Hallo,
ich hab die komplette Studie vor etwa einem halben Jahr gelesen. Sie wurde auch in anderen Foren erwähnt und diskutiert und mir fällt dabei auf, dass dem Herrn Zollner nach kurzer Zeit so etwas Betriebsblindheit unterstellt wird, er sei ja quasi nur Physiker und kein Musiker (?) ... und am Ende kehrt ein konsumorientierter Grundkonsens ein, dass jeder doch spielen und kaufen soll, was er will, weil jeder werde am besten mit seinem Zeug glücklich usf.
Das mag ja sein, dass jeder mit seinem Zeug glücklich werden können sollen darf, doch ändert das nichts an der Studie und an den Hinweisen, dass so pauschal geäußerte Aussagen wie "Holz x klingt warm" nicht mehr als Marketingblabla sind.
Wissenschaftliche Studien brauchen Diskurs. Jeder, der Fehler findet, Anmerkungen machen, Fragen stellen möchte, kann zumindest eine E-Mail an die entsprechende Stelle schreiben. Der Herr Zollner bietet Workshops an und die Studie steht fast komplett im Netz. Das ist doch erstmal 'ne feine Sache.
Die Studie greift auch niemanden an, der mit seiner Gitarre zufrieden ist. Niemandem wird seine teure Mahagonilespaul madig geredet und niemandem wird seine 90-Euro LP-Kopie in den Himmel gelobt. Darum geht es nicht.
Zollner erklärt systemische Zusammenhänge des Instruments und will diese mit der Studie erforschen. Eine Frage ist dabei, welchen Einfluss die Holzart bzw. das Material von Holz, Griffbrett, Body usw. auf die Saitenschwingung (und damit auf den Sound) haben.
Und er legt deutlich nachvollziehbar nahe, dass bei einer E-Gitarre nicht die Schwingung des Holzes übertragen wird, sondern die Saitenschwingung mittels Pickups abgenommen wird.
Die Saiten liegen nicht direkt auf dem Holz auf, sondern an Steg, Sattel und Bünden, weswegen deren Beschaffenheit und Material für die Studie herangezogen wird.
Das Holz und die Konstruktion der Gitarre dämpft die Saitenschwingung. Wie groß der Anteil dieser Dämpfung ist, soll untersucht werden.
Es wird ebenso auf die Saitenwahl, deren Material und Beschaffenheit eingegangen. Jeder kennt das Phänomen brillant klingender neu aufgezogener Saiten, die nach ein paar Wochen weniger brillant klingen. Nicht schlecht, nur weniger brillant.
Jeder kennt das Phänomen, dass Saiten, die mit unterschiedlichen Plektren angeschlagen unterschiedlich klingen, dass der Anschlagwinkel, die Anschlagstärke und die Anschlagposition auf der Saite Auswirkung auf den Klang hat. Ebenso beim Fingerpicking. Und nicht zu vergessen, die Greifhand beim Abdämpfen der Saiten am Bund, beim Vibrato, Bending usw.
All diese Spieltechniken, diese Fingerarbeit, haben Einfluss auf den Klang, weil sie an der Klangquelle, der Saitenschwingung, einsetzen.
Deswegen gibt es manche, die behaupten, der Ton komme aus den Fingern.
Alles weitere (Verzerrung, Effekte, Verstärkung, Lautsprecher, Raumakustik, Hörschäden der Musiker usw.) ist nachgeschaltet.
Für die Tonformung ist demnach die Spielweise entscheidend.
Aber man möchte wissen, welchen Anteil die Konstruktion und Material des Instruments auf den Klang hat.
Ein weiterer Aspekt ist die sog. Spielbarkeit: Das Instrument kann Spielweisen erschweren, wenn es ergonomisch nicht zum Spieler passt, wenn es unpassend eingestellt ist.
Und ich nehme an, dass es vor allem solche gut verarbeiteten und eingestellten Instrumente sind, die Spielern angenehm in Erinnerung sind.
Hier müssen die verschiedenen Aspekte differenziert werden. Auch das ist Aufgabe in einer solchen Studie.
Was ist für mich als Gitarrenspieler unabhängig von der Studie für die Tonformung zu beachten?
Fingerarbeit
Spielbarkeit des Instruments (Passt mir die Gitarre - zu meinen Händen, vor meinen Bauch? Hab ich den Gurt passend eingestellt - Spielbarkeit vor Coolheit! Und ist sie bestmöglich eingestellt?)
Tonabnehmer, Verschaltung (Poti-Einstellung), Effekte, Verstärker, Lautsprecher, Raum, Ohren.
Warum hab ich das jetzt alles geschrieben?
viele Grüße,
der StratDrache