gitarrero100":2figfeg8 schrieb:Woody":2figfeg8 schrieb:Ich habe z.B. oft einen Heidenspaß beim Üben.
Hi,
und wie machst du das??? Ich weiß der Link von dir erklärt das? Leider ist mein English derzeit nicht so ausgeweitet, dass ich das so penibel übersetzen kann.
Wäre sehr schön, welche mentale Übung oder was auch immer du benutzt, anwendest um beim Üben ein Bombenspaß zu haben.
Hallo zusammen,
ich hab hier mal einen neuen Fred aufgemacht.
Der Link von oben ist dieser: Mihaly Csikszentmihalyi: Creativity, fulfillment and flow
Ok, also Üben mit Spaß.
Für viele scheint sich das auszuschließen.
Man steht dumm im stillen Kämmerlein, wenn man sich doch eigentlich mit den Freunden oder der Freundin verlustieren könnte, und nudelt stumpf vor sich hin.
Das muß nicht so sein.
Mit dem neuen Practice-Master von Woody wird das bald der Vergangenheit....

Zunächst ist das natürlich eine Einstellungsfrage.
Ich verbringe mindestens 90% der Zeit, in der ich Gitarre spiele, allein zu Hause.
Viel der Zeit übe ich.
Gitarre spielen soll ja Spaß machen.
Wenn dann das Üben keinen Spaß macht, ist das Kosten/Nutzen-Verhältnis irgendwie blöd.
Also muß ich zusehen, daß mir Üben Spaß macht, weil ich sonst viel Zeit auf ätzende Dinge verplempere, und dafür ist das Leben nun tatsächlich zu kurz.
Das Video oben erklärt einen Teil davon.
Zunächst hatte ich es verlinkt nur um zu zeigen, daß solche Flowzustände tatsächlich auftreten.
Auf die Nachfrage hin, wie ich mit Spaß übe, habe ich noch mal drüber nachgedacht, und festgestellt, daß dieses Video quasi ein Rezept liefert, wie man beim Üben in den Flow gelangen kann.
Ich hab die passende Folie noch mal gefunden:

Wir sehen hier Ergebnisse einer Befragung von Menschen, die Aufgaben zu erfüllen haben.
Auf der Vertikalen Achse (also nach oben) ist die Schwierigkeit der Aufgabe aufgetragen, auf der horizontalen (nach rechts) die Qualifikation, das Können der Befragten.
In den Segmenten sind Gefühle eingetragen, die sich bei Tätigkeiten ergeben, die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad haben bei Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen für diese Aufgaben.
Ein Flowzustand stellt sich demnach ein, wenn wir uns mit Aufgaben befassen, die uns herausfordern, die nicht in der Komfortzone liegen, aber die uns nicht überfordern, belasten.
Zudem ist dieser Zustand mit fortschreitender Qualifikation einfacher zu erreichen.
Der beste Weg scheint für mich zu sein, sozusagen "von unten", gegen den Uhrzeigersinn zu arbeiten.
Das heißt, die Übungen so auszuwählen, und den Stoff so zu strukturieren, daß wir vom Bekannten aufs Unbekannte kommen, und mit neuen Übungen an alte Anschließen.
Dann sollte sich ein Flow irgendwann einstellen.
Also. Ein Beispiel.
Bei Skalen z.B. nicht alle auf einmal können zu wollen, sondern erstmal eine Skala in einer Griffbrettposition rauszunehmen (z.B. Dur), die so lange zu üben, bis sie sicher funktioniert, und sie dann so abzuändern, z.B. die Septime (den vorletzten Ton einen Bund niedriger zu spielen) zu erniedrigen, dann haben wir mixolydisch.
Das dann zu Üben ist kein so großes Problem, denn wir müssen nur bei einem Ton aufpassen, daß wir ihn richtig hinkriegen, der Rest ist bereits bekannt.
Oder: Mollpentatonik üben, und danach die Durpentatonik.
Die Unterschiede sind nicht groß, der Schwierigkeitsgrad hält sich in Grenzen, aber man schafft etwas und kann sich die kontrastierenden Klänge sozusagen "nebeneinander" einprägen.
Ein großer Fehler ist, sich mit unsinnigen und Überfordenrnden Übungen und Erwartungen ein Bein zu stellen.
Beispiel.
Der "60 Wochen Übeplan" mit täglich 1 1/2 Stunden Übezeit.
Klappt bei mir nicht.
Nach spätestens drei Wochen hänge ich wenige Tage zurück, und von da an habe ich täglich mein Scheitern vor Augen.
Übezeit also flexibel einteilen.
Wenns nicht geht, dann gehts halt nicht,
es ist nur ein Hobby, und soll SPASS machen!
(Wenn es ein Beruf ist, dann muß man halt ran. Find Dich ab. Dafür ist es der schönste Beruf von Welt.)
Weiteres Beispiel.
Die "Spinne".
Technische Übung, die ein Heidenaufwand an Übezeit und Konzentration verschlingt. Sie klingt scheiße, ist in kaum einer musikalischen Situation anwendbar, und ist völlig isoliert, daraus lässt sich kaum ein cooles Lick machen, oder eine ander gute Übung.
Besser wäre es hier, vielleicht Skalen oder Arpeggien zu üben, die sich später anwenden lassen, oder einfach Riffs und Licks, die burnen, und die sich in der nächsten Probe direkt zum Angeben eignen.
("Guck mal, ich hab was neues!!")
Noch ein Beispiel,
Neue Akkorde.
Ein paar mal habe ich das an mir und Bekannten erlebt, daß es irgendwann um Akkordumkehrungen geht.
Damit öffnet man auf der Gitarre eine große Dose Würmer, das ist viel Holz auf einmal, und schnell ist man gefrustet, weil das alles so viel ist und nix bei rauskommt, wenn man alle Umkehrungen aller Akkorde auf allen Stringsets spielen will.
Besser wäre es, sich ein paar einfache Lieder rauszusuchen (z.B. vier-Akkord-Hits wie Knocking on heavens door), sich die nötigen Umkehrungen rauszufummeln, daß man das mit schöner Stimmführung auf genau eine Weise spielen kann, und dann das Stück einfach 4-5mal mitzuspielen.
Schon hat man wieder eine Standardverbindung in den Fingern und kann sie sicher anwenden.
Dann erst die nächte Lage, oder das nächste Stringset.
Oder man lernt ein beliebiges Dire Straits-Stück, Mark Knopfler spielt viel Dreiklänge in Umkehrungen.
Und wieder ein Stück mehr, was man spielen kann ("Guck mal...")
Es geht also auch darum, sich eine positive Motivationsschleife einzubauen.
Ich mach was, dabei kommt was raus.
Das befriedigt mich, also mach ich weiter.
Wenn man dann noch versucht, nicht zu nudeln, sondern immer mit gutem Ton und mit einer sinnvollen Prasierung zu üben, ja auch und besonders bei technischen Übungen wie z.B. Arpeggien und Skalen,
dann gewöhnt man sich zum einen gutes Spielen an, und es klingt auch befriedigender.
So, ich habe mal ein paar Punkte beleuchtet,
ich hoffe, daß der Eine oder Andere hiervon profitiert.
Fragen bitte einfach stellen,
auch wenn sie dumm erscheinen.
Viele Grüße,
Woody