Hi Marco,
ich beziehe mich diesbezüglich auf folgendes Review von "Pfaelzer" in diesem Forum:
1. Einführung in die Problematik:
Benutzt der geneigte Rack- oder Modellinggitarrist eine Endstufe zum Lautmachen, sollte diese theoretisch ja nur rein linear verstärken...in der Praxis will der Gitarrist aber schon den gewohnten Sound und Druck hinter sich spüren.
Er hat nun 2 Alternativen:
Eine teure und anfällige Röhrenendstufe, deren Sound je nach Wärmegrad schwankt und die gerne mal abraucht, aber auch mechanische Belastungen nicht so geil findet und nebenbei durch teure Röhrenwechsel Folgekosten verursacht....
...oder eine PA-Transistorendstufe, die aber zu linear und steril klingt und mit diversen Limiter-Schutzschaltungen auch noch die Sustainphase unseres Signals beeinflussen kann.
-> Ach wie schön wäre da eine "Best-of-both-worlds-Lösung", d.h. eine röhrenähnliche Transistorendstufe...bloß konnten mich bisher weder die Rocktron Velocity (zu wenig Druck, zu viel Mittennase, gepresste Höhen) noch die Marshall Valvestates (viel zu mittig, keine gitarrentypischen Obertöne) wirklich überzeugen.
Da fällt unser Blick auf das neueste Produkt im G66-Angebot: Die Matrix 1000GTFX. Mal sehen, ob sie die Lösung der geschilderten Problematik ist.
2. Aufbau und Technik:
Die Matrix GT1000FX ist eine 2 HE Endstufe. Technologisch ist sie eine Mos-FET-Endstufe mit Class-AB-Schaltung. Die Verwendung von Mos-FETs lässt einen warmen, obertonreichen Sound erwarten (weswegen Mos-Fet im PA-Bereich nicht mehr so gerne eingesetzt wird: Sie ist nicht linear genug, und damit für uns Gitarristen genau richtig), die AB-Schaltung ordentlich Rumms.
Die Endstufe leistet pro Kanal 325 Watt/8 Ohm, gebrückt 1.000 Watt/8 Ohm.
Die Matrix kommt in einem sehr stabilen, roadtauglichen Gehäuse mit 80mm Lüfter auf der Rückseite. Dieser ist so leise, dass man ihn so gut wie nicht hört. Die Endstufe bringt gerade mal knapp 4 Kg auf die Waage.
Für etwas Flair sorgt die orange-rote Innenbeleuchtung.
(Anmerkung: es gibt sie auch in 1 HE mit 2 40mm Lüfter; da diese aber erfahrungsgemäß mehr Geräusch von sich geben, habe ich die 2HE-Version).
Auf der Vorderseite sind neben mehreren LEDs für Betriebsstati angebracht. Die Matrix hat eine automatische Boxenschutzschaltung, aber nicht die nervig-hörbare Limitergeschichte wie viele ihrer PA-Kollegen. Sie hat zwar eine Einschaltverzögerung, ein leises Plopp gibt sie trotzdem beim Einschalten von sich. Sehr gut wiederum ist die "Soft start"-Schaltung, die die heikle Absicherung des Proberaums nicht tangierte.
Auf der Rückseite sind üppige Schalt- und Ein/Ausgangsmöglichkeiten:
Die beiden Inputs sind mit XLR/Klinke-Combibuchsen ausgeführt. Man kann durch einen Schieberegler von Stereo- auf Mono (=Bridge) als auch auf Parallelbetrieb umschalten (im Parallelbetrieb wird ein Monoinput auf beide Seiten der Endstufen stereo aufgeschaltet; ideal, um 2 Boxen mit einem Monosognal zu betreiben und ein eher seltenes, aber gutes Feature). Der Inputlevel beträgt-10 dBV (= 0,775 Volt), also der ideale Wert für Gitarrenequipment.
Man hat 3 Outputs: 2 für Stereobetrieb und einen dedizierten für Bridge, was die übliche Fehlerquelle bei Bridgebetrieb minimiert. Als Output dienen Klinke/Speakon-Combibuchsen, gerade für Gitarristen ein sehr praxisnahes Feature.
3. Sound und Druck:
Ich habe die Endstufe mit einer Marshall JMP-1 Röhrenvorstufe, mit einer Peace G1 Transistorvorstufe und mit einem Axe-FX1 getestet.
Diese Endstufe ist laut. Bestialisch laut. Aber nicht einfach so laut, sondern musikalisch laut, druckvoll laut.
Die Matrix bietet einen sehr warmen, strukturierten Mittenbereich mit transparenten Bässen und Höhen. Sie fügt wie eine cleane Röhrenendstufe auch leicht Harmonische in den Sound, wodurch das angenehme und durchsetzungskräftige Mittenverhalten zu erklären ist. Im Gegensatz zu einer Röhrenendstufe komprimiert/sättigt sie aber nicht, sondern bleibt immer transparent und differenziert, aber druckvoll über den ganzen Verstärkungsbereich hinweg. So muss das sein.
Sehr schön finde ich, dass sie auch leise schon gut klingt und nicht die Mitten überzeichnet, wie das diverse Röhrenendstufen gerne mal tun.
Der absolute Hammer ist aber dieser traumhafte Headroom, vor allem im Höhenbereich: Da klingt eine Strat über dem 15 Bund auf e- und h-Saite gespielt immer noch warm und obertonreich und wird nicht zu einem dünne Klirren zusammengedrückt wie bei vielen billigen Transistorendstufen. Man merkt richtig, wie die Gitarre aufatmet und im Bandkontext Nuancen aufweist, die vorher nicht durchkamen. Gerade bei cleanen Sounds mit der Pearce und dem Axe wird sehr deutlich, wie viel Potential durch eine gute Endstufe freigesetzt werden kann.
Nur dass wir uns richtig verstehen: Sie ist nicht linear, und meine Studioabhöre wollte ich damit nicht betreiben...und genau das macht sie so optimal als Gitarrenendstufe.
4. Preis und Leistung:
Die Matrix GT 100FX2U kostet 749 Euro.
Das ist günstig, verglichen mit Röhrenendstufen, und angemessen, wenn man bedenkt, was eine qualitativ vergleichbare PA-Endstufe kostet.
Für diese 750 Euro bekommt man aber einen Sound, der imho einer Röhrenendstufe in Sachen Druck und Mittenverhalten ebenbürtig, aber in Sachen Transparenz und Headroom überlegen ist. Ein Vergleich mit anderen Transistorendstufen wie den Velocity ist Unfug, die Matrix ist soundlich und auch qualitativ in einer anderen Liga.
5. Conclusio:
Nein, ich bekomme von Matrix kein Geld für diese Review. Ich freue mich bloß, wenn ich ein Stück Equipment finde, bei dem jemand nachgedacht hat und ein Werkzeug entworfen hat, dass ein wirklicher Problemlöser ist (das fängt bei dem idealen Inputpegel an und hört bei den durchdachte Outputs auf). Sowohl hinsichtlich Ausstattung/Bedienung als auch Sound ist die Matrix GT1000 wirklich imho die empfehlenswerteste Lösung für den geneigten Gitarristen, der Vorstufen und/oder Modeler benutzt. Sie klingt nicht wie eine "echte" Röhrenendstufe, sie klingt imho besser.
Pro:
- Ausstattung
- Gewicht
- Durchdachte gitarristenspezifische Merkmale
- Sound, Durchsetzung, Headroom
Contra:
- Einschaltplopp
Fazit: Sollte man als Rack- und Modelerspieler testen, auch für Röhrenfetischisten geeignet.