Hallo Piero,
gutes Review … dies wird jetzt fast auch eins ;-)
Das Axe ist seit ca. 2 Jahren auch bei mir im Einsatz und ich kann Deine Anfangs-Erfahrungen 1:1 nachvollziehen.
Ich werde wahrscheinlich nie kapieren, wie man ein User-Interface mit einer solch unterirdischen Haptik entwerfen kann. Letztendlich will man doch den Anwender auf seine Seite bekommen. Der "Wohlfühlfaktor" wurde hier definitiv komplett ausser Acht gelassen (vielmehr wurde in Optik/Bedienung auf das Interface des TC G-Force geschielt).
Das hat aber auch seine besten Jahre hinter sich, was das Display und die Bedienung angeht.
Ich habe es trotz alledem nie verkauft und genau das ist mein Ansatz - die Qualität der Sounds.
Am Anfang gab es Tage, da hätte ich das Axe am Liebsten exorziert (Pfahl durch die CPU, Weihwasser etc...).
Getrieben von den "guten" Soundfiles im Web wollte ich mir einfach nicht eingestehen, das nicht auch hinzubekommen. Aber ich dachte mir, irgendwo in diesem Byte-Nirwana muss doch mein "Kopf-Referenzton" schlummern.
Was mir definitiv den Anfang schwer gemacht hat, war meine Klischee-Denke, das Ding würde auch leise gigantisch klingen und beim Recording mit den gleichen Parametern gleich gut, wie über eine Röhren-Endstufe mit Box.
Meiner Erfahrung nach ist dem nicht so ...
Deine Beschreibung des Eindruckes, es höre sich so an, wie wenn einer im Nebenraum spielt, trifft es auf den Punkt.
Dass Du versucht hast dem entgegen zu wirken, zeigen Deine Parameter (Cab-Auswahl etc.).
Einige Einstellungen verstehe ich wiederum nicht ...
Mein Tip wäre ein parametrischer EQ am Ende der Signalkette gewesen - dadurch kann der teilweise topfige/nasale Ton bei geringem Pegel kompensiert werden oder ein Höhen/Bass-Abgleich für leise und laute Umgebungen vorgenommen werden.
Worauf ich hinaus will ist aber, die Zeit die Du mit diesem Apparat verbringen musst, um festzustellen welche Parameter Du nicht benötigst, ist enorm.
Das ist wie mit Computerspielen - man hat nach Stunden immer ein schlechtes Gewissen: „Hätte man mit seiner Zeit nicht was sinnvolleres anfangen können“.
Mittlerweile habe ich mir passende Amp-Modelle rausgesucht und weiß nun langsam, wo ich hinfassen muß, dass es so oder so klingt.
Aber eins gilt immer wieder - es muss auch hier eine gewisse Kalotten-Auslenkung erfolgen um die Frequenzen, die der gemeine Gitarrist hören will, zu übertragen. Dies begünstigt auch die Effektivität der Parameter des Axe.
Ich kann jedenfalls zu keinem meiner "echten" Amps einen signifikanten Qualitätsunterschied ausmachen, solange ich eine gute Röhrenendstufe benutze. Den Aussagen an anderer Stelle, das Axe fühle sich nicht wie ein "richtiger" Röhrenverstärker an, halte ich entgegen: Es kommt auf die Qualität der Verstärkung an.
Z.B. Amp-Model "Bogner Ecstacy Red" (über Atomic Reactor): Das Original hat ein relativ dunkles Voicing, ist bei vielen Aufnahmen sofort rauszuhören ... für mich mein Referenz-Lead-Sound (egal ob Original oder A-FX). Der Ton des Axe-Models ist überaus detailreich und rund, die Saitentrennung ist klasse, die Bässe federn und es schmatzt und quietscht je nach Anschlag. Ob sich das allerdings im Band-Kontext bewährt, kann ich nicht sagen, da ich hier keinerlei Erfahrung habe.
Ich kann nur sagen "Der Fachmann staunt und der Laie wundert sich" - hier gab es schon einige erstaunte Gesichter, als alte Hasen mit offenem Mund vor der Kiste standen. Das Original ist definitiv nicht "besser" - könnt ihr gerne bei mir testen, ich lasse mich jederzeit eines besseren belehren. Welche Models nun „authentisch“ klingen, ist dagegen ein anderes Thema - hierüber kann man natürlich geteilter Meinung sein, ist aber für mich unerheblich.
Ich bin also ein "vom Sound her" glücklicher Axe-Anwender, der trotz allem niemals seine "echten" Amps verkaufen würde. Dennoch kann ich alle gut verstehen, die nicht bereit sind die Zeit zu opfern, den Möglichkeiten gerecht zu werden.
Für die Skeptiker zum Thema Dynamik und Ansprache bei High-Gain-Sounds empfehle ich das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=G9eJQnkCvN8
(Man achte auf den Gesichtsausdruck des Delinquenten bei einigen Passagen und schaue sich auch einige „Nicht-AXE“-Clips von ihm an um zu sehen, dass er was von Gain-Sounds versteht ...)
P.S.: Warum redet eigentlich keiner von den Unzulänglichkeiten der Original-Amps ? ;-)
Gruß
Devin