Hi lil,
little-feat":2colncpd schrieb:
Man muß Ebay doch mal ganz nüchtern sehen
Hierin, und auch in vielem anderen gebe ich Dir recht. Stellenweise vertrete ich eine andere Meinung. Falls es interessiert:
Besitze ich ein Grundstück, das ich für einen Flohmarkt zur Verfügung stelle, dann kassiere ich von jedem Standbesitzer eine Miete....was er dann dort verkauft, das liegt nicht in meiner Verantwortung.
Und was, wenn dort scharfe Waffen, Drogen oder ähnliche Güter feilgeboten werden und Du von den verwirrten sonstigen Verkäufern auf diesen Umstand aufmerksam gemacht wirst? Es ist Dein Grundstück, Dein Eigentum, und Du darfst dieses Recht nutzen, mußt aber auch die Pflichten wahrnehmen. Und wenns gewerblich würde, hättest Du sogar noch strengere Auflagen zu erfüllen. EBay ist eben kein Privatgrundstück. Privat ja, aber gewerblich tätig...
Der Verkauf bestimmter Dinge ist bei Ebay verboten. Was das ist, kann man in den Grundsätzen lesen. Von diesen Dingen hält Ebay seine Platform auch sauber.
Ja, das ist grundsätzlich wohl so. Ich habe schon länger keinen Bilck in die Grundsätze geworfen, aber sicherlich gibt es einen Passus, der illegale Aktivitäten bedingungshalber ausschließt. Produktpiraterie dürfte dazugehören. Außerdem meine ich mich zu erinnern, daß beim Gebrauch von Markenbezeichnungen die Schutzrechte einzuhalten sind und die klassischen "Wortlisten für die Suchmaschine" (zum Beispiel eine Liste der gängigen Effektehersteller bei einem Bespeco-Schalterchen) nicht verwendet werden dürfen. Ob Fälschungen erwähnt werden, läßt sich ja bei Gelegenheit nachschlagen.
Fälschungen? Wie soll Ebay bei den Millionen von Versteigerungen prüfen, ob da Fälschungen dazwischen sind, oder nicht.
Das ist de facto ein Argument. Wenn aber eine Fälschung augenfällig ohne größeren Aufwand als solche erkannt werden kann (zB weil extremerweise ein Markenlogo falsch geschrieben wird)? Und sie auch darauf hingewiesen werden? Ich sehe da schon die Rechtspflicht zum Handeln erfüllt. Jedenfalls in der Theorie (!).
Es wäre Aufgabe der Hersteller darauf zu achten, ob dort Fälschungen ihrer Produkte angeboten werden.
Ich würde hier Aufgabe durch Eigeninteresse ersetzen. Warum sollten sie verpflichtet werden können, Ressourcen (Personal, Equipment, produktive Zeit) in die Erfüllung sachfremder Aufgaben zu stecken? Wo zöge man die Grenze? Den gesamten internationalen potentiellen Fälschermarkt abgrasen? Wäre das tatsächlich Aufgabe eines Produktionsunternehmens, könnte man den Laden gleich dicht machen. Nein, das Grundproblem muß von staatlicher Seite angegangen werden, und das wird es ja auch.
Wir haben spaßeshalber mal einen Test gemacht und eine ganze Serie gefälschter Uhren auf Ebay den Herstellern gemeldet, also Breitling, Montblanc, Rolex, TAG usw.
Könnte mir vorstellen, daß Ihr nicht die einzigen seid, die so vorgegangen sind, und eine Überprüfung es nicht in die Pipeline schafft. Aber es spricht nicht für ihre Öffentlichkeitsarbeit...
Fälschungen??
Der Verbraucher hat doch selbst Schuld. Wenn für einen dusseligen Fender-Hals Unsummen bezahlt werden, nur weil er aus dem Jahre ´62 stammt, wenn das Gleiche für ein blödes Plastik-Pickguard, ein rostiges Tremolo (ja ich weiß, Vibrato) oder einen ausgeleierten Satz Mechaniken gilt.....dann ruftst du automatisch Fälscher auf den Plan. Das war immer so.
Nein, Fälscher lockst Du mit der Aussicht auf schnellen Gewinn auf den Plan, entsprechende kriminelle Energie oder fehlendes Bewußtsein über die moralische Verwerflichkeit der Produktfälschungen vorausgesetzt. Es sind ja nicht alle Fender-Hälse krumm und die Vibratos rostig. Und gute Alternativen zu besseren Kursen in brauchbarer oder gar besserer Qualität gibt es auch von anderen Herstellern, die NICHT kopieren. Eine Diego-Strat würde ich nicht Produktfälschung nennen, Nachbau ja. Etwas anderes ist es aber, eine begehrte Fender vorzutäuschen (WIE sie ihren Gegenwert schafft, ist egal; der Käufer entscheidet bei einem Markenprodukt nicht (nur) nach logischen Gesichtspunkten, wie viel Geld er ausgeben will).
Natürlich gab es immer schon den Drang, begehrte Güter zu fälschen, um in den Genuß von materiellen Vorteilen zu kommen. Unser Reptiliengehirn kommt evulotionstechnisch einfach nicht mit ;-).
Ich finde an Deiner Ausführung interessant, daß Du m.E. den Verbraucher vorschiebst, um das illegale Tun des Fälschers zu legitimieren. Das finde ich zweifelhaft. Schließlich spielt das Vorhaben eine Rolle, eine Versuchung zu schaffen und denjenigen auszunutzen, der der Versuchung erliegt. Die Gründe für das Nachgehen können natürlich auch Dummheit genannt werden. Aber das Handeln des Dummen ist nicht maßgebend für einen allgemein gültigen Wertekanon. Im Gegentum, eigentlich müßte der Dumme sogar vor dem "Schlauen" geschützt werden, da dieser offenbar nicht in der Lage ist, sich selbst zu schützen. Damit wir uns nicht mißverstehen, ich traue jedem genug Eigenverantwortung und Selbstbestimmung (Stichwort mündiger Bürger) zu, daß er nicht von irgendeiner Instanz ständig kontrolliert und gegängelt wird. Aber ich finde es auch legitim, daß das Phänomen Produktpiraterie wertend diskutiert wird und man über Gegenmaßnahmen nachdenkt. Auch wenn das bedeutet, daß bestimmte Handelsaktivitäten sanktioniert werden.
Grundsätzlich sind wir wahrscheinlich gar nicht so weit voneinander entfernt, jedenfalls was die Realität angeht. Die Deals bei eBay sollte man mit Besonnenheit abwickeln, man darf nicht erwarten, daß man etwas geschenkt kriegt und muß halt mit Leuten rechnen, die einen übers Ohr hauen wollen. Und EBay verdient gut an den Fälschungs-Deals. Das sind die Fakten.
Gruß
burke