Hallo Rio,
wir haben vier verschiedene Firmen und vertreiben unter anderem amerikanische und Fernost-Produkte. Ich weiß um die Aufwendungen, welche wir damit haben und wie wir diese auf die Produkteinkauftspreise umlegen müssen.
21% Marketing und PR Kosten (eine ganzseitige Anzeige in nur einer Ausgabe der Fachpresse kostet zwischen 4.500 und knapp 10.000 €), 12% Personalkostenanteil für Produktmanagement, Support und Fachunterstützung, 2,5 % für Beteiligung für Endorsements mit Referenzkunden, 5% Eigenanteil für Gewährleistung, Raumkosten für Lagerhaltung, Schulung und Demonstration, 7% Allocation Aufwendungen (Übersetzungen, Prospekterstellung, Anpassung der Anwendungen an deutsche Verhältnisse etc), 18% Vertriebskosten (Innen- und Außendienst - wir müssen die Endhändler gewinnen diese Produkte ins Sortiment zu nehmen) und unsere Endhändler bekommen eine Marge von 25 % von welchen 2% Marketingkostenanteil wieder abgezogen wird. Wir wollen und müssen auch daran verdienen und auf alle diese Zuschläge bekommt der Fiskus 19% Mehrwertsteuer. Hieraus ergibt sich ein Aufschlag von 122% auf unseren Einkaufspreis, da der Endkunde ja auch noch ein bisschen "runterhandeln" möchte. Unabhängig der Währungsrisiken.
Unsere professionellen Kunden (und damit meist die größeren) schätzen im Wettbewerbsvergleich dennoch unsere vergleichsweise günstigen Preise. Es gibt eine Reihe von kleinen Kunden, die uns permanent Überteuerung vorwerfen und der Meinung sind, wir müssten gerade Ihnen individuell deutlich geringere Preise anbieten. Geht aber nicht. Für diese Kunden wären Wettbewerbsprodukte funktional vollkommen ausreichend und auch preiswerter. Aber sie wollen unsere Produkte, nur eben nicht diesen Preis bezahlen. Statt dessen ein ewiges Proklamieren, teilweise Beschimpfungen unter der Gürtellinie. Was einen zugegebenemaßen vielleicht mit der Zeit etwas übersensibilisiert. Somit verzeiht, wenn ich vielleicht etwas zynisch daherkomme.
Würde ein kleiner Händler direkt importieren, wäre das sicher billiger. Aber Marketing, Support, Consulting, Gewährleistung etc. wäre alles nicht vorhanden. Bei einem Problem stünde der Endkunde vor fast unlösbaren Aufgaben.
Wir können nur Produkte ins Sortiment nehmen, bei welchen der Hersteller uns vertraglich zusichert Grauimporte zu unterbinden. Ansonsten müssten wir all die oben genannten Kosten auf wesentlich weniger abgesetzte Stückzahlen umlegen, der Grauimporteur würde unsere Marketinginvestitionen nutzen und im schlimmsten Fall bei Gewährleistung noch auf uns verweisen. Wir müssten auch dann helfen, da wir ansonsten den Ruf des Produktes gefährden. Kein Problem wenn ein Endkunde selbst importiert. Ist sein Risiko.
Natürlich könnten wir das alles bleiben lassen und ein wenig Software importieren und mit geringer Marge weiter verkaufen. Die Stückzahlen würden weder unsere Lieferanten beglücken noch ermöglichen, daß wir professionelle Services bieten.
All diese bezieht sich jedoch auf die Informatik- und Softwarebranche, die Verhältnisse der Musikbranche kenne ich nicht im Detail. Daher will ich nicht irgendwelche Zahlen auf den Tisch kloppen, die nicht wenigstens im Ansatz untermauert sind. Habe auch nur gesagt, für mich ist eine solche Preisbildung nachvollziehbar.
Aber die Regeln als Generalimporteur sind mir sehr wohl bekannt. Daher sage ich ja nichts anderes, als daß ich es nachvollziehen kann und für mich akzeptiere.
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ín den ersten zwei Jahrzehnten meines Musikerdaseins die Preise für das amtliche Equipment schier unbezahlbar waren (1973 mussten wir unsere Stratocaster in der Schweiz für unglaubliche 2.100 CHF, zum damaligen Zeitpunkt über 3.000 DM kaufen und bei der Einfuhr verzollen!, Alternative waren Instrumente wie unbespielbare E.., F... oder recht gute H..., die aber maximal 25% preiswerter waren. Ein Sound City aus London schlug zu dieser Zeit schon mit deutlich über 1.000 DM zu Buche, PA Anlagen waren sowieso unerschwinglich) . Als Alternative standen Produkte zur Verfügung, die zu 80% grottenschlecht waren. Erst mit der Professionalisierung des Marktes und des Prodkuct - Engineering wurde eine Entwicklung eingeleitet, die heute dazu führt, daß wir zu wirklich traumhaften Konditionen wirklich gute Instumente kaufen können.
Wenn ein Kollege nun einen Amp zitiert, der zu anderen Konditionen importiert wird, möchte ich nur anmerken, daß selbst ich als Gitarreninteressierter das Teil nicht kenne. Das sind andere Verhältnisse, andere Stückzahlen und können nicht unbedingt mit Produkten verglichen werden, die darauf angewiesen sind ein breites Publikum mit Marketing, Vertrieb und entsprechenden Stückzahlen zu erreichen.
Ob man´s mag oder nicht? Darüber möchte ich nicht urteilen, Für mich ist der Preis meines Amps OK und ich fühle mich in meiner persönlichen Werteskala keineswegs über´n Tisch gezogen. Für meinen Mark IV hatte Anfang der 90er Jahre bei r+h-studiosound 3.300 DM bezahlt. Da war Meinl noch nicht Generalimporteur. Lege ich die Kostensteigerung z.B. für Wohnen, Automobile etc (natürlich nicht für Essen udn Massen-Konsumer Hifi Elektronik) für diesen Zeitraum zugrunde, scheint mir ein Mark V heut eim Verhältnis auch nicht teuer und ín dieser Relation der Transatlantic auch OK. MEIN SUBJEKTIVES EMPFINDEN!
Übrigens war TRIUS als damaliger Generalimportuer über ein Jahr lang nicht in der Lage Ersatz für ein defekte Poti am Amp zu beschaffen. Für so etwas habe ich weder Lust noch Zeit.
Der kleine Mesa unter den "Pocket-Amps" nach meinen Tests schon eine Ausnahme. Einer der Wenigen, der vom Wohnzimmer bis zur Bühne für mich die Sounds liefert, die ich eben für meine Band mag (In anderen Bands und Projekten spielte ich durchaus auch Marshall, Fender, Hughes & Kettner, Orange etc. Die gehören mir aber nicht, die leihe ich für das jeweilige Projekt - wie übrigens auch die Gitarren, mit welchen ich die Soundvergleiche vorgenommen habe - dann aus, wenns gut in den Bandkontext passt oder der Bandleader / Produzent es wünscht. Für eine Produktion wie Thommy oder Jesus Christ Superstar oder meine frühere Funk-Band mit Keyboards, Bläsern, Percussion etc. brauch ich andere Sounds. Allerdings mache ich seit vier Jahren fast nur noch meine eigenen Projekte).
So, jetzt hab ich deutlich mehr geschrieben als ich je wollte, Für mich ist das Thema jetzt engültig erledigt, ich kann mit jeder anderem Meinung gut weiter leben. Sehe auch keine Mehrwert mehr für die anderen Forummitglieder, wenn dieses Thema weiter ausgewaltz wird. Jeder wird wohl wissen, welchen Preis er für sein gewünschtes Equipment akzeptieren kann oder nicht.
Liebe Grüße, frhay8