Wie lernt man sliden?

juergen2

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Hallo,

habe ordnungsgemäß die SuFu bemüht und auch die Slide-Threads mal durchgelesen. Da ist viel Erfahrungstausch dabei wer wann welchen Bottleneck auf welchem Finger in welcher Saitenlage usw spielt, aber für mich als gänzlich unbedarftem, noch-nicht-rangetraut-Slider fehlen einfach die Einsteigertips.

Mir gehts darum hier und da mal bei einem Titel mal ein Slide-Solo einzustreuen, einfach um mal was anderes zu machen; dafür aber weder die Saitenlage verändern noch in irgendwelchen sagenhaften Tunings rumexperiementieren geschweige denn eine Extra-Slide-Gitarre herzurichten.

Wie gehe ich am besten vor anfangs, wie habt ihr euch rangetastet, welcher Finger, welcher Bottleneck ist besonders anfängerfreundlich?

Vielen Dank für eure Hilfe!

Gruss

Juergen2
 
Hallo Michael,

das ist nicht so ganz einfach, in wenigen Worten zusammenzufassen.
Normalerweise ist es am einfachsten, beim MC zwei Stunden zu nehmen, der kann das gut erklären. Doof, dass er - soweit ich weiß - nicht unterrichtet.

Ich versuche mal (bin ein grottiger Slider) ein paar allgemeine Ansätze zu liefern:

Die Saiten sollten nicht zu niedrig sein.
Versuche mal eine Saitenlage zu finden, die nicht ultraflach ist. Ein Kompromiss, der normales Spiel noch komfortabel erlaubt, aber eben sliden auch.

Nicht zu dünne Saiten
Ich habe schon Leute mit 009er Saiten sliden gehört, und es war toll. Mir fällt es auf etwas dickeren Saiten leichter. Da ich eh 010 auf 046 spiele, ist das als Kompromiss ok.

Der Griffbrett-Radius
Auch hier kann ich nur meine Eindrücke schildern: Je flacher der Radius, desto leichter fällt das Sliden. Mit einem Vintage 7,5er Radius tu ich mir schwer. Wähle zum Sliden die Gitarre in Deinem Bestand, die das flachste Griffbrett hat.

Welches Slide ?
Probieren. Hier gibts es glaube ich kein Dogma.
Ich mag Messingslides, Porzellan auch, Glas nicht so sehr.
Andere wiederum schwören auf die Medicin-Bottles ...

Probier Dich durch, macht Spass !
 
Als ich vor Jahren damit anfing, fragte ich einen Country&Western-Kollegen. Der musste es als guter Slider ja wissen.
Seine Antwort:
Besorge dir ne Klampfe mit Singlecoils, kann ruhig billig sein, stimme das Ding auf E und leg los
Das war irgendwie nicht ganz der Tipp den ich erwartet hatte. Aber heute denke ich, das war der beste Tipp.
 
Hi Jürgen,
komm unbedingt mal zu meiner Blues-Jam-Session nach NK (nächste ist am 11.12) - da ist u.a. auch meist ein wahnsinns Slidegitarrist aus PS dabei. Der wird dir sicherlich einiges vor Ort erklären und gleich zeigen können. Es ist reine Übungssache und ich erfreue mich immer wieder über diejenigen, die das richtig gut beherrschen.

Ich selbst bin kein so guter Slider, aber wenn (im Acoustic Blues Trio), dann nehm ich am liebsten richtig fette Dunlop Glas-Slides, oder echte Bottelnecks aus Selbstfertigung und nutze auf meiner Gitarre dann auch oft so ein Teil:

slidesattel.jpg


Die Saiten sollten schon recht hoch liegen - um so besser klingen die Slidesounds.
Ich denke, unser Mad wird dir auch noch das ein, oder andere als guten Tip nennen können ;-)
 
juergen2":38tptebl schrieb:
Mir gehts darum hier und da mal bei einem Titel mal ein Slide-Solo einzustreuen, einfach um mal was anderes zu machen; dafür aber weder die Saitenlage verändern noch in irgendwelchen sagenhaften Tunings rumexperiementieren geschweige denn eine Extra-Slide-Gitarre herzurichten.
Klar. So fängt jeder an. :lol:

Mach es mal so: nimm Deine Gitarre, stimme die e1 auf d herunter und fang an zu sliden. e1 bis D4 bilden dann ein offenes G-Dur, A5 und E6 vergessen wir mal für den Moment und dämpfen sie nach Möglichkeit ab (überhaupt: dämpfen ist ganz wichtig. Scheppern soll es nur, wenn wir das auch wollen!)

Wichtig ist weiterhein, dass der Slide paßt - wenn es rutscht, vergibst Du Dir Chancen, weil Du ihn mit dem Finger halten mußt, mit dem Du sonst etwas musikalisches tun könntest. Jetzt experimentiere, auf welchem Finger Du den Slide am liebsten magst. Deine Finger werden es Dir mitteilen, wo er sich am Natürlichsten anfühlt.

Hast Du den Finger herausgefunden, kannst Du anfangen zu üben. Und zwar zunächst, den Slide immer so auf die Saiten zu bringen, dass er nur an die Bünde schlägt, wenn Du das willst. Fang am Besten mit dünnen Blechslides an, weil hier der Unterschied zum gewohnten Saitenabstand nicht ganz so groß ist. Die klingen nicht sehr gut, aber man kann damit gut Intonation üben. Wundere Dich nicht, dass kurz nach Beginn der Übungsphase der Tierschutzbund vorbeischaut, um zu sehen, was Du mit Deiner Katze machst - das ist normal.

Jetzt mußt Du entscheiden, welches Material und welche Stärke für Dich passen. Das mußt Du selbst herausfinden und hängt auch von dem Ton ab, den Du erzielen möchtest.

Letzter Tipp: vergiß nicht, nach dem fulminanten Slidesolo für die nächste Nummer die e1 wieder zu stimmen! :hihi:
Und jetzt viel Erfolg!
 
sliden tu ich auch, wenn auch nicht weltmeisterlich, aber immerhin reicht es ja scheinbar aus. es hat mich noch niemand rausgeschmissen.

selber benutze ich ein abegschnittenes stück kupferrohr, aus dem keller, war mal ne wasserleitung. glas kommt für mich nicht in frage, weil ich nach dem slide-einsatz jeweils das teil auf dem boden in meine effekt-kiste werfe, und das überleben die nicht. stahl klingt mir zu derbe, zu hell. (Lennon und Harisson haben plastik-feuerzeuge benutzt ... naja)

die saitenlage verändere ich nicht, ebensowenig die stimmung. erstes bleibt so, weil ich sonst gitarrenwechseln müsste - meine saitenlage ist sowieso nicht so irrsinnig flach, das schadet dem sound, und die stärke der saiten ist die von einem üblichen 0.9er satz.

umstimmen tue ich aus zwei guten gründen nicht: bei normaler stimmung hat man auf den saiten d - g - b einen durdreiklang, auf den saiten g - b - e einen molldreiklang. jeweils zwei saiten bilden eine quart oder ein grosse terz. kleine terzen kriegt man als umkehrung (sexten), indem man g- und e-saite spielt. quinten brauchen wir nicht, weil das umkehrungen der quarten sind. also habe ich alle intervalle und alle grundakkorde unter dem slide liegen und kann alle benutzen.

der zweite grund warum ich nicht umstimme ist folgender: versuch mal, eine saite auf einer gitarre umzustimmen, die ein dive-bomb-fähiges vibrato drauf hat .... du stimmst dich dumm und dämlich, und die saitenlage verändert sich dramatisch. bei stop-tailpiece alles kein akt, aber nicht mit einem floyd-rose, burns (wie ich) oder anderen varianten ..

und danach gehts um die spieltechnik: man soll ein e sliden, den ton. man macht das am 5. bund auf der b-saite ... und es klingt nicht. auf dem 9. bund auf der g-saite klingt es. wieso?? weil bei ersterer variante das über dem e liegende a mitklingt, und so ein a5-akkord entsteht. bei zweiterem klingen die terz und die quinte eine e-dur-akkordes mit. schwupps, klingt ok.

also lautet die regel: spiele einen ton möglichst da, wo er in dem zur zeit aktuellen akkord eingebettet liegt. (man höre sich mal zu dem thema Clapton oder Duane Allman an ... )

übrigens muss man die töne nicht von unten ansliden (schnell ... langsam klingt grausam), sondern man kann sie auch sehr schnell von oben ansliden. Duane Allman lässt grüssen ...

wichtig ist, dass möglichst saiten, die nicht klingen sollen, weil sie falsche töne absondern, abgedämpft werden, das geht am besten mit der rechten hand.

welchen finger an der linken hand man nun verslidet, ist auch geschmackssache. ich benutze den kleinen finger, weil man dann mit den anderen 3 noch ein paar andere sachen spielen kann.

ansonsten: üben, mutig mal richtig ins klo greifen beim üben, macht ja nix, und immer schön auf langanhaltenden tönen oder akkorden ein weitausholendes vibrato fabrizieren. :-)
 
Hach das Thema lässt mich schon wieder schwermütig werden....
Liebend würde ich sliden können. Speziell in meiner Bryan Adams Truppe.
Aber ich glaube ich habe da irgendwie einen anatomischen Nachteil.
Wenn ich den Slide 90 grad zum Griffbrett bzw. zu den Saiten halte,
bekomme ich irgendwann einen Krampf im Unterarm. Scheinbar bin
da einfach zu ungelenk. Habe es deshalb irgendwann aufgegeben...menno!

Grüße
Alex
 
Guten Morgen,

vielen Dank für die Tips, werde da gleich heute Abend mal in den Keller gehen und die Katze quälen :lol: (wir haben tatsächlich 2, Katze und Kater...)

Jörg, du schreibst u.a. "Slide nur auf die Bünde bringen wenn ich das will".
Ich dachte bis dato immer, beim sliden drückt man nur leicht drauf damit man eben genau nicht auf die Bünde kommt und eben sliden, rutschen, kann.
Drückst du beim sliden teilweise ganz runter oder habe ich das jetzt missverstanden?

Am problematischsten ist vermutlich das Üben des seitl. Vibrieren bei parallelem Abstand zum Griffbrett.
Aufgefallen ist mir das v.a. bei diversen Rory-Gallagher-DVDs.
Habe daraufhin mal mein eigenes Spielen beobachtet, mein Vibrato kommt beim normalen aus den Fingern, nicht aus dem Handgelenk; mit Bottleneck muss ich aber wohl aus dem Handgelenk vibrieren oder?

Maggy, kannst du mir mal bitte den genauen Ort und Zeit der Blues-Session durchgeben? Wie es aussieht könnte ich da evtl. sogar.
Dürfen da auch Rackuser hin oder muss ich das dann erst mit Tweed überziehen... :oops:

Viele Grüße

Juergen2
 
juergen2":2po1yhd1 schrieb:
Maggy, kannst du mir mal bitte den genauen Ort und Zeit der Blues-Session durchgeben? Wie es aussieht könnte ich da evtl. sogar.
Dürfen da auch Rackuser hin oder muss ich das dann erst mit Tweed überziehen... :oops:

Moin Jürgen,
ich werde, was die Blues-Jam-Session betrifft weiter ***unten in Zukunft regelmäßig posten. Mitbringen musst du nur deine Gitarre. Anlage und Amps sind reichlich vorhanden - so'n Tweedzeugs halt :lol:

***Gussu hier: http://www.guitarworld.de/forum/viewtop ... tml#166259

Slide nur auf die Bünde bringen wenn ich das will

Damit meinte Jörg wahrscheinlich eher, dass du nur sliden sollst, wenns dir auch Spaß macht. Das Slide gleitet nur über die Saiten - musste nicht drücken ;-) Bei Gitarren mit ultraflacher Saitenlage ist das Sliden natürlich nicht so einfach - also Saitenlage etwas höher einstellen - klingt dann eh besser!
 
juergen2":3i9ywff8 schrieb:
Jörg, du schreibst u.a. "Slide nur auf die Bünde bringen wenn ich das will".
:lol: :lol: :lol: War ein Scherz! Manche Slider setzen das als gelegentliches Stilmittel ein, und lassen den Slide mal gegen die Bünde scheppern. Anfangs wird es Dir aber öfter unabsichtlich passieren. Ganz besonders, wenn Du es auf Deiner normalen Klampfe mit dünnen Drähten und flacher Saitenlage machst.
juergen2":3i9ywff8 schrieb:
Am problematischsten ist vermutlich das Üben des seitl. Vibrieren bei parallelem Abstand zum Griffbrett...
mit Bottleneck muss ich aber wohl aus dem Handgelenk vibrieren oder?
Eher nicht. Der Daumen dient ja nur dazu, den Kontakt mit dem Hals zu behalten. (Bei der Lapsteel hat er am Hals überhaupt nichts zu suchen.) Ich vibriere durch Parallelverschiebung inclusive Daumen.
 
Pfaelzer":1w29pxkt schrieb:
mad cruiser":1w29pxkt schrieb:
Ich vibriere durch Parallelverschiebung inclusive Daumen.
-> http://de.wikipedia.org/wiki/Parallelverschiebung :lol:

Magman":1w29pxkt schrieb:
mad cruiser":1w29pxkt schrieb:
Ich vibriere durch Parallelverschiebung inclusive Daumen.
Mensch Jörg, was man nicht so alles an sich bekommt in den langen Jahren des Daseins! Gute Besserung :mrgreen:

Ach Männer, Ihr seid sooooo gut zu mir! :hihi: :winke:

Jetzt tut mir noch den Gefallen und erklärt dem Michael Jürgen 2, was ich gemeint hatte. :lol:
 
Hi,

hätte ich gewusst daß ich zum Gitarre spielen axiomatisch affine Geometrie brauche hätte ich lieber Bass gelernt...***duck und weg***

Ich denke ich habs verstanden, ich probiere mal die verschiedenen Arten des Vibrierens aus, mit und ohne Daumen.

Ich hab ja noch 2 ungenutzte Bastelcaster daheim liegen, ich denke zum Einsteigen und Üben werd ich da eine doch mal mit 10er bestücken und mit hoher Saitenlage einstellen.
Wenn ich dann mal zarte Fortschritte gemacht habe werd ich es einfach mal auf meinen Gebrauchsstrats versuchen (9er, tiefe Saitenlage), vielleicht klappt es so besser.

Auf jeden Fall schumol deggmols merci für die Tips!

Viele Grüße

Michael Juergen2
 
stratovari":3glrgrfi schrieb:
Aber ich glaube ich habe da irgendwie einen anatomischen Nachteil.
Wenn ich den Slide 90 grad zum Griffbrett bzw. zu den Saiten halte,
bekomme ich irgendwann einen Krampf im Unterarm. Scheinbar bin
da einfach zu ungelenk. Habe es deshalb irgendwann aufgegeben...menno!

dann versuch doch mal einen bar von einer lapsteel zu nehmen und von oben zu spielen. ist ne gewöhnungssache. oder gitarrenhals beim sliden etwas höher halten, dann ist der knick im handgelenk nicht so übel.
 
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen, nämlich der Motivation:
Mich hat am meisten motiviert, auf einer in einem offenen Akkord gestimmten Klampfe herumzurutschen. Z.B. open G. Das klingt immer gut, im Gegensatz dazu, wenn deine Gitarre normal gestimmt ist (was du ja nicht ändern wolltest).
Das Slide habe ich am kleinen Finger und es ist auch ein recht langes, damit ich schnell an jede Saite komme. Metall klingt in meinen Ohren schmutziger und deshalb geiler, aber ist Geschmacksache.
Auch sehr motivierend ist sowas hier:
 
whiteaxxxe":33xqm6jd schrieb:
...
selber benutze ich ein abegschnittenes stück kupferrohr, aus dem keller, war mal ne wasserleitung. glas kommt für mich nicht in frage, weil ich nach dem slide-einsatz jeweils das teil auf dem boden in meine effekt-kiste werfe, und das überleben die nicht. ...

Moin,
das kommt darauf an. Mein Glas Slide hat jahrelang einen wöchentlichen Sturz aus ca. 1m Höhe auf die verschiedensten Materialen überlebt. Ist allerdings auch nicht das dünnste. Irgendein Standardding von Dunlop, so ca. 3,5mm dick. (Möchte gerade nicht nachmessen gehen *schnief*)
Das schwierige an dieser Aktion war eigentlich nur, das Ding wiederzufinden. Es hat geholfen zu schauen wo es hinrollt ;-)
Ciao
Monkey
 

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