Das Altbekannte, und noch immer bestehende Problem

ich konnte es mal mässig,weil ich früher mal untericht-gitarre nach noten-
hatte.bin aber nicht dabei geblieben.habe es alle paar jahre mal wieder
aufgegriffen,aber es dann doch irgendwann verlernt.vermisst habe ich es
mal,als ich in einer mit bläsern gespielt habe.es wäre hilfreich gewesen
ein paar sätze für die bläser aufschreiben zu können.
ansonsten komme ich auch so ganz gut klar.harmonylehre sollte man sich aber drauf schaffen.
 
Ich kann nichts an Noten lesen.
Notenwerte, ja, aber das war's auch.
Das, was irgendwann vor 20 Jahren aus dem Gitarrenunterricht sonst noch da war, habe ich verlernt / verdrängt.

"Richtig mit System Harmonielehre lernen" tue ich seit etwa 2 Jahren, weil mir außer "zu faul und dabei ignorant genug" einfach keine Ausreden mehr eingefallen sind.
In den 20 Jahren dazwischen habe ich einfach immer dieselben 3 Licks und dieselben vier Akkorde gespielt, bis ich Sachen "im Ohr hatte" und spielen wollte, die ich mir nicht erklären konnte (Soli aus Zweiklängen mit Sextintervallen zB).

Im nächsten Anlauf gehe ich es vielleicht an, mich der Notation nochmal zu nähern. Vielleicht dauert es nochmal 20 Jahre...
 
Ich habe in den frühen 70ern Geige gelernt.
Mein Vater war ein großartiger Pianist, aber hatte wenig Zugang zu seinen kleinen Kindern. Um so glücklicher war er, wenn ich ihn bat, mit mir meine Etüden einzuüben. Ich lernte dabei (heimlich) auswendig und erst nach drei Jahren flog mein Schwindel beim Unterricht auf, weil ich an den falschen Stellen umbätterte... Damals war das ein Affront und ein Zeichen des Ungehorsams und ich flog aus dem Unterricht.
1979 begann ich Gitarre zu spielen - diesmal von vorne herein ohne Noten. Erst 15 Jahre später musste ich notgedrungen, weil ich zeitweise in 5 Bands spielte und 100 Nummern parat halten musste, nach Leadsheets, oder wie ich es nannte, nach Buchstaben spielen.
Vor etwa 8 Jahren wollte ich es dann noch mal genauer wissen und so nahm ich Unterricht bei einem Jazzmusiker, um mich intensiver mit dem Thema Noten und Harmonielehre auseinander zu setzten. Ich habe viel gelernt, und es hat mein musikalisches Empfinden stark verändert, aber ich habe die theoretischen Ansätze alle wieder vergessen. Jetzt bin ich wieder da, wo ich als Kind war - vielleicht mit einem anderen Umfang... ;-)
 
mr_335 schrieb:
Notenkenntnisse sind immer ein Gewinn, aber wichtiger ist die innere Musikalität und kreative Kraft...

Was mir dazu noch einfällt:

ich kenne einige Gitarristen, die behaupten nach Noten zu spielen sei was für seelenlose Saitenklempner. "Richtige" Gitarristen brauchen feeling und das geht nicht mit Noten.

Ich habe das wirklich mehr als einmal (in Varationen) gehört, natürlich nur von Leuten, die das Spiel nach Noten nicht kennen/können. Netter Versuch.

Gruß, Micha
 
Hollestelle schrieb:
ich kenne einige Gitarristen, die behaupten nach Noten zu spielen sei was für seelenlose Saitenklempner.

Man kann ja argumentieren, dass nach Noten spielen eben reproduktives Musizieren ist und das doof finden.
Nur der inneren Stimme und dem inneren Quell der Musikalität folgen kann man ja für den musischeren, kreativeren, schöneren Weg halten.

Dennoch hat das Lernen nach Gehör oder durch Abgucken oder "innere Inspiration" doch Grenzen, oder? Man verhindert mMn haufenweise Input und Lernen von anderen (häufig ja viel viel besseren) Gitarristen, wenn man sich einer Form der nennen wir es mal "schriftlichen Form der Kommunikation über Tonhöhe und Rhythmik" verweigert.

Wie was wo zu greifen ist, lässt sich griffig (höhöhöh) aus Tabulaturen entnehmen, aber die Rhytmik entnehme ich doch lieber der Notation (und dafür reicht es bei mir so gerade).

"Seelenloses Saitengeklempnere" gibt es auf jedem Fall auch ohne Notenkenntnisse, soviel scheint mir sicher ...
 
"Noten lesen ist ein Hilfsmittel für diejenigen, die sich Musik nicht merken können."

Und jetzt mal ganz ohne Flachs: Ich bin froh, daß hier nicht wieder eine künstliche Front zwischen den Notenlesern und den anderen entsteht; hier scheint es mal kein (bzw. wenig) Voruteil (mehr) zu geben, was ich schön finde.

Der Vorteil, Noten lesen und schreiben zu können, liegt ja auf der Hand. Daher frage ich mich: Wo liegt der Vorteil, wenn man keine Noten lesen kann?

Ein wirklicher Vorteil ergibt sich m.E. beim Erlernen des Instruments: Man braucht dafür keine Noten, ergo geht es mit Noten langsamer.

Ich habe ein Jahr lang für eine Musikschule gearbeitet, deren Inhalt nur aus dem Erlernen von Noten anhand eines Alibiinstruments besteht. Das Gemeine daran: Weder den Eltern noch den Schülern (5+) wird dies bewusst. Und das, was sie dann auf der Gitarre, dem Cajon o.ä. machen, hat mit Musikeralltag gar nichts zu tun, Akkorde kamen im Gitarren-Lehrprogramm nicht vor, echte Rythmen und Grooves nicht beim Cajon. Sprich: Die können am Ende nicht spielen, haben keinerlei Musikalität oder Kreativität, können aber seelenlos Noten vom Blatt abklopfen, bzw. -spielen.

Wenn jemand ein Instrument mit Noten lernt, lernt er tatsächlich zwei Dinge: Das Instrument selbst sowie die Notenschrift. Das muss man im Vorfeld wollen und entscheiden, welcher Weg es sein soll.

Hat er das Interesse, bzw. benötigt er für seinen avisierten Lebensweg Notenkenntnisse, sollte man "mit Noten" lernen.

Hat er weder das Interesse noch die Zeit, sich mit Notenlesen zu beschäftigen, sollte man es einfach lassen.

Ein weiterer Vorteil des Nicht-lesen-Könnens: Man stärkt automatisch die Fähigkeit, herauszuhören und sich Musik zu merken.

Abseits dessen: Das Notensystem ist ein organisch gewachsenes System, welches nicht stringent und nicht logisch ist - das macht den Zugang schwer. Es ist auch nicht übersichtlich. Geht ja auch nicht, denn die Musikwissenschaft generiert keine eigenen Inhalte, sie beobachtet und schafft Regeln aufgrund des Beobachteten. Das bedeutet, daß mit neuen Inhalten alte Regeln plötzlich nicht mehr oder nur noch eingeschränkt gelten... und ein solches System ist eben schwer zu erlernen und darüber hinaus unvollkommen.

Aus all diesen Gründen plaidiere ich dafür, das man Noten lesen und Instrument erlernen voneinander trennt. Und um den intuitiven Zugang nicht zu verbauen, denk ich, daß das Notenlesen NACH dem ersten Zugang zum Instrument erfolgen sollte, und nicht gleichzeitg.

Ich jedenfalls lebe von jenen (zukünftigen) Gitarristen, die keine oder nur wenig Noten lernen wollen. Um Grundkenntnisse kommen sie auch bei mir nicht herum - aber diese kommen erst ins Spiel, nachdem sie es in der Praxis bereits beherrschen. Nach dem Motto: Ich erklär Dir mal, was Du da schon kannst - und warum das alles so ist.

Denn: Musik soll in erster Linie Spaß machen. Gehört für Dich Notenlesen dazu, ist alles schön. Tut es dies nicht - genauso schön, nur eben anders, aber eben nicht per se besser oder schlechter. Oder anders gesagt: Das Leben ist zu kurz für Ballast, und was nun Ballast ist, soll bitte jeder für sich entscheiden. ;-)

Noch 'ne Anekdote am Rande: Der Inhaber der oben genannten Musikschule kann nicht glauben, daß Stefan Raab keine Noten lesen und schreiben kann. Er hält es für unmöglich, daß jemand derart Musik machen kann, ohne Notenkenntnisse zu haben. Das hat mich absolut erschüttert, da es für mich ganz selbstverständlich ist. Hier greifen die Vorurteile also im m.E. schlimmsten mögllichen Maß, und ich bin froh, daß hier im Forum bereits ein anderer Konsens zu herrschen scheint. ;-)
 
ferdi schrieb:
Dennoch hat das Lernen nach Gehör oder durch Abgucken oder "innere Inspiration" doch Grenzen, oder? Man verhindert mMn haufenweise Input und Lernen von anderen (häufig ja viel viel besseren) Gitarristen, wenn man sich einer Form der nennen wir es mal "schriftlichen Form der Kommunikation über Tonhöhe und Rhythmik" verweigert.

Nein, das glaube ich nicht.
Jazz ist zum Beispiel erstmal eine Musik gewesen, die sich nur über Hören von Bands oder von Platten tradiert hat.
All die großen Jungs haben das Zeug nur durchs Hören gelernt, Noten oder Transkriptionen gab es nicht. Und das Zeug ist ja zum Teil durchaus Komplex.
Wes Montgomery kannte wohl jede aufgenommene Note von Charlie Christian auswwendig. Und konnte der Legende nach wohl nicht Noten lesen.
Und haufenweise Saxophonisten haben sich Licks und Lines von Charlie Parker von den Platten heruntergehört.
Ohne Tempowechsel mit Pitchkorrektur.
Und Phrasierung und Tongestaltung lernt man nach wie vor nur übers Zuhören.
 
Hi,

Gitarrespielen musste ich mir selbst beibringen da meine Eltern nicht die
finanziellen Mittel für Unterricht hatten.
Notenlesen versuchte man mir in der Schule beizubringen, ich hatte aber keinen Zugang zu dieser Kunst, kein Klavier zuhause und alles erschien
mir komplett unlogisch. Ich fand es immer erstrebenswert Noten lesen
zu können, habe mehrere Anläufe gemacht; es aber immer wieder
gesteckt. Einen Lehrer hatte ich leider nie.
Tabulatur ist ja selbsterklärend und das geht auch einigermassen, für
die Musik, die ich als Hobbymusiker spiele, brauche ich keine Noten
und werde das jetzt auch nicht mehr lernen.
Vor Leuten, die Gitarren flüssig vom Blatt spielen können, haben ich grossen
Respekt und keinerlei Vorurteile.
Hoffe damit gedient zu haben und viel Erfolg bei Deiner Bachelorarbeit!

roger
 
mr_335 schrieb:
Notenkenntnisse sind immer ein Gewinn, aber wichtiger ist die innere Musikalität und kreative Kraft - wenn dazu noch ein fundierte Ausbildung kommt, ist in meinem Sinne optimös.

Hi,

dazu möchte ich gutes Beispiel beitragen - selber erlebt....

Ich hatte die außerordentliche Ehre 2x mit Tony Lakatos - wirklich einer DER Saxophonisten in Europa) zu spielen (...habe sogar mit ihm und der fast kompletten hr-Bigband hier in Beijing gejammt...-war der Wahnsinn...)

Wir hatte ihn 2x als Gast fuer eine Bigband in Heidelberg eingeladen in der ich Bass spielte. Wir haben keine Probe mit ihm vorher gemacht, er kam, sah die Noten und hat gespielt...so läuft das mit Könnern.

Was mir wirklich unvergessen bleibt war z.B. der Titel "Naima" von Coltrane.

Unser "default"-Saxer der die Tenorstimme sonst immer spielt ist wirklich ein sehr guter Mann, da besteht überhaupt kein Zweifel, aber als Tony Lakatos die selben Noten spielte war das ein Unterschied wie Tag und Nacht - ich habe selten eine sooo lange Gänsehaut auf der Bühne gehabt - ungelogen, und das Stück dauerte 15 Minuten.

Noten sind wirklich nicht mehr als ein Gerüst, was der Musiker daraus macht ist letztendlich entscheidend.

Gruss
Der Nominator
 
Woody schrieb:
ferdi schrieb:
Dennoch hat das Lernen nach Gehör oder durch Abgucken oder "innere Inspiration" doch Grenzen, oder? [ ... ]

Nein, das glaube ich nicht. [ ... ]

Ich denke, du hast recht, woody. Die von dir angeführten Beispiele lassen unterm Strich keinen anderen Rückschluss zu. Hattest du nicht irgendwann mal dieses Buch mit den Jazz-Interviews empfohlen? das dieser Jazz-Drummer geschrieben hat? Jedenfalls habe ich es gelesen und erinnere viele Beispiele großartiger "nur durchs Hören" Lerner.

Dennoch ist es bei MIR so, dass ich - ich übe fast täglich (so jedenfalls der Vorsatz...) mit TrueFire-Videos - erst höre und gucke (wie macht der das), aber an schwierig zu hörenden oder schwer abguckbaren Stellen immer auf die Tabulatur / Notation gucke. Als das Lernen unterstützendes Hilfsmittel quasi.

Und Phrasierung und Tongestaltung lernt man nach wie vor nur übers Zuhören.

Stimmt auch!
 
Ich finde mich in vielem bisher Geschriebenen wieder:
- Anfang der Siebziger klassische Gitarre nach Noten gelernt, bis mir die Lehrerin nichts mehr beibringen konnte.

- Im Gymnasium dann ebenfalls Musikunterricht mit Noten gehabt, dort auch mit Bläser-, Klavier und Schlagzeugpartituren. Es gab sogar Schulprojekte (sog. Musik-AGs), wo dann z.B. Stücke von Santana mit kompletter Percussionbesetzung umgesetzt wurden - alles nach Noten. Da sah man dann allerdings auch schon, dass man sich von den Noten lösen muss, um ein Stück lebendig werden zu lassen.


Die Notenkenntnisse haben vieles vereinfacht und ermöglicht:
-z.B. in den Jugendblasorchestern der Stadt Köln und Bonn zu spielen (Gershwin, Glenn Miller und andere Big Band-taugliche Sachen). Ohne Noten kommt man da nur schwer mit.

- eigene Transkriptionen von den Signature-Soli der jeweiligen Top 40-Stücke bewirkten, dass ich diese nach dem Aufschreiben dann meist schon auswendig konnte (dürfte mit Tabulatur aber wohl ähnlich sein).

- oder aktuell das Mitspielen in einer Latin/Fusion/Funk-Jazz-Band, wo dann einfach ein Lead-Sheet hingelegt, angezählt und losgelegt wird.

Ohne regelmäßige Übung kann ich heutzutage unbekannte Noten aber nur im langsamen Tempo lesen (bis ca. 90, dann sollten aber nicht zu viele Sechszehntel, Punktierungen und Haltebögen vorkommen).


Ich habe aber auch festgestellt, dass die Noten nur die Grundlagen angeben und man sich die Fingerings und das musikalische Gefühl anhand des Originals (bzw. später dann nach eigener Erfahrung und Routine) selbst erarbeiten bzw. erhören muss. Gerade bei vielen kaufbaren Songbooks oder im Internet abrufbaren Transkriptionen geht es nur mit einer Kombination aus Notenlesen und Hören des Originals.

Hören ist also immer wichtig für die Musikalität und das Gefühl für die Musik.
Noten vereinfachen aber die Kommunikation und erweitern den Horizont. Spätestens dann, wenn man bei einer Jam-Session nicht über die üblichen 08/15-Stücke hinauskommt, wünscht man sich, dass alle Notenleser sind.
 
Sascha´s Strat schrieb:
Ich kann es nicht. Punkt.

Manchmal finde ich es schade, keine Noten lesen zu können, da ich der Meinung bin, dass, auch wenn man nicht flüssig vom Blatt spielen kann, es immer noch hilfreich sein kann, zumindest zu verstehen, was da steht. Ist wie eine Fremdsprache, die man in Grundzügen versteht und ein paar Vokabeln drauf hat. Zumindest geht man dann im fremden Land (in diesem Fall in Musikanien) nicht vollends unter.

In der Praxis verlasse ich mich auf mein Gehör, auf meinen Bauch und Intuition. Ich bin kein Techniker an der Gitarre und weiß Gott kein Virtuouse, für das was ich brauche, reicht mir das.

Wenn ich die Wahl zwischen zwei Fremdsprachen hätte, sagen wir Spanisch und Noten - ich würde Spanisch wählen.

Edit: Mit Tabs tu ich mich auch schwer, wenn ich einen Song nicht kenne. Ich höre, höre und höre. Da hole ich mir die Essenz raus und verwurste sie.

Hallo Sascha, bin ganz Deiner Meinung.
Ich möchte hier aber auch einmal meinen "Senf" dazugeben. Notenkenntnisse sind nie verkehrt wenn man sie gezielt einsetzen möchte oder muß.
Zum Beispiel müssen Studio-Musiker, Orchesterleiter oder große Komponisten "Notenfest" sein. Frank Zappa war auch so ein großer Komponist.

Auf der anderen Seite gab's da mal einen gewissen Django Reinhardt. Der "Tsiganes" galt in den 30er Jahren zu einem der Besten und "schnellsten" Gitarristen.
Ohne Notenkenntnisse spielte er (meist Single Notes) mit so einer Geschwindigkeit, die lange Zeit keiner nachmachen konnte. Zudem war seine linke Hand durch
Verbrennungen verkröppelt.
 
Batz Benzer schrieb:
Der Vorteil, Noten lesen und schreiben zu können, liegt ja auf der Hand. Daher frage ich mich: Wo liegt der Vorteil, wenn man keine Noten lesen kann?
In den gut 25 Jahren, in denen ich mit Musikern umgehe, ist mir eines klar geworden:
Der Zugang der Menschen zur Musik ist vollkommen unterschiedlich, darum gibt es auch sehr viele unterschiedliche Wege, mit "Aufzeichnungen" umzugehen.
Ein kleiner Prozentsatz meiner Kunden - vielleicht 5%, hat einen rein kognitiven Zugang zur Musik. Für sie ist Musik eine logisches Spiel mit bekannten Regeln. Sie können Musik nur über Noten und die nachvollzogene Theorie erleben.
Berufsmusiker MÜSSEN oft mehr als sie wollen vom Blatt spielen. Dabei ist die Gitarre bekannterweise das ungeeignetste Instrument von allen, um das zu tun. Wer dafür gebucht wird, ohne Probe einen ganzen Job mit den Noten einer Klarinettenpartitur zu überstehen, MUSS Blatt spielen können. Ob er das gerne macht?
Manchmal findet man so einen phänomenalen Musiker, wie meinen Pianisten, der so viel geschrieben hat, dass er jederzeit ALLE Töne UND Beats eines Taktes wie in einer Partitur unter einander sieht. Er weiß immer, welche Optionstöne hier gerade erlaubt sind und wo der Akzent auf der Snare liegt...
Aber irgendwas reizvolles muss an Ignoranten wie mir sein, denn er spielt gerne mit mir und es gelingt mir immer wieder, ihn mit etwas zu überraschen, was er ganz anders gemacht hätte...
 
ferdi schrieb:
Dennoch ist es bei MIR so, dass ich - ich übe fast täglich (so jedenfalls der Vorsatz...) mit TrueFire-Videos - erst höre und gucke (wie macht der das), aber an schwierig zu hörenden oder schwer abguckbaren Stellen immer auf die Tabulatur / Notation gucke. Als das Lernen unterstützendes Hilfsmittel quasi.

Manche lernen halt leicht übers Hören, anderen hilft eine visuelle Darstellung eher.

Zur Ursprungsfrage:

Ich habe in der musikalischen Früherziehung mit dem Notenlernen angefangen und spiele seit dem sechsten Lebensjahr Geige, angefangen mit klassischer Ausbildung und danach in jahrelanger Orchesterpraxis. Deshalb ist das Notenlesen in Fleisch und Blut übergegangen. Auf der Geige bin ich auch ein ganz passabler Blattspieler.

Ich hatte auch ein paar Jahre Unterricht in klassischer Gitarre. Ich kann mich einigermaßen mühsam über Noten auf dem Griffbrett orientieren, aber da fehlt schon lange die Praxis.
Ähnlich ist es auf dem Stick, da habe ich Mühe, Noten aufs Griffbrett umzusetzen, weil ich keine Übung darin habe.

Insgesamt bin ich sehr froh, dass ich Noten lesen kann, weil es in vielen Situationen die Sache doch sehr vereinfacht. Zum Beispiel singe ich seit kurzem in einem Chor, und da ist es doch sehr hilfreich, wenn man einigermaßen vom Blatt singen kann.
 
Tach zusammen!

Was klassische Musik betrifft, ist es ohnehin kein Thema, denke ich. Funktioniert nicht ohne Noten. Auch "Kunstmusik", "Artrock" etc. benötigt ein ohrunabhängiges System der Archivierung. Noten sind vielleicht nicht optimal, aber immerhin bis heute weit verbreitet und weltweit insoweit akzeptiert.

Die Masse der Popularmusik ist doch in aller Regel simpler gestrickt und recht übersichtlich. Davon läßt sich auch eine größere Anzahl von Titeln ohne Noten zufriedenstellend memorieren, vielleicht zu Anfang mit einer kleinen Akkordübersicht. Irgendwann hört man die Changes und braucht sie sich nicht mehr zu merken, und die 8 Takte Solo schießt man aus der Hüfte.

Bluesbasiertes ist meiner Meinung nach schwierig bis gar nicht korrekt notierbar. Hier sind alle schriftlichen Aufzeichnungen nur ein Notnagel, vielleicht ein Hilfsmittel zur Erarbeitung, aber um das genaue Hinhören und Analysieren kommt man nicht herum, wenn man sich dem original nähern will.

Insoweit kommt es sicher auf die Art der Musik an, die man machen möchte.
 
mad cruiser schrieb:
Tach zusammen!

Was klassische Musik betrifft, ist es ohnehin kein Thema, denke ich. Funktioniert nicht ohne Noten. Auch "Kunstmusik", "Artrock" etc. benötigt ein ohrunabhängiges System der Archivierung. Noten sind vielleicht nicht optimal, aber immerhin bis heute weit verbreitet und weltweit insoweit akzeptiert.

Die Masse der Popularmusik ist doch in aller Regel simpler gestrickt und recht übersichtlich. Davon läßt sich auch eine größere Anzahl von Titeln ohne Noten zufriedenstellend memorieren, vielleicht zu Anfang mit einer kleinen Akkordübersicht. Irgendwann hört man die Changes und braucht sie sich nicht mehr zu merken, und die 8 Takte Solo schießt man aus der Hüfte.

Bluesbasiertes ist meiner Meinung nach schwierig bis gar nicht korrekt notierbar. Hier sind alle schriftlichen Aufzeichnungen nur ein Notnagel, vielleicht ein Hilfsmittel zur Erarbeitung, aber um das genaue Hinhören und Analysieren kommt man nicht herum, wenn man sich dem original nähern will.

Insoweit kommt es sicher auf die Art der Musik an, die man machen möchte.

Ganz klar kommt es auf die Art der Musik an. Ich als Gitarrist
will und brauche keine Noten für mich. Möchte ich aber z.B. in einer
Blues und Soulband mit richtigen Bläserssätzen arbeiten, sind
Noten für die Bläser von immensem Vorteil. Die guten Bläser
die ich kenne sind so beschäftig das häufiges Proben gar nicht
ohne weiters möglich ist. Insofern stört MICH nicht das ich nur stümperhaft
lesen kann (hab es mir ja selber so ausgesucht).
Aber Noten schreiben zu können wäre in Punkto Komposition
und Arrangement ein großes Plus. In einem Trio alles vorzuspielen
ist kein Problem. Bei einer 8 Mann Band sieht das ganz anders aus.....
 
Dr.Dulle schrieb:
Ganz klar kommt es auf die Art der Musik an. Ich als Gitarrist
will und brauche keine Noten für mich. Möchte ich aber z.B. in einer
Blues und Soulband mit richtigen Bläserssätzen arbeiten, sind
Noten für die Bläser von immensem Vorteil. .

Ein guter Bläsersatz funktioniert ja im Grund als EIN Instrument. Darum, und weil die Hupen ja in der Regel nicht auf die Eins gesetzt sind, kommt man als Bläser gar nicht an Noten vorbei.
Prinzipiell kann es nicht schaden, wenn man etwas kann... ;-) Noten lesen zum Beispiel. Wäre ich ein Profi, führte wohl kein Weg daran vorbei.
Ich habe früher oft für einen befreundeten Berufsmusiker Gitarren eingespielt. Im Normalfall habe ich mir das Zeug vorher angehört, oder ich war gerade darum geladen, um "meinen Senf" dazu zu geben. Hier musste ich ein mal exakt nach Vorgabe spielen. Für einen Notisten ein Klax. Ich habe bestimmt 3 Stunden daran geübt. :deadhorse: :meh:

Wenn Studioarbeit mein Business wäre, gäb es für mich keine Frage, ob ich Blatt spielen kann oder nicht.
Als Amateur kann ich mir diesen blinden Fleck aber leisten, was nicht bedeutet, dass mir meine Unbildung nicht ab und an peinlich ist.
 
Abend zusammen,

na dann möchte ich auch mal meine bescheidenen Erfahrung zu dem Thema schildern.

Ich hab im zarten Alter von 13 Jahren 1978 angefangen Gitarre zu lernen.
Da es bei uns vor Ort "nur" die Musikschule eines Sinfonieorchesters gab, schickten mich meine Eltern dort hin.

Natürlich wurde dort nur Klassik gelehrt und streng vom Blatt spielen, also war es unerläßlich Noten zu lernen.
Leider ging das nicht immer in meinen Kopf, in dem sich als 13 bis knapp 15-jähriger auch noch viele andere Dinge abspielten :-D
Freies Improvisieren oder Akkordspiel zur Liedbegleitung war dort zunächst ein Fremdwort und verpöhnt.
Jedenfalls kam es mir so vor.
Nach rund 1 1/2 Schuljahren hab ich das ganze dann auch beendet.
Mein Musikgeschmack war ein ganz anderer (eher die Rocker der 70er) und was noch hinzukam, daß ich trotz oder aufgrund des Unterrichts nicht in der Lage war, irgendwelche Lieder zu begleiten.
Was mir im Freundeskreis doch etwas Spott einbrachte - wie Du lernst Gitarre und kannst nicht mal Smoke on the Water oder Proud Mary ?!
Nach Noten spielen konnte ich, Akkorde heraushören oder welche Spielen - Fehlanzeige. Ich wuste ja nichtmal wie die ausssehen, das wurde in der Musikschule nicht gelehrt, jedenfalls nicht in den 1 1/2 Jahren in denen ich dort war, vielleicht wäre das noch gekommen, wenn man länger dort gelernt hätte.

Aber Edtüden von Fernando Sor oder Allegro von Matteo Carassi, das konnte ich :?
Und "kann" es komischer Weise auch heute noch so einigermaßen obwohl.... dazu noch später.

Somit kann ich ein paar Noten lesen und kann es auch wieder nicht.
Will heißen, wenn ich eine Note sehe dann weiß ich meist wo ich sie auf dem Griffbrett zu greifen habe, jedenfalls bis in die 5./6. Lage aber ich kann nicht sagen wie die einzelne Note heißt.
Somit behaupte ich vom mir, daß ich keine Noten lesen kann.

Naja mit 15 hab ich dann wieder aufgehört und ziemlich genau 30 Jahre keine Gitarre mehr in der Hand gehabt.
Vor 2 1/2 Jahren zu meinem 45. hab ich mir dann gedacht - Jetzt oder nie!

Hab mir eine E-Gitarre gekauft, wie ich sie schon in der siebzigern gerne gehabt hätte und hab mich in einer modernern Musikschule angemeldet.

Ich hatte das Glück einen (für mich) richtig tollen Lehrer zu erwischen, selbst ein Profimusiker aus dem Rockbereich (Coverbands) und es ging los.

Ich habe ihm erklärt was ich gerne machen möchte und das ich keine Noten lernen wollte. :)

Naja es ging los mit Skalen, Tonleitern und Pentatonik nebenbei Akkorde, da brauch ich Euch ja nix erzählen. (Alles mit Griffbildern oder Tabs)
Ich dachte zuerst, geht das schon wieder los....... :-D
Aber es war richtig und Gold wert und ist es immer noch, ich nehme noch Unterricht und der Lehrer ist mittlerweilen zu einem Freund geworden.

In der Zwischenzeit hab ich das Glück in einer Band zuspielen, ich kann eher noch etwas Anfängerhaft kleine Solos improvisieren, kann einfache Liedbegleitungen heraus hören und nachspielen und kann Lieder anhand der Akkorde lernen bzw. spielen.
Das ganz ohne Noten lesen zu müssen.

Sicher kann es sein das das Noten lesen in der Zukunft für mich mal wichtig werden könnte, dann wenn die Stücke komplexer werden aber dann kann ich mich ja immer noch damit beschäftigen bzw. es gibt auch noch Tabs mit denen ich sehr gut zurecht komme.

Ich sag immer Spaßhalber "Noten lesen behindert mich in meiner Kreativität" :)

So, ist etwas lang geworden, vielleicht auch nicht so interessant aber evtl. hilfts ja.
Ich wünsche viel Spaß und viel Erfolg bei Deiner Arbeit !!
 
mad cruiser schrieb:
Bluesbasiertes ist meiner Meinung nach schwierig bis gar nicht korrekt notierbar


Da hast Du wahrlich Recht Mad, entweder mann hat's "drauf", oder man lässt es bleiben.
John Mayall erzählte einmal: ich habe wochenlang in meinem Baumhaus den Blues
studiert und bin nicht eher aus meiner Hütte gekommen bis ich es "drauf" hatte.
Außerdem wollte ich einmal etwas Ruhe haben. (Endresultat: Britisch Blues Rock vom Feinsten).
 
White Stratman schrieb:
mad cruiser schrieb:
Bluesbasiertes ist meiner Meinung nach schwierig bis gar nicht korrekt notierbar


Da hast Du wahrlich Recht Mad, entweder mann hat's "drauf", oder man lässt es bleiben.
John Mayall erzählte einmal: ich habe wochenlang in meinem Baumhaus den Blues
studiert und bin nicht eher aus meiner Hütte gekommen bis ich es "drauf" hatte.
Außerdem wollte ich einmal etwas Ruhe haben. (Endresultat: Britisch Blues Rock vom Feinsten).

Ob drauf oder nicht ist damit denke ich nicht gemeint sondern, dass es sich schwer bis gar nicht notieren lässt.
Das hat Timing Gründe und Bending/Tonhöhengründe.

Nicht drauf haben kann man es auch wunderbar wenn man keine Noten lesen kann. Der Zusammenhang ist nicht schlüssig. Auch umgekehrt nicht.
 
auge schrieb:
Nicht drauf haben kann man es auch wunderbar wenn man keine Noten lesen kann.
:yippieh:

Noten?!
Durch eine (durch meine Eltern) erzwungene Zeit mit der Melodika und dem Akkordeon* hab ich Grundkenntnisse.
D.h., ich kann leichte Notierungen einigermaßen lesen und mir vorsingen.
Ich weiß, wo welcher Ton auf der Gitarre ist, aber das hat mit Noten wieder nix zu tun.



*Das ist ein geiles Instrument, welches mir damals im Orchester durch die unsägliche Liedauswahl verleidet wurde.
Egal ob Tango, keltischer Folk (irisch/schottosch/englisch/bretonisch) oder Cajun, ohne ein gut gespieltes Akkordeon wäre das alles undenkbar.
 
gitarrenruebe schrieb:
Akkordeon
*Das ist ein geiles Instrument, welches mir damals im Orchester durch die unsägliche Liedauswahl verleidet wurde.
Egal ob Tango, keltischer Folk (irisch/schottosch/englisch/bretonisch) oder Cajun, ohne ein gut gespieltes Akkordeon wäre das alles undenkbar.

...Austropop...da gibts einiges auch mit Akkordeon, nicht nur Steirische...nicht ganz so bekannt...
 
auge schrieb:
gitarrenruebe schrieb:
Akkordeon
*Das ist ein geiles Instrument, welches mir damals im Orchester durch die unsägliche Liedauswahl verleidet wurde.
Egal ob Tango, keltischer Folk (irisch/schottosch/englisch/bretonisch) oder Cajun, ohne ein gut gespieltes Akkordeon wäre das alles undenkbar.

...Austropop...da gibts einiges auch mit Akkordeon, nicht nur Steirische...nicht ganz so bekannt...

Hi,

in Mannheim gibt's nicht nur die Soehne Mannheim mit dem Xaver Naiduuu und die Pop-Akademie - dort gibt es auch die lebende Legende am Akkordeon: Alex Schuhboeck. Ich hatte die Ehre oefter mit ihm zu spielen - zuletzt in 2011 als er schon 81 Jahre alt war.

Alex Schuboeck ist ein Meister auf dem Akkordeon wie ich bisher keinen anderen getroffen habe, er spielt alles von Operetten Melodien, ueber Wein-Trinklieder bishin zu Jazz Standards auf seinem Knopfakkordeon.

Ich habe immer Jazz Standard mit ihm gespielt und was dieser Kerl da auf dem Akkordeon zaubert sucht wirklich seines gleichen - sein Alter vergisst man wenn man ihn spielen hoert.

Ausserdem kann er Geschichten aus seinem nun wirklich langen Musikerleben erzaehlen - es wirklich immer eine Vergnuegen mit ihm zu spielen.

Gruss
Der Nominator
 
Moin,

hier wurden viele lehrreiche Anmerkungen und Anregungen geäußert. Als jemand, der Noten nicht lesen kann, sie aber hin und wieder benutzt, um Rhythmen zu verstehen, ergibt sich für mich auch folgende Erkenntnis:
Es ist m.E. im starken Maße abhängig vom Musikertyp selbst, ob Notenkenntnisse für ihn wichtig sind oder nicht. Es gibt Musiker, die haben "ihre" komplette Musik vor dem Geistigen Auge, sie fließt so aus ihnen heraus. Komposition, Verstehen, Arrangement etc. erfolgt leichtfüßig außerhalb der Notation unter Zuhilfenahme diverser Krücken wie Tabs, Leadsheets etc.. Ich habe mal gehört, dass Jimi Hendrix z.T. in Farben komponiert und arrangiert hat.

Jemandem, dem diese Gabe nicht so gegeben ist, hat mit dem Notensystem ein umfassendes Werkzeug an der Hand, ob es im Einzelfall gut geeignet ist (z.B. Populärgitarre), sei mal dahingestellt.

Bitte nicht falsch verstehen, dass alles ist als ergänzender Denkanstoß gedacht. Mir ist klar, dass es -wie auch schon geschrieben- Bereiche gibt, wo Notation unumgänglich ist.
 
gitarrenruebe schrieb:
Durch eine (durch meine Eltern) erzwungene Zeit mit der Melodika und dem Akkordeon* hab ich Grundkenntnisse.
D.h., ich kann leichte Notierungen einigermaßen lesen und mir vorsingen.
Ich weiß, wo welcher Ton auf der Gitarre ist, aber das hat mit Noten wieder nix zu tun.

Ich schrieb weiter vorne schon mal was dazu, aber als Ergänzung: Die Reihenfolge der Bässe auf dem Akkordeon fand ich exakt später im Quintenzirkel wieder. Ich fand es durch den frühen Akkordeonunterricht und die damit erlangten (dürftigen) Notenkenntnisse später leichter, Harmonien wieder zu erkennen und zu verstehen.
Plötzlich wurden mir Dinge und Zusammenhänge klarer.

Kurzum: Noten braucht es meiner Meinung nach als Pop- / Rockgitarrist nicht , aber es hilft. Alles hilft, was mit Musik zu tun hat. Es erweitert den Horizont.

Gruß, Micha
 
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