden, die Neuen. Im Internet zum Beispiel. Richtig aktiv suchen.
So wie - ich finde - es sich für jemanden gehört der behauptet, an junger moderner Musik interessiert zu sein.

Die moderne Welt ist bunt genug und granatenstark. Aber eben nicht in der Mitte. Die ist grau. Eine robuste, zuverlässige unkontroverse aber langweilige Farbe.
 
Von den neueren Playern hat es für mich auch Bonamassa geschafft sich einen trademark Ton zu erarbeiten.
Den erkennt man wie einen Santana, Collins oder BB King.

Thomas Blug an einigen Licks deutlich zu erkennen.

Aber für mich schliesst sich neuer Gitarrist und hoher Wiedererkennungswert auch gegeneinander aus.
Es braucht einerseits beim Gitarristen selber Reifezeit und eine gewisse Weile der Beschallung mit seinem Tun, bis man das als Trademark wahrnehmen kann.
Mir gefällt z.B. Bonamassa heute viel besser als früher, auch weil er viel Gniedel zu Gunsten seines Tons eingestellt hat.
 
Pfaelzer schrieb:
Marcello schrieb:
Thorgeir schrieb:
Tosin Abasi, wegen permanentem Brechens aller Geschwindigkeits- und Taktwechselrekorde, muss auch nicht jedem Gefallen ;-)




Boah! Was ist das denn?

Was das ist, weiss ich nicht, aber es macht Herzrhythmusstörungen...


Ich möchte nicht wissen wieviele Leute das Ende der 60er von Ritchie Blackmore
und Jimi Hendrix sagten.... XD


Tomcat schrieb:
Magman schrieb:
Anderseits kenne ich rund 95 Prozent der hier vorgeschlagenen Gitarristen der 'Neuzeit' gar nicht, ein Generationskonflikt...

Ja, tragisch das. Bleibt die Frage, wen von diesen Gitarristen man denn auch in 10 Jahren noch kennt. ;-)


Passt generell auf ALLE Künstler der letzten 2 Dekaden, wer wird 2025 noch Lady Gaga kennen?
Oder Robbie Williams? Das Musikbuisness ist schnell und kurzlebiger geworden,
heute noch in einem Wohncontainer im Privatfernsehen, morgen im Studio, nächste Woche
auf Platz 1 der Deutschen Singlecharts, zwei Jahre später HartzIV von der ARGE.
 
Pfaelzer schrieb:
Was das ist, weiss ich nicht, aber es macht Herzrhythmusstörungen...

Ich find's gut.
Mal wirklich 'was das noch ein wenig Innvoation hat und dennoch noch irgendwie hrbar ist (für mich persönlich). Sein Ton ist auch irgendwie speziell, würde ich aber jetzt nicht am ersten Tion wiedererkennen, eher nach ein, zwei Takten.

Zurück zum Thema.
Viele der genannten sind schon länger als 10 Jahre dabei.
Und rein am Ton (ohne e), dazu noch am allerersten, erkenne ich kaum einen Gitarristen. Außer BB King, Mike Oldfield, Knopfler; Metheny und The Edge fallen mir da nicht wirklich viele ein. Bonamassa? Eher erst nach 3 oder 4 Tönen, dito Scofield, Hendrix, Tony Iommi, Blackmore, Vai, Malmsteen, Lagrene u.v.m.
Manche sagen, alle Metal-Gitarristen klingen ähnlich. Finde ich jetzt nicht, für mich klingen (also bezogen auf den Ton) die meisten Jazzer sehr ähnlich. Und die Mehrheit der Blueser auch. Da hört man eher an Phrasierung usw. wer da jetzt spielt (wenn es denn ein Bekannter ist).
Joe Bonamassa gefällt mir sehr gut und er hat einen außergewöhnlich guten Ton (immer noch ohne e), aber keine soooooo außergewöhnlichen Ton. Er spielt aber super gut und hat eine sehr persönliche Art der Phrasierung, Betonung und Rhythmik.
Mn erkennt ihn schnell, finde ich, aber eben nicht wie BB King bereits am allerersten Ton.
Und analog ist das bei vielen, egal ob Pop, Rock, Metal, Folk oder Blues. Zu Jazz oder Country kann ich nix sagen, da mich diese Musik 0,0 interessiert.

Einen Ton zu kreieren, der a) neu ist und b) gut klingt und c) schon beim allerersten Ton erkennbar ist, war immer schon extrem schwer und ist heute, da so ziemlich alles schon mal da war, kaum noch möglich.

Macht aber nix.
Auch ohne wirkliche Innovation kann man heute noch etwas machen, was Wert hat, siehe Bonamassa. Wert einfach durch die Qualität, die abhebt von der Masse.

Oder siehe Tosin Abasi, der Bekanntes auf neue Weise kombiniert und mit Fingerfertigkeit und eben den 8 Saiten doch etwas schafft, was genau soooo noch nicht da war.

Das ist das schöne an Musik. Man muss nicht das Rad neu erfinden um etwas Schönes und Wertvolles zu erschaffen. Man kann es aber (wenn auch selten).

Tschö
Stef
 
Pfaelzer schrieb:
Würde mich mal interessieren, wie die New-Generation hier im Forum ausgerichtet ist...welche Ziele verfolgt der geneigte u25-Gitarrist heute?

Hi!
Eigentlich wirklich 'ne gute Frage! Und ganz ehrlich: So richtig habe ich (22 Jahre) mich das selber nie gefragt. Welche Ziele verfolge ich? Mmh.
Also vielleicht vorweg: Ich wäre nicht so dreist, mich als "Gitarrist" zu bezeichnen. Ich bin ein junger Mann, der zu Hause zwei Gitarren hat (eine E, eine A, ja, auch sowas gibt es), 2 Amps (einen großen, einen kleinen) und ein paar Treterchen. Und ich kann ein bisschen was spielen. Deshalb bin ich aber noch kein "Gitarrist", wie ich finde. Ich fühl mich jedenfalls nicht als so einer.
Meine Ziele? Ich fudel so vor mich hin, mehr oder weniger ziellos. Ich spiele das, was mir Spaß macht. Das sind ab und zu mal eigene Kompositionen (wobei ich mich auch nicht hinsetze mit dem Gedanken "und jetzt schreib ich n Song!!", sondern ich spiel einfach drauf los. Das darf aber auch gerne Fremdmaterial sein. Immer viel und gerne genommen, weil es irgendwie das Gefühl vermittelt "Ey, da könnte ich jetzt auch auf der Bühne stehen und das spielen, und mir würden ohne Ende Leute zujubeln. Cool!" Je schwieriger die Songs sind, die man geschafft hat, desto stärker wird das Gefühl dazu, glaube ich.
Noten? Harmonielehre? Improvisation? Der schnellste Gitarrist der Welt sein? Ja, wäre cool, das drauf zu haben. Aber die Gitarre ist für mich ein Hobby, ein schöner Zeitvertreib, wenn ich mal nichts zu tun habe. Da will ich nicht Theorie büffeln oder blöde Geschwindigkeitsübungen machen (auch wenn ich das immer mal wieder versuche...).
Ich kenne eine Menge Gitarristen, die man auch als solche bezeichnen kann, und die sind wirklich wirklich gut.
Ich weiß aber, dass ich, wenn ich so weiter mit dem Gitarrenspiel mache, nie so gut werde wie die. Aber es ist mir eigentlich auch eh herzlich egal - ich muss damit ja nicht meine Brötchen verdienen oder so. Und auch keinen beeindrucken, außer vielleicht mich selbst.

Was ich schön fand: Mein Können hat ausgereicht, um in ein paar mehr oder weniger Bands zu spielen. Nicht immer vor vielen Leuten, aber mit 'ner Menge Spaß. Und das ist unterm Strich das aller aller wichtigste. Wenn der Weg dahin keinen Spaß gemacht hätte, hätte ich in keiner Band gespielt. Wenn mir irgendwann das Gitarrenspiel als solches keinen Spaß mehr machen sollte, lass ich es halt sein. Das ist mir zwischenzeitlich sogar schon passiert, es gab Zeiten, da habe ich meine Klampfe mehr als 2 Monate am Stück nicht angefasst. So ist das dann aber halt...
 
Julle schrieb:
Was ich schön fand: Mein Können hat ausgereicht, um in ein paar mehr oder weniger Bands zu spielen. Nicht immer vor vielen Leuten, aber mit 'ner Menge Spaß. Und das ist unterm Strich das aller aller wichtigste. Wenn der Weg dahin keinen Spaß gemacht hätte, hätte ich in keiner Band gespielt. Wenn mir irgendwann das Gitarrenspiel als solches keinen Spaß mehr machen sollte, lass ich es halt sein.

So geht es mir auch. Letztlich ist es auch egal, wie man das erreicht, was man kann. Ich bin kein Freund der einzig-richtigen-Lehre, davon gibt es ja einige. Ganz früher Musikunterricht (Akkordeon als Kind, daher kann ich Noten und etwas Harmonielehre), dann 30 Jahre Autodidakt an der Gitarre, jetzt nehme ich seit 2 Jahren Unterricht und freue und wundere mich, was es alles noch so gibt außerhalb meines beschränkten Horizonts.

Zum Thema: ich kenne keinen Gitarristen der letzten 10 Jahre, den ich auf Anhieb erkenne. Davor fallen mir einige ein. Das liegt aber nicht an den Gitarristen, sondern an mir. Die Art und Weise, Musik zu hören, hat sich verändert. Es war früher einfacher für jemanden wie Richie Blackmore, einen dauerhaften Eindruck bei mir zu hinterlassen, da ich mein Taschengeld in den Plattenladen getragen und dann die erworbene LP wochenlang alleine, mit Kumpels und auf beim Knutschen auf Parties hoch- und runter gehört habe.

Könnte ich das mit einem guten Gitarristen heute wiederholen, würde ich den sicher auch sofort wieder erkennen. Und davon gibt es ganz sicher richtig viele.

Gruß, Micha
 
Pfaelzer schrieb:
...aber alle Schüler, die ich die letzten 10 Jahre hatte (und die unter 25 Jahren alt waren), waren ausschließlich daran interessiert, Sachen nachzuspielen, Sounds zu kopieren, Equipment nachzuäffen.....

Schönes Thema. Für mich selbst waren Sounds und Licks kopieren damals aber auch das angesagte Thema. Die Licks habe ich dann als Material für eigene Soli verwenden können und die Riffs dienten damals als Spaß und als Spielübung, später erst als kreative Ausgangspunkte für eigenes.

Ich kann daher den Wunsch, erstmal nur kopieren zu wollen, gut nachvollziehen.

Der Sinn eigenes Musizierens liegt aber im Zusammenspiel mit einer Band oder als Solokünstler mit eigenem Material. Nachspielen in Bands hat für mich eher was von Breitensport.

Ohne Band hingegen ist das Kreiieren eigener Riffs und Songs irgendwie wie im Vakuum. Nicht ganz sinnlos aber irgendwie undankbar.

Und eine Band haben für die man schreiben kann haben halt nicht viele.

Das Erreichen eines eigenen Sounds ist ja auch nicht leicht zum Ziel zu haben. Es ergibt sich halt aus der Schnittmenge dessen was man mag nachdem man vorher erstmal viel kennengelernt hat und aus dem wie man ohnehin spielt (die zum Klischee gewordenen Finger aus denen der ....).

Hätte man mir gesagt, ich sollte überlegen, am eigenen Sound zu haben, hätte ich das nicht verstanden oder nicht gewußt, was das heißen soll. Es hätte unsicher, bemüht und angestrengt geklungen, also das Gegenteil dessen was ein eigener Sound sein sollte.

Das was ich jetzt als eigenen Sound betrachte ist nichts mehr als klanglich so wie ich halt mit meinem Equipment spielen klingen möchte und spieltechnisch ist mein eigener Sound die Summe aller meiner Defizite und "Work-Arounds".
 
So, dann will ich als Gitarrist der U-25-Fraktion doch auch einmal meine 5 cents abgeben.
Ich habe mir, vor einiger Zeit, das Ziel gesetzt so vielseitig wie möglich zu sein.
Angefangen hat natürlich alles damit Sachen nachzuspielen, was auch wirklich Spaß gemacht hat. Aber irgendwann war mir das nicht mehr genug. Es ging dann erst einmal damit weiter Anspruchsvolleres zu lernen (Siehe Bach im Kemper-Thread), das brachte mir einiges an neuen Techniken und Fähigkeiten, und unterhielt zwar sehr gut, war mir aber irgendwann auch nicht mehr genug.
Als ich dies meinem Gitarrenlehrer, den ich sehr respektiere und schätze, mitteilte, beschloß er, dass er mir dann die notwendigen Grundlagen für das Improvisieren und Songschreiben beibringen würde, sowohl praktisch als auch theoretisch. Seitdem bin ich nun dabei, weiterhin fleißig an meinen Technikübungen zu arbeiten, aber auch einiges an Zeit darauf zu verwenden, wenn ich zu Hause sitze, zu improvisieren, versuchen wohlklngende Solos und spontane Riffs aus meiner Gitarre zu locken. Und dies macht mir mehr Spaß als alles andere davor.
Außerdem hat es mir dazu verholfen, dass, wenn ich mit anderen jamme, ich mich an jeden Stil anpassen kann. Allein die letzten Monate habe ich sowohl mit einem Jazz-Pianisten viel Spaß gehabt, als auch mit einem Stoner-Rock-Schlagzeuger und einem Speed-Metaller.
Sie alle hatten mir natürlich in gewisser Weise in ihrer Sparte etwas, bis sehr viel, voraus, aber sie alle hatten sehr viel Spaß an der gemeinsamen Jam-Session. Und das ist doch das wichtigste.
 
Julle schrieb:
Zum Thema: ich kenne keinen Gitarristen der letzten 10 Jahre, den ich auf Anhieb erkenne. Davor fallen mir einige ein. Das liegt aber nicht an den Gitarristen, sondern an mir. Die Art und Weise, Musik zu hören, hat sich verändert. Es war früher einfacher für jemanden wie Richie Blackmore, einen dauerhaften Eindruck bei mir zu hinterlassen, da ich mein Taschengeld in den Plattenladen getragen und dann die erworbene LP wochenlang alleine, mit Kumpels und auf beim Knutschen auf Parties hoch- und runter gehört habe.

Könnte ich das mit einem guten Gitarristen heute wiederholen, würde ich den sicher auch sofort wieder erkennen. Und davon gibt es ganz sicher richtig viele.

Gruß, Micha

Da ist sicher etwas Wahres dran.

SängerInnen haben es da wesentlich einfacher. Auch wenn man bisher nur ein, zwei Stücke von xy gehört, erkennt man dieseN direkt wieder, z.B. Norah Jones, Melody Gardot, Rihanna, Amy Winehouse, oder den Mando Diao-Sänger oder den unheiligen Grafen.

Oft wird zurecht argumentiert, dass es am Spieler (Ton aus den Fingern ..., s.a. Groby's obigen voll zugestimmtem Beitrag) und nicht am Equipment liegt. Krass war z.B. George Benson mit einer Strat bei Earth, Wind & Fire in Japan (s. YT). Drücke Santana, Knopfler, Hendrix ... eine beliebige Gitarre in die Hand und er klingt wie Santana, Knopfler, Hendrix ... .

Ich bin mir sicher, dass die meisten Gitarristen irgendwie individuell klingen (alleine durch Anschlag, Spielhaltung, Fingerkraft- und schweiß etc.). Man merkt das ja auch bei sich selbst.
Trotzdem, in die A-Liga der absolut Wiedererkennbaren komme ich nicht. Oder muss man tatsächlich einen Gitarristen erst lange rauf und runter gehört haben, um ihn zu erkennen?
 
guitman schrieb:
SängerInnen haben es da wesentlich einfacher. Auch wenn man bisher nur ein, zwei Stücke von xy gehört, erkennt man dieseN direkt wieder, z.B. Norah Jones, Melody Gardot, Rihanna, Amy Winehouse, oder den Mando Diao-Sänger oder den unheiligen Grafen.
Fin ich zB gar nicht: Mir fällt es total schwer, die ganzen RnB-Heulbohlen auseinander zu halten:
Ich kann da zT nicht sagen, ob da grad Mary J Blige oder Beyonce jodelt ...



Zum Thema der jüngeren Musiker und Bands: ICH bin der Meinung, dass
das handwerkliche Niveau NIE so hoch war wie heute. Daher ist es sehr
schwer, hier noch außerordentliche Duftmarken zu setzen.
Just my 2 Äbbelwoi ...
 
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