W°°":131bnbzw schrieb:
Doch.
Natürlich kann nur jeder Verbraucher selbst beurteilen, ob ihm das Instrument gefällt und ob er sich als Patient besser fühlt.
Kann er darum auch die Qualität des Instruments oder die der Behandlung beurteilen? Vielleicht bedingt, aber im Detail kaum und sicher nicht vorausschauend!
Weiß der Kunde um den Lackaufbau, dessen UV-Beständigkeit...
Widerspruch.
Ob ein Instrument gefällt ist ein Qualitätsmerkmal, besser fühlen bei ärztlicher behandlung ebenso.
Nicht das einzige Qualitätsmerkmal, aber eben eines.
Lackaufbau an sich ist (für mich) kein Qualitätsmerkmal, und UV-Beständigkeit hat mit Langlebigkeit zu tun, das ist ein Qualitätsmerkmal, das ich als Kunde sehr beurteilen kann. Nicht beim Kauf, aber nach 5 oder 10 Jahren.
Und als Patient weiß ich aus leidvoller Erfahrung: ich kenne bei den mich betreffenden Leiden mittlerweile mehr Behandlunsmethoden als die meisten "Fachärzte", ich habe mich auch mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu deren Nutzen und Risiken befasst und kann da in Teilbereichen (die mich betreffen) etliche Fachärzte übertrumppfen.
Warum? Den Facharzt interessiert mein Leiden oft nicht (den interessiert in erster Linie das Geld), mich interessiert es aber brennend.
Und deshalb habe ich mich intensiver damit befasst als die überwiegende Mehrheit der niedergelassenen Fachärzte.
Du kannst mir ruhig glauben, dass ich als Nichtmediziner bereits bei der Anamnese gute Ärzte von weniger guten trennen kann. Nicht zu 100% treffsicher, nicht be ijedem Befund, aber doch relativ treffsicher bei Problemen, mit denenich langjährige Erfahrungen habe. Und wenn mir ein Arzt eine Therapie empfiehlt, die ihm viel Geld einbringt, und von der ich eben weiß, dass es bessere und risikoärmere Verfahren gibt, mit in klinischen Studien belegtem gutem Langzeiterfolg (im Gegensatz zu dem vom Arzt vorgeschlagenen Therapie), dann kann ich ein 100%-Urteil treffen, insbesondere, wenn die Anamnese genauso "suboptimal" war wie der Therapievorschlag.
Warum ich das kann? Nun, wie gesagt gesteigertes Eigeninteresse, und ich kann mich auf mein Krankheitsbild konzentrieren, was ein niedergelassener Arzt eben nicht kann, da ihm tagtäglich mindestens ein dutzend, oft zwei bis drei Dutzend, verschiedener Krankheitsbilder begegnen.
Und nein, wir streiten nicht um den Bart des Propheten.
Wir streiten über etwas, das ich sehr leidvoll erfahren und erlernen musste. Übrigens teile ich diese Erfahrung, was z.B. "Fach"ärzte anbelangt, mit sehr vielen Leidensgenossen.
Und wenn ich als interessierter Laie so manchem Facharzt aufklären kann, bei einer typischen Facharztausbildungszeit, die 10 Jahre und mehr beträgt, dann kann ich das, sofern ich mich genug mit der Materie befasse, auch in anderen Gebieten als der Medizin.
Klar kann ich die rein handwerkliche Qualität deiner Gitarren nicht beurteilen, da mir das Handwerksknowhow fehlt. Es fehlt mir auch deshalb, weil es mich nie so sonderlich interessiert hat, und ich mich folglich nie wirklich tief damit beschäftigt habe.
Die für mich ausschlaggebenden Qualitätskriterien einer Gitarre sind (subjektiv) komfortable Bespielbarkeit, subjektiver Wohlklang, Langlebigkeit, subjektives optisches Gefallen und bei Custom-Orders dass meine angebeben Wünsche erfüllt wurden.
Und das kann ich sehr wohl recht gut beurteilen.
Und eine Gitarre, die handwerklich aus deiner Sicht perfekt sei mag, mit optimalem Lackaufbau und hervorragender Langlebigkeit, die aber meinem Gusto nach nicht wirklich gut bespielbar ist, die für mich schlecht oder nicht wie gewünscht klingt, mir optisch als mißlungen erscheint, die ist nicht gut. Nicht gut, gemessen in den für den Kunden wichtigsten Kriterien.
Und wenn du Qualitätskriterien in den Mittelpunkt setzt, die vielen Kunden weniger wichtig oder gar unwichtig sind, dann machst du den Fehler, und nicht der Kunde, der als Nicht-Fachhandwerker (s)ein Urteil fällt.
Qualität ist schlicht und einfach der Erreichungsgrad der vom Kunden (explizit oder implizit) gestellten Anforderungen und Erwartungen.
Mit welcher Technik, z.B. welcher Lackier- oder Bundierungstechnik diese Anforderungen erreicht werden, ist aus Qualitätssicht irrelevant, es sei denn, eine bestimmte Technik war explizit oder implizit gefordert.
So, zurück zur Handwerkerfrage.
Ich persönlich würde, wollte ich mir eine Solidbody-E-Gitarre maßschneidern lassen, dies vermutlich eher beim Autodidakten tun, der 10 Jahre Erfahrung und nachgewiesene Erfolge im Bau von Solidbodies hat als bei einem Zupfinstrumentenmeister, der noch nie ernsthaft eine Solidbody gespielt und gebaut hat, da er in seiner beruflichen Laufbahn immer nur Zithern und Gamben und Mandolinen gebaut hat (und darin auch wirklich gut ist), wenn ich nur die Auswahl zwischen diesen beiden Anbietern hätte.
Über das, was du schreibst zu den Folgen der Liberalisierung für dein Handwerk, kann und will ich nicht urteilen.
Tschö
Stef