Hallo Rabe,
danke für Dein nun wohlwollendes und sachliches Schreiben.
Ich habe nie behauptet, lediglich zwei Gitarren besessen zu haben.
Es ging in dem Thread um eine Aldi-Strat, und darüber habe ich mich geäußert. Ich sah überhaupt keine Veranlassung weder meine Gitarren, meine „Verflossenen“ und die momentanen, aufzuzählen, noch über meine Musikervergangenheit zu schwadronieren. Denn das tut erst mal nichts zur Thematik und meine Ansichten werden dadurch auch nicht wahrer oder kompetenter, denn Argumente sollten für sich sprechen. Ich habe aber auch deutlich gemacht, und nicht ausgeschlossen, daß mich meine Erinnerung auch trügen kann. Schließlich habe ich meine Instrumente hauptsächlich gespielt und nicht ständig in ihrem Innenleben geforscht.
Du hast den Link zur Abhandlung des „DerOnkel“ angegeben. Aber dort wird doch meine Aussage sinngemäß bestätigt. Ich zitiere das Resümee des „DerOnkel“, der bestimmt nichts gegen das kurze Zitat einzuwenden hat:
„Die akustische Gitarre liefert den durch den Korpus betonten Teil der Saitenschwingung und die Elektrogitarre liefert den Teil, der nicht durch den Korpus betont wird.
Die ideale Elektrogitarre hätte folglich eine nichtschwingfähigen Korpus. Er soll nicht resonieren, um die Saitenschwingung nicht zu dämpfen.“
Was habe ich denn sinngemäß und mit meinen Worten anderes geschrieben ?
Dabei war meine Anmerkung zur akustischen (Nicht-) Funktion des Korpus eher ein Nebensatz, mir ging es eher um das Material des damaligen Korpus, das ganz offensichtlich noch nicht einmal dazu taugte simple Holzschrauben vernünftig aufzunehmen. Nach einmaligem Herausschrauben waren die Gewinde im Holz z.T. bereits verkorkst, richtig ausgefranst, ich hatte beim Wiedereindrehen den Eindruck, in Pappe, Papier oder so was rum zu stochern.
Es war doch überhaupt nicht die Intention der „Brettgitarren“-Erfinder, das Korpusbrett in die Klangbildung und/oder Tonverstärkung einzubeziehen, sondern es sollte rein die von mir bereits aufgezählten Funktionen erfüllen (u.a. Platzhalter, Formgestaltung, Ergonomie). Selbstverständlich wird kein Hersteller Material und geometrische Form willkürlich wählen können sondern muß mindest die erforderlichen technisch physikalischen Begebenheiten berücksichtigen (Hauptsächlich die Saitenzugkräfte) damit das Material nicht schon per se zusammenbricht oder durch sein Eigenleben Saitenschwingung verschluckt (das darf ich doch als allgemein bekannt voraussetzen).
Deshalb wird auch kein Hersteller auf die Idee kommen, den Korpus aus Erdbeereis machen zu wollen. Hier ist das Erdbeereis- Posting noch nicht mal witzig, es diente nur dem Versuch, sich mit dritten über mich lustig zu machen, zeigt aber in Wahrheit, daß der Schreiber und seine Mitläufer meine Ausführungen nicht verstanden hat oder nicht verstehen will, und sich eigentlich selbst lächerlich gemacht hat.
Daß das Korpusmaterial und seine Geometrie praktisch marginal klangbeeinflussend ist, schließe ich überhaupt nicht aus, ist aber unbeabsichtigt und zufällig, und bewegt sich eh in so kleinen Bereichen, die wie ich schon sagte, in den folgenden gewollten Klangbeeinflussungen (Klangregler an Gitarre, Effektgeräte, Verstärker) untergehen.
Meine Formulierung „..zusammengeleimtes Mischmasch aus Holzabfällen..“ ist vielleicht etwas unglücklich gewählt, eigentlich meinte ich schlicht Preßspanholz. Preßspan ist prinzipiell ein moderner Werkstoff der sehr gute Eigenschaften aufweist, wie Formbeständigkeit, Festigkeit, Homogenität (Astlöcher und Einschlüsse prinzipiell nicht vorhanden) und je nach Struktur hoher Dämpfung. Es hat bei guter Qualität aber auch ein hohes Gewicht. Ihm haftet dennoch ein Billigimage an, weil die Möbel-Presspanplatten meist minderer Qualität sind, mit schlechter Homogenität, vielen Lufteinschlüssen, damit es leichter ist und weniger Holz bedarf (da kann schon mal ne Schraube ins Leere greifen...).
Bei der Strat sah es unter den Abdeckungen in den Aussparungen. aus, wie soll ich sagen, wie in einer Gerümpelkammer. Fender wollte offenbar jedes Gramm Lack sparen und in den Aussparungen waren nur Lackfragmente, Lacktropfen und Gekrotzel. Selbst das wurde bei der Strat-Copie nachgeahmt. Bei einem 49,50 Euro Instrument ist das verzeihlich, aber bei einem 1800,-DM Instrument ist das einfach peinlich wie ärgerlich, obwohl es nicht funktionsbeeinflussend ist und unsichtbar weil unter Abdeckungen versteckt.
Gerade weil dort kaum Lack anzureffen war, meine ich, daß dadurch die Holzstruktur erkennbar war. Und mir schwebt da ein Bild vor Augen, als ob der Korpus aus Preßspanholz gewesen sei. Allmählich zweifele ich aber an meinen Erinnerungen, denn ich erinnere mich, daß an den beiden längeren weit rausstehenden Holzschrauben, an denen der Winkel mit den 3 Zugfedern hängt, regelrecht Holzspäne abstanden. Dann kann es aber kein Preßspan gewesen sein. Nun fällt mir noch eine Erklärung für die verkrotzelten Gewinde ein. Kann es sein, daß der Strat-Koprus zum Zwecke einer glatten Oberfläche gespachtelt war (und ist) ?. Wenn das so ist, und die Spachtelschicht barbarisch dick gewesen sein sollte, könnte sich ja dadurch erklären, warum die Gewinde so zerfranzt aussahen, weil die Schrauben zum Teil im Spachtel rumwühlten, sie schlicht zu kurz waren
Ich kenne mich zwar in der Holzverarbeitung nicht so aus, aber ich könnte mir vorstellen, daß es heute Holverarbeitungsmaschinen gibt, die Holz so glatt wie einen Kinderpopo spanend verarbeiten können und spachteln sich erübrigt. Und da Spachteln (und das darauf folgende Feinschleifen) zeit- und kostenintensive Handarbeit ist, wird die Aldi-Strat (und Co) wohl nicht gespachtelt sein, was Qualität und Funktion als Musikinstrument in keiner Weise schmälert, aber sich u.a. dadurch der günstige Preis erklären läßt.
Ein günstiger Preis heißt nicht zwangläufig schlechte Qualität. Die ersten CD oder DVD Brenner (wie überhaupt alle Erstgenerationen bei. Konsumgütern) waren sehr teuer, kosteten 1000,- DM und mehr, heute bekommt man die Brenner für 50 Euro quasi nachgeschmissen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Entwicklungskosten amortisiert haben, die Massenfertigung verfeinert optimiert und verbilligt wurde Aber niemand rümpft dabei abwertend die Nase, das sei minderwertiger Schrott.
Aber bei einer Aldi-Start wird dies fast reflexartig getan, da wird einfach nicht die Möglichkeit eingeräumt, daß sich auch hier der günstige Preis durch neue Fertigungsmethoden und vor allem Massenfertigung erklären läßt. Zudem hat das Strat-Design an Exlusivität eingebüßt, so mancher, der für Sohnemann so ein Billigteil kauft, ist sich wohl gar nicht bewußt, daß es überhaupt eine Strat und einen Kult darum gibt, wäre deshalb auch nie bereit, nur für ein Design mehr Geld auszulegen.
Schade, leider hatten die meisten hier nur Spott für mich übrig, kaum jemand konnte oder wollte konkret meine Angaben bestätigen oder widerlegen oder mindestens sachlich auf meine Argumente eingehen. Offenbar fühlen sich hier viele pikiert, weil ich ihre „heilige“ unnahbare, über alle Zweifel erhabene Strat „beleidigt“ habe.
Statt sich sachlich auseinanderzusetzen, treiben sie kollektives Mobbing (was anders ist es nicht), wie in Kindergarten oder Schule, bei denen man den “Neuen“ zeigen will wo der Hammer hängt, das man als Neuer erst mal ein Störfaktor ist im Kreise der alteingessenen Forenteilnehmer, die sich am liebsten ständig gegenseitig vorbeten, wie schön und harmonisch doch die Gitarrenwelt ist.
Obwohl ich niemandem was getan habe, bellt man mich hier von allen Seiten an.
Solcher grobschlächtige respektlose Umgang, dieses übertriebene Kokettieren mit „Coolnes“ ist ja in Internetforen an sich leider fast schon die Regel, daß aber ein solches Klima auch in einem Musikerforum anzutreffen ist, erstaunt mich schon.
Denn an sich sind Musiker (richtige, die mit Herzblut), sanftmütige, sinnliche, sensible eher introvertierte den Musen zugeneigte Naturen (also meine „Seelenverwandten“), die auch ein gutes Stück schicksalsbedingten Leidensdruck in sich tragen, und somit auch etwas (musikalisch) zu erzählen haben.
Auch sind sie in der Lage, über ihre Gefühle zu sprechen, denn erst dann können sie ja auch ihre Gefühle in Musik umsetzen, eben seelenvolle Musik machen.
Solche Züge muß ein richtiger Musiker schon mitbringen, die reine Beherrschung des Handwerks reicht da nicht.
Deshalb bezweifele ich, ob es sich bei den Pöblern hier um solche von mir definierten echten Vollblutmusiker handelt.
Ich werde mich aus dem Forum wieder ausklinken, das Klima liegt mir einfach nicht. Tut mir leid für jene, die sich vielleicht ernsthaft mit mir unterhalten wollten.
Ach ja, laßt mich als alten Hasen noch einen Tip mitgeben.
Ich habe stichprobenartig in Eure vorgestellten Musiken reingehört. Da sind in der Tat Gitarristen bei, die handwerklich besser als so mache Gitarrenheros sind, keine Frage.
Nur macht die Fähigkeit, akademisch sauber 1000 Anschläge in der Sekunde zu schaffen noch lange keine seelenvolle Musik. Man muß auch was zu erzählen haben.
Das bloße aneinanderreihen reiner von Gitarrenheros übernommenen Phrasen, Sounds, Effekten, Verzierungen oder Gimmicks macht auch noch keine seelenvolle Musik, wirkt eher wie Effekthascherei.
Und immer wieder machen Laienmusiker in ihren eigenen Werken den Fehler, das ganze zu sehr aufzublasen, zu überfrachten, immer bestrebt mit seinem Können zu kokettieren, und das bombastischste epochalste Werk des Jahrhunderts zu kreieren. Darunter leidet sehr stark besonders der Erkennungswert eines Themas, und wird deshalb auch nicht vom Massenerfolg gekrönt werden.
Es ist ähnlich wie bei Hobbyfilmern. Deren Filme sind in der Regel auf Anhieb erkennbar, weil sie nämlich ständig zoomen, schwenken, überblenden usw, also ein „zappelndes“ überfrachtetes unruhiges Etwas produzieren. Das machen sie deshalb, weil sie zu sehr ökonomisch denken, sie haben viel Geld für ihre Kamera ausgelegt und wollen die teuer bezahlten Funktionen der Kamera aus ausgiebig nutzen.
Analog dazu haben Freizeitmusiker auch viel Geld für ihr Equipment ausgelegt (auch GES), bis hin zur Software, die in der Lage ist, 50.000 Tonspuren, und alle erdenklichen Effekte bereitzustellen (vor 30 Jahren konnte noch nicht einmal ein Studio davon träumen). Nun wollen sie, ebenso zu sehr ökonomisch denkend, das ganze ebenso weidlich nutzen. Deshalb wird exzessiv alles eingesetzt, überfrachtet, noch ne Begleitspur dazu, noch ein Begleitgeplänkel usw. denn es soll ja ein großes Werk werden.
Meine Kritik mache ich sogar gegenüber Gitarrenheros. Z.B. wollte Hendrix am Ende von seinem Triokonzept abkommen, wollte immer mehr Musiker um sich scharen, er hat offenbar selbst nicht begriffen (oder seine Manager ?) welche musikalische Kraft in seinem Triokonzept steckte, das bringt so manche 20 köpfige Band mit 5 Sythesizertürmen und 8 Gitarren noch nicht einmal ansatzweise zu stande. Es ist durchaus möglich, und es gibt zahllose Beispiele, daß eine Band über ihre gesamte erfolgreiche Karriere bei der ursprünglichen Besetzung geblieben ist, anders überhaupt nicht denkbar wäre.
Bei einer Band kommt ein großes menschliches Problem hinzu (alles selbst zur genüge erlebt), jeder will „Frontmann“ sein, sich in den Vordergrund spielen, zeigen was er kann. Das kann nicht funktionieren, darunter leidet die Kunst, und deshalb sind viel Bands kaputt gegangen, bzw. waren die Rausschmisse und Fluktuationen der Mitglieder hoch. Hier ist Teamgeist angesagt und die Einsicht, das nur einer Frontann sein kann, wie der Name schon sagt (das jeder mal eine Solo hinlegen kann ist ja ein guter Kompromiß).
Weiter gibt es das Problem, das bei einer Band, oft entstanden aus Schul-Freundschaften, der „Boss“ ein Konzept verfolgt, verfolgen muß, das er eigentlich gar nicht wollte. Würde ein Trio passen, bleibt es aber bei dem Quartett, weil niemand den an sich überflüssigen vierten Musiker rauswerfen will, weil sie nun mal befreundest sind und ihm nicht vor den Kopf stoßen wollen. So können an sich eherne Gefühle wie Freundschaft in der Tat hinderlich sein an der Bildung einer künstlerisch sinnvollen Band-Formation, weil man den 4. Mann aus freundschaftlichen Gefühlen heraus „mitschleppt“. Menschlich alles nicht so einfach.
Ein Thema für sich, sind die Mitläufer, die auch mal eine Kabel tragen wollen, Hauptssache sie können so tun als ob sie zur Band gehörten. Da kann dann schon mal vorkommen daß so jemand hinter der Bühne rumlaufender übers Hauptstromkabel stolpert und es aus der Wand zieht (au weia...alles schon erlebt). Da muß man resolut sein, und die Mirläufer einfach in ihre Schraken weisen, ja es zu solche Scharen von Mitläufern gar nicht erst kommen lassen darf. Hendrix z.B .war nicht so resolut, zu gutmütig, zu friedfertig, zu harmoniebedürftig (ein Vollblutmusiker eben). Bekanntlich tänzelten bei seinen Auftritten ständig seine “Tourbegleiter“ auf der Bühne rum, weil sie angeblich irgendwas an der Technik zu fummeln hatten („seht ihr mich auch alle, ich gehöre dazu ...“). Alles nicht so einfach, da muß man wissen auf was man sich einläßt.
Jedenfalls, liegt die Kunst im Minimalen, und vor allem im Wiedererkennungswert.
Analysiert mal die großen Hits, ihr werdet staunen, wie simpel das alles ist. Das meine ich jetzt nicht abwertend, sondern es ist eine große Kunst, mit wenig viel zu erreichen, vor allem die Herzen der Zuhörer.
So, nun belästige ich Euch in Zukunft nicht weiter mit meinen langen Abhandlungen, und meiner Neigung, immer vom hundertsten ins tausendste zu kommen..
In diesem Sinne, Wuschel