JohnnyT schrieb:
Hallo Jonas,
mit dem "frech" hast Du natürlich recht, aber ich versichere Dir, das war nicht böse gemeint.
Rein beruflich muss ich vieles rein pragmatisch sehen, so auch die Sache mit der Entlohnung:
Jemand fragt mich, ob ich auf seiner Hochzeit Musik mache, ich sage ihm, was ich dafür haben will. Entweder er sagt Ja, oder Nein. Wenn er Nein sagt, hat er mir nichts weggenommen.
Wenn er ein Gegenangebot macht, kann ich Ja oder Nein sagen. Wenn ich Nein sage, hat er mir ebenfalls nichts weggenommen.
Das hat m. E. weder etwas mit Verarsche, Hinnehmen, Weggucken, noch mit einem gesellschaftlichen Problem, wie fehlende Wertschätzung, zu tun. Freie Marktwirtschaft eben.
So weit zur "Kunst", im Berufsleben sieht's, zumindest in unserem Unternehmen, ähnlich aus.
Ständig kommen Anfragen und Bewerbungen von Studenten und Absolventen zu offenen Stellen oder Praktika. Praktikanten müssen eingearbeitet und angeleitet werden, sprich benötigen Ressourcen, und diese sind begrenzt. Wenn wir nun aber keinen Bedarf an Praktikanten haben, und dies auch mitteilen, kommt fast immer der Satz: Ich komme auch für ganz wenig, Notfalls auch ohne Bezahlung.
Wir sind keine Sozialstation und keine Helden oder Wohltäter, aber dennoch vergeben wir Hin und Wieder solch eine Stelle für einen begrenzten Zeitraum. Ich muss einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen (Büro oder Produktion, manchmal beides), einen Mentor, Arbeitskleidung . . .
Der Mann oder die Frau bindet erstmal Ressourcen. Punkt. Und immer im Hinterkopf behalten: Wir haben keine Stelle ausgeschrieben, keinen konkreten Bedarf, der Mann hat bei uns angefragt, aus welchem persönlichen Beweggrund auch immer.
Wenn ich den Leuten dann sage, Praktikum Ja, aber nur Mindestlohn, Anstellung Nein, ist es logisch, dass diese sich dann währende des Praktikums anderweitig bewerben. Sollen sie. Jeder muss Geld verdienen.
Aber dann bitte nicht im Nachhinein vorwerfen, wir würden ausbeuten oder dergleichen. Wir haben niemandem etwas weggenommen, niemanden etwas verwehrt. Offene Karten von vornherein. Für mich ist da nichts Anstößiges zu entdecken.
Das heißt natürlich nicht, dass es keine Ausbeuter gibt, aber so lange ich niemandem etwas wegnehme oder Grundrechte o. dgl. verwehre, halte ich den Versuch i. d. R. für nicht strafbar. Weder in der Kunst, noch anderswo.
Grundsätzlich teile ich in vielen Bereichen aber Deine Ansicht zur fehlenden Wertschätzung und auch einem Verfall von Sitten und Moral.
Gruß
Horst