So, hier ein kleines Update zum Thema Wide Range Humbucker und meiner MiM ´72 Tele Deluxe...
Kurze Vorgeschichte: Eine Tele Deluxe wollte ich eigentlich schon immer mal gerne. Gebraucht nie was rechtes gesehen, mal eine Roadworn MiM neu bstellt - war aber nix, schlecht verarbeitet und klang nicht besonders. Also zurück. Älter geworden, die Sache eigentlich ad acta gelegt - spiel ja eh kaum noch. Jetzt vor kurzem die Gitarre bei Ebay gesehen, GAS bekommne, die Nerven verloren und mutmaßlich zuviel bezahlt. Egal, hauptsache ich hab sie.
Als sie dann ankam erstmal große Entäuschung. Quasi unspielspar, Hals verzogen, Saitenlage und Intonation desolat. Und so ein Sitar-artiges Schnarren der beiden hohen Saiten. Also zum Gitarrenbauer damit - der war ganz zuversichtlich und hat mir für wirklich kleines Geld ein tolles Setup auf die Gitarre gezaubert. Vielen Dank nochmal an A.P. Gropius in Reutlingen!
Also jetzt hatte ich ein hübsche und gut spielbare Gitarre. Akustisch toll. Eingestöpselt: wie ich ja schon schrieb Sound ok, verzerrt besser als clean aber irgendwie nicht so ganz richtig dolle. Ein bisschen muffig / matschig...
Jedenfalls war ich der Meinung, dass der verstärkte Sound dem akustischen Potential der Gitarre nicht gerecht wird!
Im wesentlichen sah ich jetzt folgende Optionen.:
- Geld investieren in hoffentlich soundverbessernde Uprgades, sprich neue "richtige" Wide Range Humbucker und neue Elektrik (500k Potis).
- Upgrade mit "nicht Modell-korrekten" Pickups, also "normalen" Humbuckern, P-90s o.ä.
- Gitarre so belassen und nach und nach mich selbst zu überzeugen, dass es so für mich im Keller klimpernd doch völlig ausreichend ist
- Gitarre so belassen und versuchen mit möglichst wenig Verlaust zu verkaufen
Und? Wie das halt bei so eine Hobby ist, trifft man nicht immer die rationalsten bzw. wirtschaftlich sinnvollsten Entscheidungen...
Die Elektrik ganz selbsständig zu erneuern habe ich mir wegen nur basalen Lötkenntnissen und der oben diskutierten Serienstreuung von Potis nicht zugetraut. Ich hab mich daher für ein fertig vorverdrahtetes Set (mit angeblich selektierten Potis) entschieden, nämlich dieses:
Dieses Prewired Kit passt perfekt für die Tele Deluxe/Custom Modelle. Das Classic Wiring entspricht dem Modell von 1972. Wer möchte kann das Kit auch mit dem Gibson 50's wiring bekommen. Details: ARTYs WAXED PAPER SKIN 0.02uf oder 0.047uf Capacitor 50‘s Vintage Style CTS 500k oder 250k Audio...
www.artys-custom-guitars.com
Wurde prompt geliefert, gute Bauteile, sieht sauber gemacht aus - war mir den Aufpreis zum selber pfriemeln wert.
Mit den Tonabnehmern war es schwieriger mich zu entscheiden. Insgesamt gibt es zwar eine nicht allzu große Auswahl - aber meistens richtig teuer, Demo Videos / Sound Files oft von fragwürdiger Qualität und mMn keine große Entscheidungshilfe.
Den ersten Gedanken, dass natürlich die Fender CuNiFe Wide Range die beste Wahl wären, hab ich schnell verworfen, als ich kurz eine Fender American Vintage II Tele Deluxe mit diesen PUs hier hatte. Die haben mich klanglich so gar nicht beeindruckt (wobei ich ehrlicherweise nicht sagen kann, ob das an den PUs oder doch mehr an der (für >2000.-) schon fast erschreckend durchnittliche Gitarre lag).
Zufällig bin ich bei Ebay über ein Set Classic ´71 WRHB vom englischen "Boutique" Wickler The Creamery zu einem noch erträglichem Preis gestoßen.
Vintage, Modern & Custom Replacement Wide Range / Tele / Thinline Fender® Humbucker Pickups & Upgrades from The Creamery, Manchester, UK
www.creamery-pickups.co.uk
Da ich bei meinen sonstigen Gitarren meistens mehrer Sets gebraucht habe, um was passendes zu finden, fand ich was Gebrauchtes zum Einstieg in die Materie ein gute und verhältnismäßig günstige Lösung.
Einbau gestaltete sich soweit problemlos. Die verbauten "original" MiM PUs hatten überraschenderweise "nur" einen Widerstand von ca. 8 kOhm, also eher im klassischen "PAF" Bereich. So wie zu lesen ist sind diese PUs wohl auch eher auf WRHB gemachte "normale" HB...
Die neuen kommen mit 9,3 / 10,7 kOhm deutlcih kräftiger daher (ist bei den meisten anderen Anbietern auch so und wohl "historisch korrekt")..
Deshalb war der Sound für mich dann auch erstmal ungewohnt/gewöhnungsbedürftig. Die PUs haben echt richtig Dampf. Viel mehr als ich das von den ursprünglich verbauten und meinen bisherigen (kurzen) Ausflügen in den "PAF" kannte (spiele sonst Strat und "normale" Tele). Aber nach kurzer Eingewöhnungszeit bin ich jetzt doch zunehemend angetan . Mit ein bisschen zurückdrehen der Vol. Pots lassen sich sehr schöne Clean Sounds realisieren. Verzerrt geht dann buchstäblich der Punk ab - aber die PUs sprechen auch hier super aufs Vol. Poti an und klaren beim zurückdrehen schön auf.
Der Umbau hat sich auf jeden Fall gelohnt (funktionell, wirtschaftlich wohl eher nicht) - der Sound ist jetzt sehr viel differnzierter. Das Haupt-Problem der alten PUs, dass sie über den Bass Saiten zu mulmig klangen haben die neuen tatsächlich angedeutet auch noch. Scheint wohl ein Bauart bedingtes Problem der WRHB zu sein. Dieses Phänomen ist bei den Creamerys aber sehr viel weniger ausgeprägt.und gut beherrschbar. Man findet leicht eine gut klingende "Kompromiss-Einstellung" am Amp oder den Pedalen, dass die hohen Saiten nicht zu schrill und die tiefen nicht zu mulmig klingen.
Insgesamt bin jetzt erstmal sehr zufrieden. Ich probier jetzt erstmal noch weiter mit den Möglichkeiten und Interaktionen zwischen Gitarre , PU-Höhe, Volume- und Tone Potis rum (ist als "50s Wiring" verlötet) und versuche, das Potential der Gitarre weiter zu erkunden und auszuschöpfen.
Ich bin mir im Moment noch nicht ganz sicher, ob mir v.a. der Bride PU ( der Neck ist eigentlich perfekt) auf Dauer nicht vielleicht doch zu viel Output hat (obwohl das für eine ´72 Tele Deluxe wohl so gehört - vielleicht wirklich auch nur Gewöhnungssache).
Lindy Fralins Interpretation der WRHB haben ein bisschen weniger Output (9 / 9,7 kOhm) - vielleicht werde ich die in der Zukunft mal als Alternative probieren. Mal schauen....
Bis dahin bin erst mal happy und hab ne Gitarre die mir Lust zum Spielen macht!
In diesem Sinne und mit schönen Grüßen,
Wolfram