Eine Gitarre für alles - geht das wirklich?

ferdi":vi1yseoa schrieb:
MH":vi1yseoa schrieb:
schon eine Strat ist wesentlich vielseitiger.

Könntest du mal erklären, wie du das meinst?
Ja, selbstverständlich. Eine Strat hat drei Pickups, wo die Tele nur zwei hat. Sie bietet neben den traditionellen Abnahme-Positionen auch zwei Zwischen-Positionen, die viele Spieler mögen. (Ich persönlich finde sie grauenhaft, aber das steht auf einem anderen Blatt. Dafür liebe ich den Sound des mittleren Pickups, den die Tele nicht hat.) Eine Strat hat einen Body, der ergonomisch der Körperform des Spielers angepasst ist - im Unterschied zum "eckigen" Korpus der Tele. Und schließlich hat eine Strat ein sehr gut funktionierendes Vibrato-System. Selbst wenn eine Tele mit Bigsby B5 bestückt ist, kann sie in der Beziehung nicht mithalten.

Leo Fender hat die Strat als Weiterentwicklung der Tele betrachtet und nie verstanden, warum viele Kunden weiter eine Tele kaufen wollten. Dieser Gedankengang erscheint mir nach wie vor logisch, wenngleich ich einräume, dass viele Teles großartig klingen und einen eigenen Charme besitzen. Ich würde eine Tele gerne spielen, sie aber niemals als "vielseitig" erachten. Für mich ist sie sehr speziell, während die Strat immer noch als Blaupause für die moderne E-Gitarre schlechthin herhalten kann.
 
MH":13z2g1j1 schrieb:
Leo Fender hat die Strat als Weiterentwicklung der Tele betrachtet und nie verstanden, warum viele Kunden weiter eine Tele kaufen wollten.

Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung. Die Tele stammt von 1950, die erste Strat gab es glaube ich 1954. Das war zu einer Zeit als Scotty Moore und andere aufkommenden Musiker zur Rockabilly-Hoch-Zeit immer noch auf Jazzgitarren der 1940er spielten.
Die Kundschaft war damals genauso konservativ wie heute, bloß nix neues! Warum spielen heute immer noch so viele LPs, Gretsches, Teles auf archaischen Röhrenverstärkern? Weil es gut ist. Die Strat ist seit 50 Jahren trotzdem etabliert und ein Klassiker.
Neue Formen und Techniken (Stichwort Robot-Guitar) werden auf lange Sicht immer noch Außenseiter bleiben.

Ich bin auch konservativ. Ich habe Abneigungen gegen überladene Stressbretter und Computerkram wie das Axe-Fx. Ich kann das für meine Musik nicht verwenden.

Ich bin erzreaktionär und das ist auch gut so.
 
Der Markt für Instrumente ist heute auch eine riesige Industrie. Da blickt keiner mehr durch. Tausende von Herstellern mit noch so sinnvollen Marktneuigkeiten.

Es gibt heute auch neue und gute Sachen nur ist es irre schwer geworden, das richtige und gute zu finden.

Ich bilde mir ein damals war es vergleichsweise "einfach" (ich sach jetzt mit Absicht nicht besser, aber doch überschaubarer): Strat, Tele, Les Paul, SG), ... tja ... da wird die Luft schon dünne...

Friss oder stirb...
 
WaveMaster":1tvvj9ya schrieb:
Es gibt heute auch neue und gute Sachen nur ist es irre schwer geworden, das richtige und gute zu finden.

Ich bilde mir ein damals war es vergleichsweise "einfach" (ich sach jetzt mit Absicht nicht besser, aber doch überschaubarer): Strat, Tele, Les Paul, SG), ... tja ... da wird die Luft schon dünne ...
Ich glaube, das ist ein Fehlschluss. Wir erinnern uns heute nur noch an die Firmen und die Modelle, die überlebt haben. Aber in Wirklichkeit war der Gitarren-Markt der 50er- und 60er-Jahre mit hunderten Marken übersäht, die billige Archtop-Gitarren anboten. Was gibt es heute in der Richtung? Seit Kurzem die Godin 5th Avenue und sonst seit Langem nichts.

Wenn Du mal Amerikaner nach Ihren Erinnerungen fragst, wirst Du übrigens feststellen, dass Fender- und Gibson-Gitarren dort nicht einmal ansatzweise den Stellenwert haben, den sie bei uns genießen. Dort schwärmt man von Martin, Taylor und Rickenbacker und man respektiert PRS. Gretsch liebt man wegen der Tradition, aber man verübelt die moderne Auslagerung der Produktion nach Fernost. Gibson gilt dort heutzutage überwiegend als Billigmarke. Fender wird respektiert - aber nur bis zum Verkauf an CBS. Höfner zum Beispiel gilt vielen als hochwertige Marke.
 
Pfaelzer":3dubwv5q schrieb:
Ihr werdet immer nur nach dem klingen, was ihr spielen könnt. Ihr werdet immer nur nach dem klingen, was ihr einstellen könnt, was ihr hört.

Wenn Ihr viel Glück habt (oder übt ;-) ), klingt ihr hier und da genau so, wie ihr wollt...mit jeder halbwegs ordentlichen Gitarre.

Ah, das ist es also, was die Serienstreuung ausmacht, der Gitarrist? :lol:
 
frank":2v5124jq schrieb:
Pfaelzer":2v5124jq schrieb:
Ihr werdet immer nur nach dem klingen, was ihr spielen könnt. Ihr werdet immer nur nach dem klingen, was ihr einstellen könnt, was ihr hört.
Wenn Ihr viel Glück habt (oder übt ;-) ), klingt ihr hier und da genau so, wie ihr wollt...mit jeder halbwegs ordentlichen Gitarre.
Ah, das ist es also, was die Serienstreuung ausmacht, der Gitarrist? :lol:
So könnte man sagen. :lol: Jedenfalls ist es nicht das Equipment. Das hilft nur ein bißchen.
 
Pfaelzer":2h0je3qs schrieb:
Hr. Clapton: Hat irgendwie alles durch (Gitarren und Amps), klingt aber selten anders als Clapton...

Klingt aber bei John Mayall trotzdem anders als bei Cream oder bei Derek & the Dominoes oder heutzutage, oder?

Hr. Haynes klingt auch immer nach Hr. Haynes, benutzt aber Paula, 335 oder Firebird - wobei es da nicht unbedingt leicht ist, zu erkennen, was es nun gerade ist, insbesondere, weil er gerne an den Potis rumdreht...
 
So abschließend zu dem Thema...
zum einem bietet der Markt die guten Möglichkeiten
der Auswahl, - ausgesucht wird in erster Linie "die gefühlt Richtige ".
Es gibt Einehen und Vielehen und one-night-stands,
alles Geschmackssache, die "erste" spielt eine wichtige Rolle dabei.
Das Ergebnis daraus ist entscheidend, und die Fragestellung hätte
umgekehrt lauten müssen:
Können auf einer einzigen (Test)-Gitarre auch wirklich alle Musiker
dasselbe Stück spielen, so daß absolut keine Serienstreung in dem selben
Musikstück hörbar ist?
Die Antwort kennt jeder, wenn die Gitarre mal eben rübergereicht wird....
Und wenn es umgekehrt wäre, das die Kreativität ausschließlich aus
dem Instrument käme, wären ihre Bediener austauschbar, wie die
Kassierer an der Ladenkasse.... Amen!
 
Pfaelzer":23y5tlki schrieb:
Ihr werdet immer nur nach dem klingen, was ihr spielen könnt. Ihr werdet immer nur nach dem klingen, was ihr einstellen könnt, was ihr hört.

Wenn Ihr viel Glück habt (oder übt ;-) ), klingt ihr hier und da genau so, wie ihr wollt...mit jeder halbwegs ordentlichen Gitarre.

:clap: :clap: :clap:

Das hast du - wieder einmal - sowas von schön formuliert.

Nix gegen Basteln und Sammeln ....

wenn es Spaß macht, ist das ja auch ok.

Ich habe aber für mich festgestellt, dass ich in den letzten Jahren etliche Gitarren gekauft habe und an einigen auch rumgebastelt habe (Strat mit PRails, Tele mit Häussels) um im Endergebnis festzustellen, dass jeder Neukauf der Versuch war, eine neue "Lieblingsgitarre" zu bekommen und ich mit allen Versuchen gescheitert bin. Mit keiner Gitarre fühle ich mich so wohl wie mit der Music Man Axis P90.
Auch ne Erkenntnis.....gell?
 
Pfaelzer":1lyqinya schrieb:
Kann man z.B. mit einer Explorer und einem Plexi Tanzmucke machen?

[ ... ]

Eine SG und ein Marshall-Stack klingt auch nicht nach AC/DC

Ihr werdet immer nur nach dem klingen, was ihr spielen könnt.


Ich kannte einen Tanzmucker mit SG und Plexi Halfstack, der war ein richtig guter Musiker (was auf viele TM nicht zutrifft).


Und Pfälzer, ich sage es mal mit meinen Worten:

Ein geil gespieltes Lick mit beschissenem Sound wird immer besser klingen als ein beschissen gespieltes Lick mit geilem Sound.

Um sicher zu sein, dass wir selbst das Nadelöhr sind, schaffen wir möglichst gutes Equipment an. So sieht's doch aus. Hobby und Liebhaberei gehört auch dazu... und stehen nicht im Gegensatz zu "Lösung" und "Antwort" (so ein Unfug!).
 
Hi,

ich brauche nur EINE Frau, nur EIN Auto. Aber nur EINE Gitarre???
Nein, das geht für mich gar nicht.
Es macht mir Riesenspaß, verschiedene Gitarren zu spielen.
Ganz streng genommen bekäme man das meiste tatsächlich mit nur
einer Klampfe hin - aber ich will's halt nit. :banana:
In diesem Sinne

Gruß Peter
 
ferdi":o98ktf9s schrieb:
Um sicher zu sein, dass wir selbst das Nadelöhr sind, schaffen wir möglichst gutes Equipment an.

Ich würde es komplementär ausdrücken: So lange man sich noch eine Entschuldigung erkaufen kann, tut man es :-D
 
Höh? so wird kein Schuh draus.

Dann würde man sich ja absichtlich mieses Equipment kaufen, auf das man dann den scheiß Sound schieben kann!

Andersherum ist es doch: nur mit wirklich guter Hardware hat man keine Entschuldigung mehr.
 
Hallo!


ferdi":3jctuvnm schrieb:
Andersherum ist es doch: nur mit wirklich guter Hardware hat man keine Entschuldigung mehr.

Nö, stimmt auch nicht:

-Der Raum klingt beschissen.
-Das soll so klingen.
-Die anderen in der Band wollten ja nie proben.
-Es fehlt immer noch die neueste Sau, die gerade durchs Dorf getrieben wird.
-Mir schien die Sonne ins Gesicht.
-Es schien keine Sonne.
-Da stimmt doch was mit dem Strom nicht.
-Die Röhren sind verbraucht.
-Die Batterien sind zu alt.
-Die Batterien sind zu neu.

...und ich könnte stundenlang weiter schreiben.

Gruß

erniecaster
 
@Ferdi: Ich setzte Schuld mit Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit ins Verhältnis. Wenn man unzufrieden bist, dann gibt es eine Ursache dafür. Und Ursache ist gleichbedeutend mit Schuld -an der Unzufriedenheit. Entschuldigen bedeutet in diesem Zusammenhang, sich der Ursache an der Unzufriedenheit zu entledigen.

Das kann man auf verschiedene Arten tun. Spieltechnisch besser werden ist ein richtig großer Hebel, Equipment hat aber natürlich auch seine Berechtigung. Die Neigung geht aber meist in Richtung des kleineren Hebels "Equipment pimpen". Dieser Hebel ist einfacher zu bedienen, vorausgesetzt, man verfügt über das Kleingeld und das Wissen über das "richtige Equipment". Der andere Hebel ist unbequem, in vielen Punkten nicht in statische Worte zu fassen, in vielerlei Hinsicht "fließend", bzw. eben nicht in exakten Messreihen ausdrückbar, ja nicht einmal in allen Ebenen kognitiv erfassbar, so dass allein schon der Austausch per Wort in einem Forum schwer fällt.

Aber auch für die Spieltechnik gibt es ja einen großen Markt an Büchern, DVDs usw, die suggerieren, die Lösung für das Problem an sich zu haben: Nämlich der Unzufriedenheit mit dem, was man letztlich hörbar machen kann.

Womit man irgendwie wieder beim Hauptthema der letzten Tage ankommt: Der Ton kommt aus den Finger.. usw. Blabla :)
 
ibanizer":2i8kr847 schrieb:
Spieltechnisch besser werden ist ein richtig großer Hebel

Wie ich sage:

Ein geil gespieltes Lick mit beschissenem Sound wird immer besser klingen als ein beschissen gespieltes Lick mit geilem Sound.

Am besten klingt allerdings unzweifelhaft ein geil gespieltes Lick mit geilem Sound.

Hugh ;-)
 
Hallo!

Mehr als einmal stand ich im Proberaum oder saß zuhause und dacht mir "boah, ist der Sound geil" und ohne irgendwas zu verändern, fand ich das eine halbe Stunde später nicht mehr. Wohlgemerkt bei nahezu röhrenfreien Geräten, also nichts mit Warmlaufen und nicht Soundnuancen.

Und genauso andersrum.

"Dat klingt nich" ist bei mir ein Symptom: Ich bin unzufrieden. Müde, hungrig, keine Lust mehr, der Part sitzt nicht oder gefällt mir nicht. Oder sonstwas.

Am Equipment liegt das so gut wie nie.

Nur hin und wieder habe ich mal die eine oder andere Gitarre zum Probieren da, die auch in den guten Momenten nicht klingt. Aber sowas bleibt normalerweise bei mir nicht lange stehen...

Gruß

erniecaster
 
Das mit dem "klingt geil" oder "Klingt gar nicht" bei gleichen Einstellungen ist doch nichts neues. Wir bewegen uns da schon im Bereich der Psychoakustik und der Physik.

Selbst Veränderungen im Luftdruck und der relativen Luftfeuchte sowie der Temperaturen haben definitiv Auswirkungen auf den Sound von Amp und Instrument. Dazu kommt die persönliche Tagesform und Laune.
 

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