Also, bis auf die polemische/ironische Meinung von Riddimkilla sind bisherigen Posts schon recht realistisch.
(E-) Gitarrenbau ist Handwerk und Dienstleistung und wird nur durch Professionalität, Erfahrung, Wissen und handwerkliches Geschick gut und wirtschaftlich erfolgreich. Wenn dann noch Liebe zum Detail, Pedanterie und eine künstlerische Ader hinzukommen, kann es genial werden. Für die Eigenschaften im letzten Satz benötigt man sicherlich einen guten Schuß Idealismus.
Sollten diese Überlegungen in eine Selbstständigkeit führen, muss eine gesunde kaufmännische Seite dazukommen:
Gegen Billigimporte aus Fernost, die unter 100 Euro im Einkaufspreis liegen, kann kein deutscher Handwerker im entferntesten Anstinken.
Im Bereich 150 - 1000 Euro gibt es inzwischen vernünftige Massenware aus Fernost, die kein deutscher Handwerker so in der Werkstatt zu dem Preis erstellen kann.
Bleibt nur:
A) der Versuch, kostengünstige gute Gitarren für um 1000 Euro zügig selber zu erstellen (Hardware, Holz, Pickups kosten dann aber schon allein einige Hundert Euros, dies kann vom Kunden in der Preisklasse erwartet werden). Geschätzt muss man also etwa 10 Gitarren im Monat fertigstellen und auch verkaufen, damit man davon leben kann. Oder aber:
B) der Versuch, die besten Gitarren der Welt zu bauen, individuell auf die Kunden zugeschnitten (Custom pur), detailverliebt wochenlang an Einzelheiten zu feilen, die allerbesten Zutaten zu verwenden und dann die Gitarren für über 4000 Euro zu verkaufen. Dass kann sich dann wirtschaftlich lohnen, wenn alle 2 Wochen eine Gitarre fertig wird. Und natürlich verkauft wird!!!
Sicherlich ratsam ist es, sich zusätzlich sicherheitsshalber ein oder mehrere andere Standbeine zu suchen wie Musikalienhändler, Gitarrenreparateur, Musiklehrer oder etwas ganz Anderes.
Alternativ sucht man sich eine Festanstellung in einer Manufaktur wie unter A) oder B) oder man sieht das Ganze als schönes Hobby, das man sich durch einen anderen Job finanziert.
Man kann das Ganze sicherlich mit anderen Handwerken in Deutschland vergleichen, wie z.B. Schuhmacher. Fast alle Schuhe weltweit werden inzwischen in China hergestellt. Es gibt aber immer noch Kunden, die bereit sind, für Top-Qualität auch einen guten Preis zu zahlen. Die Frage ist dann nur: Wie viele Leute wollen Top-Schuhe Made in Germany und wieviele Schuster gibt es noch?