Wie kann man E-Gitarrenbauer und E-Bassbauer werden?

Hi allerseits,
zum grossen Befähigungsnachweis, sprich Meistertitel, muss ich auch noch mal was loswerden. Ich habe seit mehreren Jahren ein schönes altes Haus,
und brauchte für den Umbau bzw. die Restauration mehrere Fachleute.
Ich hatte Dachdecker, Schlosser, Sanitärfirmen, Fensterbauer, Anstreicher und Fliesenleger hier zu Gange. Allesamt Meisterbetriebe, kurz gesagt, alle, aber wirklich alle haben teilweise extreme Scheisse abgeliefert. Zum Glück habe ich einen Rechtsschutz der mich vor grösserem Schaden bewahrt hat. Die Schreinerarbeiten und die Elektroinstallationen habe ich dagegen von Freunden machen lassen die keinen Meister hatten, Ergebnis optimal. Zufall oder nicht?
Das Problem bei den Meisterbetrieben sehe ich darin das die Lehrlinge meist die Arbeit machen, nicht der grosse Meister selber. Der kommt meistens nur zur Abnahme und erzählt dann was von Fertigungstoleranzen oder son Quatsch. Am besten war der Fensterbauer (ein Betrieb mit 20 Angestellten), der sagte mir das er noch nie gehört hätte das Holz bei Wärmeeinwirkung arbeitet, die Fenster waren nach dem ersten Sonnenschein alle verzogen und undicht. Oder der Fliesenleger bei dem die Fugen zwischen 2mm und 8mm variierten, er meinte nur: "sie Gitarrenbauer mit ihren zehntel Milimetern". Natürlich braucht man für grosse Projekte Mitarbeiter, aber die sind meist noch sehr unerfahren oder haben einfach kein Gewissen gute Arbeit abzuliefern. Daher möchte ich auch in meiner Werkstatt keinen Hiwi haben der mir in meine Arbeit pfuscht. Gute Angestellte sind leider selten, die Betriebe die bei mir gearbeitet haben hatten sie nicht und ein Meistertitel sagt für mich seit dem nichts mehr aus.
In diesem Sinne, Gruß
Jochen
 
Solche oder ähnliche Erfahrungen hat wohl fast jeder schon gemacht. Ich denke nur an das Kfz-Handwerk und seine „Meister“, mit denen ich es im Laufe der Jahre zu tun hatte. Lassen wir es, es ist zu deprimierend.

Und auch die Erfahrungen mit Meisterbetrieben des deutschen Bauhandwerks lassen nicht nur gute Erinnerungen aufkommen.

All das mag nicht repräsentativ sein. Mich hat es allerdings gelehrt, dass man „Meisterbetrieb“ und meisterliche Arbeit nicht zwangsläufig in einen Zusammenhang bringen kann.

Die besten Erfahrungen, wenn es um handwerkliche Dienstleistungen aller Art geht, habe ich mit polnischen Handwerkern gemacht, leider nicht mit deutschen.

Dazu vielleicht noch dies: ;-)

http://www.youtube.com/watch?v=K-hjG3t9wHY
 
W°°":3tdozp5g schrieb:
Na klar. Nur Du. Ich würde mich auch nie zu der These versteigen, dass Profis wüssten, was eine gut klingende oder schöne, oder angenehme Gitarre ausmacht. Was Gitarristen wollen, wissen nur Gitarristen.

Du zitierst bzw.. interpretierst mich falsch.
Ich schrieb "subjektiver Wohlklang", und was in meinen Ohren gut klingt, das kannst du nicht exakt beurteilen.
Du kannst bestenfalls von generellen Kenntnissen/Erfahrungen auf mich sund mein Hörempfinden schließen, was hinhauen kann, oder auch nicht.

Ist Deine Gitarre Windows 3.11, oder Windows 7?

Als IT-ler sage ich dir: falsche Frage.
Die richtige Frage wäre "was willst'n machen, und was sind eine Rahmenbedingungen?"
Will ich z.B. alte DOS-Spiele auf einem "historischem" Rechner daddeln, ist Windows 3.11 aka WfW unter Umständen das geeignetere System.
Will ich z.B. eine aktuelle Anwendung nutzen, scheidet WfW aus. Muss ich alte Software nutzen (was in der Praxis oft vorkommt in Unternehmen), scheidet eventuell Win7 aus, weil unternehmenskritische Software eben nicht unter Win7 läuft oder zumindest vom Softwarehersteler (noch) nicht für Win7 freigegeben ist.
Die wichtigen Kriterien sind abermals das was der Kunde will und braucht und nicht, was technisch das Modernere oder "Schönere" ist. Das wird leider auch in der IT zu oft vergessen.

Ich weiß, dass das Gitarristen nicht sehr interessiert, wenn es um die wenigen objektiven Bewertungskriterien geht.

Objektivität und objektive Messbarkeit ist prima, aber nur weil etwas meßbar ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es hinsichtlich der Kundenanfprderungen (ergo hinnsichtlich Qualität) hervorgehobene Relevanz hat.
Die Lackdicke einer Klampfe kann ich messen.
Schön.
Hat der Kunde aber Anforderungen hinsichtlich der Lackdicke? Im Regelfall nicht. Er hat Anforderungen hinsichtlich Klang, Optik, Haptik und Robustheit. Werden diese erfüllt, ist es aus Kunden- und somit Qualitätssicht Banane, ob der Lack jetzt 30 Mkrometer oder 130 Mikrometer dick ist.

Für dich als Techniker ist es sicher prima, die Lackdicken messen zu kkönnen, zur Beurteilung deiner Arbeit und deren Konsistenz usw..
Für dich kann diese objektiv messbare Größe ein wichtiges Qualitätskriterium sein, wenn eines deiner wichtigeren (internen) Ziele ist "hohe Konsistenz, möglichst geringer Verbrauch von Lack".
Du kannst auch eventuell dieses objektive Kriterium nutzen, um dein Handeln zu steuern und zu optimieren, also z.B. anders lackieren, andere Düsen benutzen usw. .


Für den Kunden
ist die Frage der Lackdicke aber oft eine zweit- bis fünftrangige Fragestellung. Der Kunde wird im regelfall sein Handeln, d.h. seine Kaufentscheidung, an anderen Qualitätskrierien ausrichten.

Jeder Hersteller tut gut daran, interne Qualitätskriterien eng an die vom Kunden angelegten Qualitätskriterien zu orientieren.

Fachleute neigen oft dazu, dies nicht zu tun.
Der Maschinenbauer baut zuweilen gerne das technisch Modernste und Beste, was er kann.
Im deutschen Maschinenbau führte dies dann vor ca. 15 Jahren zu einer Krise, denn der Kunde wollte zumeist nicht das Modernste und Beste, sondern das Preiswerteste, am einfachsten Wart- und Bedienbare und Robusteste und Zuverlässigste.
Deutsche Maschinenbauingenieure haben ergo lange am Kunden vorbei entwickelt, die Kunden quitierten dies mit Abwanderung.
Die damalige Krise im deutschen Maschinenbau wurde überwunden, in dem man die Qualitätskriterien stärker auf das fokusierte, was der Kunde braucht und will findet (und nicht auf das, was der Ingenieur gut findet).

Es gibt dutzende weitere Beispiele dafür, das Industrien sich in die Krise wirtschaften, weil interne Qualitätskriterien zu weit von denen der Käufer differieren.

Wer hat nun Recht? Der Fachmann beim Hersteller, oder der Kunde, der zumeist (interessierter) Laie ist?

In einer Marktwirtschaft im Zweifelsfall doch der, der bezahlt, oder?

Tschö
Stef
 
signguitar":1noaxz7k schrieb:
Hi allerseits,
zum grossen Befähigungsnachweis, sprich Meistertitel, muss ich auch noch mal was loswerden. Ich habe seit mehreren Jahren ein schönes altes Haus,
und brauchte für den Umbau bzw. die Restauration mehrere Fachleute.
(...)
Zufall oder nicht?
Das Problem bei den Meisterbetrieben sehe ich darin das die Lehrlinge meist die Arbeit machen, nicht der grosse Meister selber.
Jochen

Hi Jochen,
der letzte Satz ist in meinen Augen Schwachsinn.
Richtig wäre hier: die Arbeiten erledigen i.d.R. die Gesellen. Ihnen "dürfen" die Lehrlinge helfen.

Meisterbrief: völlig überbewertet! Da gebe ich Dir Recht.
Im Grunde ist es ein großformatiger Nachweis darüber, dass man der Institution Handwerkskammer - also den staatlich legitimierten, modernen Wegelagerern einen Haufen Kohle in den übertrieben gierigen Rachen geschmissen hat.
Ich persönlich würde niemandem dazu raten, eine Meisterschule zu besuchen, wobei ich das nur auf die von mir besuchte und die dort gemachten Erfahrungen beziehen kann.
Wenn ich mich jedoch mit "Kollegen" meines Gewerks unterhalte, die andere Schulen besucht haben um dort einen Titel zu "kaufen", dann habe ich nicht den Eindruck, dass es dort erheblich anders zugeht.
Ob das auch auf die Zupfinstrumentenmacher anzuwenden ist, vermag ich natürlich nicht zu sagen !

Gitarrenbauer: kann ich nicht beurteilen, habe aber z.b. schon Sachen von André von Staufer machen lassen und war äußerst zufrieden mit der Qualität und dem Service.

Ob er einen Meistertitel hat, hat mich bei der Wahl aber nicht interessiert. Wie gesagt: ich gebe nicht so wahnsinnig viel darauf.
Zufriedene Kunden sind im Gegensatz zu der schicken Urkunde der HWK für mich eher ein Kriterium.

LG
V.
 
V-Mann":267xkxv0 schrieb:
Meisterbrief: völlig überbewertet! Da gebe ich Dir Recht.
Im Grunde ist es ein großformatiger Nachweis darüber, dass man der Institution Handwerkskammer - also den staatlich legitimierten, modernen Wegelagerern einen Haufen Kohle in den übertrieben gierigen Rachen geschmissen hat.
.

Ich finde die Diskussion um Befähigungsnachweise immer wieder niedlich.
Was ist mit Führerscheinen? Es gibt etliche Leute, die fahren schlecht und gewissenlos. Ich konnte schon mit 16 Auto fahren. Oder mit dem Abitur? Wie viele Studenten, die sich später als völlig unfähig erweisen?! Diplome? Sind sie ein Nachweis für Klugheit?

Befähigungsnachweise sind uns waren nie ein Garant für Qualität. Sie prüfen einen Mindestanspruch an Fähigkeiten erlauben die Ausübung einer Tätigkeit.

Natürlich sind Prüfungen immer fragwürdig , so wie die bestehenden Berufsverbände, aber was ist denn bitte die Alternative? Hat jemand eine Idee?
Können wir auf all das verzichten?
Und dann?

In meinem Beruf ist es jetzt so, dass jeder machen kann, was er will. Klingt prima. Aber was ist denn, wenn man es noch gar nicht kann? Wer bringt den jungen Leuten bei, wie man es macht? Das Internet?
 
nichtdiemama":2lv7q070 schrieb:
Ist Deine Gitarre Windows 3.11, oder Windows 7?

Als IT-ler sage ich dir: falsche Frage.
Die richtige Frage wäre "was willst'n machen, und was sind eine Rahmenbedingungen?"
Will ich z.B. alte DOS-Spiele auf einem "historischem" Rechner daddeln, ist Windows 3.11 aka WfW unter Umständen das geeignetere System.
Will ich z.B. eine aktuelle Anwendung nutzen, scheidet WfW aus. Muss ich alte Software nutzen (was in der Praxis oft vorkommt in Unternehmen), scheidet eventuell Win7 aus, weil unternehmenskritische Software eben nicht unter Win7 läuft oder zumindest vom Softwarehersteler (noch) nicht für Win7 freigegeben ist.
Die wichtigen Kriterien sind abermals das was der Kunde will und braucht und nicht, was technisch das Modernere oder "Schönere" ist. Das wird leider auch in der IT zu oft vergessen.

Und als ITler sage ich dann noch: Ich muss kein Programmierer sein um
zu erkennen, dass das Betriebssystem stabil läuft oder ein Bruchpilot ist,
ob es schnell ist, in Sachen Workflow den Ansprüchen genügt oder nicht.
Dazu muss ich lediglich ein Anwender mit bestimmten Ansprüchen an das
Betriebssystem sein. Wenn ich in einer Arztpraxis oder einer Kanzlei auf
der alten DOS-Software fahre, hat das oft seine Gründe.

Der Workflow ist meistens Intuitiver und schneller (Tabulator und
Pfeiltasten statt Mausschubser) und es läuft seit Jahren stabil und
befriedigt alle Bedürfnisse. Gerade in diesem speziellen Software-
Bereich ist das neue selten besser als das alte. Ich habe gesehen
wie der zeitliche Arbeits- und Planungsablauf ganzer Firmen, dank
dem "Modernisierungsdrang" des ein- oder anderen Chefs wegen
unzureichender neuer Software eine Zeit auf Eis gelegt wurde.

Egal was hier auch geschrieben wird, ein Gitarrist der weiß worauf er
bei der E-Gitarre achten muss, kann das Instrument unabhängig vom
subjektiven Klang und Gefühl bewerten. Dabei ist es gar nicht wichtig,
einen Aufsatz über Lacke schreiben zu können.

Die Bünde, der Hals/Korpus Übergang, Lackeinschlüsse, Unebenheiten,
Stimmstabilität, minderwertige Hardware, arbeitendes Holz, Elektrik.. etc.

Niemand braucht einen Meisterbrief um da am Endprodukt etwas zu
bewerten, lediglich Erfahrung. Denn meistens reicht es doch wenn man
nur oft damit auf die Nase gefallen ist. ;-)

Und groby bleibt eigentlich nur zu sagen, dass ein Handwerker wie der
Zupfinstrumentenmacher unter die HWK fällt. Der IHK ist das schnurz. :p
 
@ W°°:
In meinem Beruf ist es jetzt so, dass jeder machen kann, was er will. Klingt prima. Aber was ist denn, wenn man es noch gar nicht kann? Wer bringt den jungen Leuten bei, wie man es macht?

Da gebe ich dir recht, der Qualifizierung des Nachwuchses hätte man besser zugearbeitet, wenn man einen Berufsstand "(E-)Gitarrenbauer" geschaffen hätte.

Wir sind auch beieinander, was die generelle Sinnhaftigkeit von Abschlüssen angeht, und sogar, was die Untauglichkeit der Prüfungen und Abschlüsse in der Praxis angeht. Das war vor ein paar Seiten der Stein des Anstoßes. Scheint ausgeräumt.


Worin wir differieren, ist die Einschätzung der Parameter von Qualität. Und da müssen wir uns sicher nicht einig sein.

Um dein eigenes Bild (Vergleich Strat / VW Käfer) nochmal aufzugreifen: ich fahre ein custom-Fahrzeug auf Basis eines VW-Käfer aus den 50ern. Im Grunde genommen ist daran vor allem das Erscheinungsbild und das Chassis-Layout "VW Käfer", alle typischen Mäkel sind "upgegraded", eigentlich ist es eher ein Porsche 550, aber die Basis ist schon ein VW Käfer aus den 50ern. Moderne Hybrid-Fahrzeuge mit geringem CW-Wert, Klimaanlage, Getränkehalter, Lordose-Stütze und Touchscreen-Navigationssystem interessieren mich nicht die Bohne.


Wir sprechen von Gitarren, wohlgemerkt. Mein PKW hat tatsächlich eine Lordosestütze ...
 
W°°":2q3h9u6y schrieb:
(...)
In meinem Beruf ist es jetzt so, dass jeder machen kann, was er will. Klingt prima. Aber was ist denn, wenn man es noch gar nicht kann? Wer bringt den jungen Leuten bei, wie man es macht? Das Internet?

Da wird sich langfristig nur durchsetzen können, wer vernünftige Qualität zu bezahlbaren Preisen liefert.

Wie er es gelernt hat, wäre für mich nicht interessant.
Wenn er auf dem Weg dahin viele Fehler gemacht hat, wird er daraus gelernt haben. So lange der Kunde dafür nicht zahlen muß, ist es doch o.k.
Da fällt mir wieder der Nik Huber ein - offenbar baut er doch wirklich sehr gute Instrumente, ohne eine Ausbildung als Zupfinstrumentenmacher gemacht zu haben? Oder bin ich da falsch informiert??

Wer bringt es den jungen Leuten bei:
Ich finde ja den Grundgedanken der Berufsausbildung im dualen System gut und denke, wir sehen das eigentlich ähnlich.
Die Umsetzung ist aber oftmals nicht unbedingt glücklich. Das geht damit los, dass die Berufsschulen ihren Job aus meiner Erfahrung sehr schlecht machen und gipfelt darin, dass in meinem Gewerk z.B. die Auszubildenden während der drei Jahre Ausbildung 7 (sieben!) überbetriebliche "Lehrgänge" bei der Handwerkskammer verpflichtend absolvieren müssen. Diese kosten zwischen 300-400 Euro (pro Lehrgang), die von den Betrieben zu bezahlen sind. Fehlen diese "Scheine", so wird der Lehrling nicht zur Prüfung zugelassen.
Hinterfrage ich bei meinen Auszubildenden diese Lehrgänge und erkundige mich nach den vermittelten Inhalten und der Art wie sie vermittelt werden, höre ich i.d.R. von Ausbildern, die morgens locker ein paar Arbeitsaufträge verteilen und sich über weite Strecken einen schönen Tag machen und mitunter für längere Zeit die Werkstätten verlassen. Das habe ich in meiner Zeit übrigens genau so auch schon erlebt.

Meine Bedenken richten sich also in erster Linie gegen die selbstgefälligen Kammern und die Art, wie sie mit den Leuten, von denen sie durch die nicht unerheblichen Beiträge finanziert werden, umgehen.

LG
V.
 
W°°":2lz62mtx schrieb:
Wer bringt den jungen Leuten bei, wie man es macht? Das Internet?

Selbstüberschätzung vielleicht. Ich sag nur "Superstar" :lol: :mrgreen:

Früher kapierten die Leute noch, das man an einer Karriere hart arbeiten muß u. eine fundierte Ausbildung braucht. Heute glauben viele, es reicht an einer Castingshow teilzunehmen. Dazu noch eine (im Fernsehen deutlich erkennbar) verzerrte, überhöhte Selbstwahrnehmung und fertig ist der Superstar.

Ähnlich gelagert, sind wohl die Selfmade-Gitarrenbauer Wunschvorstellungen Einiger hier :roll:

Eine gute, fundierte Berufsausbildung, kann man immer im Leben brauchen. Aber heute sind viele nach dem Schulabschluß nicht mal in der Lage eine Lehre anzutreten!

Gruß
Franz
 
Es ja schon spannend, daß die hochpreisigen Gitarren eher mit CP/M vergleichbar sind, oder mit DOS - da sie nicht die technischen Weiterentwicklungen der Folgejahrzehnte aufweisen (siehe Einteiler-Bridge, Tele-Saddles, Halsverstellschraube bodyseitig ohne Zugangsfräsung, scatterwound PUs mit erheblicher Serienstreuung) und das diesen dann mehr oder weniger wieder kopiert wird - Hightechgeräte (z.B. Fender Virtual Strat-hieß die so?) wiederum vom Markt verschwunden resp. nie angekommen sind.

Das ist eine Besonderheit, die in anderen Bereichen eher selten ist - benutzt hier z.B. jemand ein Nokia 2110 oder 5110????

Das ist anscheinend erstmal Ot als posting, macht aber die Besonderheiten des Marktes -und damit auch beruflicher Perspektiven für Herstellung und Verkauf deutlich.
 
Little Wing":1m9si7y3 schrieb:
W°°":1m9si7y3 schrieb:
Wer bringt den jungen Leuten bei, wie man es macht? Das Internet?

Selbstüberschätzung vielleicht. Ich sag nur "Superstar" :lol: :mrgreen:

Eine gute, fundierte Berufsausbildung kann man immer im Leben brauchen. Aber heute sind viele nach dem Schulabschluß nicht mal in der Lage eine Lehre anzutreten!

Gruß
Franz

Moin,
neulich hat mir die allwissende Glotze diese Zukunftsvision gezeigt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Idiocracy

Als Film mittelmäßig, als Zukunftsvision grandios!

Ciao
Monkey
 
Zurück zur Ausgangsfrage:

Ich finde das Thema schwierig weil:

1. Handwerk allgemein: wer hat einen Schrank vom Schreiner (ich verwende mal die alte Bezeichnung) oder erwägt diesen dort in Auftrag zu geben anstatt in dem einen oder anderen Möbelhaus? Also die Frage: Was ist gutes Handwerk wem wieviel wert?

2. Ausbildung in einem Bereich, der -fokussiert auf das Ausgangsfrage der elektrifizierten Instrumente- eine wirklich kurze Historie hat. Walter hat das ja super treffend beschrieben. Viel sichtbarer -und die Frage der Übertragbarkeit aufwerfend- ist die bei der Tontechniker-Ausbildung: Reichsrundfunschule Nürnberg (oder wie heißt die Ausbildungs-Domäne weißbekittelter "Tonmeister"?) versus SAE und dies mal zugespitzt betrachtet unter der Aufgabe einen richtigen Marshallstacksound -alles auf 10- zu mikrofonieren... und dann betrachte man mal die Ausbildung zum "Veranstaltungstechniker"- seit wann gibt es den - und wer bildet denn da aus? Die Inhaber einer norddeutschen Großfirma mit einer wohl dreistelligen Zahl von Angestellten kenne ich sowohl Backstage als auch als Mitstudenten in der Uni-Mensa (wenn sie nicht gerade wieder dabei waren, in England Amps zu kaufen..)

Wissensvermittlung ist gut, zertifiziert vielleicht sogar besser - weil es die -vielleicht sogar kreativen- Irrwege des Autodidakten erspart. Aber ob der derzeitige Ausbildungsstandard für eine gewünschte Spezialisierung der Weisheit letzter Schluß ist?

Ich schreibe dies mit einer Ausbildung in einem Bereich (Sozialarbeit), wo es keine 'richtige' berufsständische Vereinigung gibt (der Beruf ist ja auch erst so um die 100 Jahre jung) und die Tendenz dahin geht, sich in anderen Bereichen fortzubilden, die man / frau doch lieber gleich als Ausbildungsgang hätte wählen können... die Kernkompetenz ist viel zu profan, um sich damit abzugeben -- dies mal so als Gedankenanstoß für Zupfinstrumentenmacher und ambitionierte Hinterhof-Frickler die versuchen aus teuren Edelhölzern wohlklingen Bassgitarren zu schnitzen...
 
Moin,

also das hier:
THB":1qx3v6uz schrieb:
... und dann betrachte man mal die Ausbildung zum "Veranstaltungstechniker"- seit wann gibt es den - und wer bildet denn da aus? Die Inhaber einer norddeutschen Großfirma mit einer wohl dreistelligen Zahl von Angestellten kenne ich sowohl Backstage als auch als Mitstudenten in der Uni-Mensa (wenn sie nicht gerade wieder dabei waren, in England Amps zu kaufen..)
...

verstehe ich nicht. :shrug:
Kannst du das bitte vollständig und verständlich formulieren?

Ich kenne übrigens einen, der diesen Ausbildungsberuf Veranstaltungstechniker mit auf den Weg gebracht hat. Und da war es einfach wichtig, Inhalte zusammen zu stellen, die einen möglich weiten Bereich abdecken und auch Dinge beeinhalten, an die ein Autodidakt vielleicht nicht zuerst denkt. Sicherheit zum Beispiel.
Das hat ihm großen Spass gemacht und er bildet auch aus.

Ciao
Monkey
 
Mal im Versuch einer klareren Formulierung:

Das Berufsbild des "Veranstaltungstechnikers" gibt es ja wohl seit knapp 20 Jahren. Und m.W. hat dies wenig mit den "alten Zöpfen" aus Radio- und Fernsehtechniker oder Elektroinstallatuer zu tun.... auch hier waren (wohl) teilweise Autodidakten am Werk - und etliche Arbeitgeber haben keine entsprechende Ausbildung (ggf. aber auf dem Papier qualifizierte Leute eingestelllt..)... ansonsten ergänzt Monkey dies mit Folgebeitrag ja deutlich....

Ich finde es gut, daß es hier gelungen ist, mal ein "moderneres" Berufsbild auf den Weg zu bringen -- vielleicht passiert dies im Bereich Instrumentenbau ja auch in irgendeiner Form - Walter beschreibt ja eine "Zwiespältigkeit"....
 
signguitar":2r7sf2ky schrieb:
Das Problem bei den Meisterbetrieben sehe ich darin das die Lehrlinge meist die Arbeit machen, nicht der grosse Meister selber. Daher möchte ich auch in meiner Werkstatt keinen Hiwi haben der mir in meine Arbeit pfuscht. Gute Angestellte sind leider selten, die Betriebe die bei mir gearbeitet haben hatten sie nicht und ein Meistertitel sagt für mich seit dem nichts mehr aus.
In diesem Sinne, Gruß
Jochen

Die Übertragung von Bauhandwerk zum Gitarrenbau halte ich aus vielerlei Gründen für unseriös:
1. In Gitarrenbau beginnen in der Regel keine 16jährigen Hauptschüler, sondern extrem engagierte und motivierte, oft vorgebildete Menschen.
Einer meiner Azubis hatte ein Physik Vordiplom und hatte sehr viel Erfahrung im Bau von Modellflugzeugen. ICH habe sehr viel über Verbundwerkstoffe, Statik und Harze von ihm gelernt. Themen, von denen man im klassischen Gitarrenbau nicht viel weiß.
2. Wir arbeiten nicht auf der Baustelle. Der Meister ist nicht in einer anderen Stadt, während der Azubi eine Bundierung macht, sondern sitzt an der Bank nebenan.
3. Das Produkt einer Arbeit zu überprüfen, ist im Gitarrenbau kein Zeitaufwand. Einen guten Sattel erkennt man in 10 Sekunden. Damit sind Kontrollfehler nahezu ausgeschlossen. Der einzige Fehler der passieren kann, liegt beim Meister, wenn er Arbeiten NICHT kontrolliert.


Ich sehe die Sache anders.
Keiner der Befürworter des "Fahrens ohne Führerschein" bildet heute aus. Diejenigen, die sich gegen die verkrusteten Formen im Handwerk gewehrt haben und jetzt als freie Phantasieberufler endlich machen dürfen, was sie wollen - sie sind alle sehr geizig mit der Verbreitung IHRER speziellen Berufskenntnisse.
Die Antwort ist simpel und plausibel: Keiner ist so doof, einem Wissbegierigen seine Trade - Secrets und die Kundenkartei zu überlassen, wenn der sich MORGEN damit zum Konkurrenten entwickeln kann.

So darf eine Generation ohne Schein Geld verdienen und die Nachfolgenden müssen sehen, wie sie klar kommen.
 
W°°":36tyksn8 schrieb:
1. In Gitarrenbau beginnen in der Regel keine 16jährigen Hauptschüler, sondern extrem engagierte und motivierte, oft vorgebildete Menschen.
Als ob nicht auch 16 jährige Hauptschüler damit aufwarten könnten. Schließlich wird Motivation und Engagement nicht benotet oder unterrichtet.
 
UncleReaper":2fl1ym9r schrieb:
W°°":2fl1ym9r schrieb:
1. In Gitarrenbau beginnen in der Regel keine 16jährigen Hauptschüler, sondern extrem engagierte und motivierte, oft vorgebildete Menschen.
Als ob nicht auch 16 jährige Hauptschüler damit aufwarten könnten. Schließlich wird Motivation und Engagement nicht benotet oder unterrichtet.

Es "gutmenschelt"!


Total motiviert, Crack zu rauchen oder zu verticken? Oder total motiviert, überhaupt nicht in die Schule zu gehen? Oder total motiviert, Passanten in der U-Bahn auf´s Fressbrett zu hauen?

Wer motiviert ist, sollte vor allen Dingen nicht die Hauptschule besuchen! Ich halte es auch für angemessen zu sagen, dass Hauptschüler i.d.R. nicht Gitarrenbauer werden wollen. Leute, die ihre Schulzeit ausschließlich dort verbringen, haben normalerweise andere "Probleme"!

Und jetzt zurück zum Thema!
 
Marcello":gipu98ce schrieb:
...
Wer motiviert ist, sollte vor allen Dingen nicht die Hauptschule besuchen! Ich halte es auch für angemessen zu sagen, dass Hauptschüler i.d.R. nicht Gitarrenbauer werden wollen. Leute, die ihre Schulzeit ausschließlich dort verbringen, haben normalerweise andere "Probleme"!



Moin,
das kann man so einfach nicht sagen. In Bayern gelten Qouten, nach denen Schüler in die entsprechende Schulform gehen. Sprich, nur ein gewisser Prozentsatz darf die Noten für Gymnasium oder Realschule bekommen. Der Lehrer wird, nicht offiziell, angewiesen für den entsprechenden Schnitt zu sorgen. Ein Klasse voller Genies wird nicht geschlossen auf's Gymnasium gehen, weil das Schulamt das nicht will. Ich denke, das ist in anderen Bundesländern genauso.

Das Problem der Hauptschule ist eher, das den motivierten Kindern von ein paar Spackos die letzte Motivation frühzeitig genommen wird. Mit Gewalt und mit immer weniger Anforderung im Unterricht. Und nach einer gewissen Zeit kommst du halt nicht mehr so ohne weiteres raus aus dem System, weil einfach wichtige Grundlagen fehlen.

Mein Neffe ist auf eine duale Schule gegangen. Dort wurde die motivierten Kinder in A Kurse gepackt, und konnten es bis zur Mittleren Reife schaffen. Die weniger motivierten, oder schlechteren, kamen in die B Kurse. Das ging auch gemischt, z.Bsp. Sprache A Kurs, Mathe B Kurs, je nach Können. Wurde aufgrund der Befindlichkeiten der benachbarten Schulen nicht fortgesetzt, da sehr erfolgreich. Alles W*** im Schulamt...

Früher war das anders. Ihr wißt schon, als die Zeiten noch besser waren... ;-)

Ciao
Monkey

Marcello":gipu98ce schrieb:
Und jetzt zurück zum Thema!
Scherzkeks, zu welchem denn?? ;-)
 
Marcello":160mcq36 schrieb:
Total motiviert, Crack zu rauchen oder zu verticken? Oder total motiviert, überhaupt nicht in die Schule zu gehen? Oder total motiviert, Passanten in der U-Bahn auf´s Fressbrett zu hauen?
Unreflektierter überzogener Blödsinn. Anders kann man es eigentlich nicht sagen. ;-)
 
Monkeyinme":h3tcqhfo schrieb:
In Bayern gelten Qouten, nach denen Schüler in die entsprechende Schulform gehen. Sprich, nur ein gewisser Prozentsatz darf die Noten für Gymnasium oder Realschule bekommen. Der Lehrer wird, nicht offiziell, angewiesen für den entsprechenden Schnitt zu sorgen. Ein Klasse voller Genies wird nicht geschlossen auf's Gymnasium gehen, weil das Schulamt das nicht will. Ich denke, das ist in anderen Bundesländern genauso.

Ist es nicht - jedenfalls nicht in NRW. Das Ziel ist hier quasi das gegenteilige - möglichst viele Kinder sollen Abitur machen. Dafür bilden sich die Bayern sehr viel auf "ihr" Abitur ein, halten es für höherwertig... allerdings machen in Bayern auch nur halb so viele Schüler Abitur wie in NRW - umgerechnet auf die Bevölkerungszahl, versteht sich.

Das Problem der Hauptschule ist eher, das den motivierten Kindern von ein paar Spackos die letzte Motivation frühzeitig genommen wird. Mit Gewalt und mit immer weniger Anforderung im Unterricht.

Das stimmt zwar, das Hauptproblem ist aber, dass Erziehung - vor allem der von dir "Spackos" genannten - heutzutage immer weniger stattfindet. Schule kann das unmöglich auffangen. Jedenfalls nicht in Klassen mit 30 Schülern.
Und wenn sich Schüler aufgrund von falsch verstandener (!) antiautoritärer und "partnerschaftlicher" Erziehung von Eltern / Lehrern / Ausbildern nichts mehr sagen lassen, nun, was soll dabei schon herauskommen, außer dem, was die Franzosen "grand fromage" nennen?
 
hi!

Da das nun auch Bereiche meiner Erfahrung streift...

"Motivation und Engagement" werden durchaus auch an Schulen benotet und unterrichtet.


Die angesprochenen Disziplinprobleme haben aber meiner Ansicht nach nicht mit "falsch verstandener (!) antiautoritärer und "partnerschaftlicher" Erziehung" zu tun, sondern schlicht mit Vernachlässigung und dem Versäumnis rudimentäre soziale Fähigkeiten zu vermitteln.

Absolut richtig ist natürlich, dass man diese Versäumnisse als Lehrer (insbesondere in großen Klassen) kaum aufarbeiten kann...


Sorry, zum Thema Gitarrenbau kann ich - bis auf eher mäßige Erfahrungen mit gelernten (Meistern) UND ungelernten Leuten (Hinterhoffricklern) - nicht viel beitragen ;)

cheers - 68.
 
68goldtop":2k741dt4 schrieb:
Die angesprochenen Disziplinprobleme haben aber meiner Ansicht nach nicht mit "falsch verstandener (!) antiautoritärer und "partnerschaftlicher" Erziehung" zu tun, sondern schlicht mit Vernachlässigung und dem Versäumnis rudimentäre soziale Fähigkeiten zu vermitteln.


Ebend! Genau damit sind Hauptschullehrer hierzugegend oft beschäftigt. Die Frage nach "wie werde ich Gitarrenbauer", stellt sich oftmals nicht, sondern eher die Frage, wie man die Schüler in ein späteres Solzial- und Arbeitsleben integrieren kann. Das ist aufgrund der gegebenen Umstände zuweilen ein unlösbares Problem.

Wer das für unreflektiert hält, den lade ich gerne mal dazu ein, ein paar Hauptschulen hier in DE zu besuchen. Ich schätze, dass mind. 50 % aller H-Schulen landesweit!! von solchen Problemen berichten können.

Zu trauriger Berühmtheit brachten es eben auch vor kurzem noch schlagzeilenträchtige Vorkommnisse gerade aus Bayern.

Wie auch immer: Ob das über Quote geregelt wird oder nicht, das Problem bleibt gleich.

Solche Kinder/Jugendlichen gehen nicht in Realschulen oder gar Gymnasien. Ganz sicher nicht!

Und jetzt wäre ich dafür , wieder zum Thema zurückzukommen
 
Marcello":11hpuvh7 schrieb:
Ebend! Genau damit sind Hauptschullehrer hierzugegend oft beschäftigt. Die Frage nach "wie werde ich Gitarrenbauer", stellt sich oftmals nicht, sondern eher die Frage, wie man die Schüler in ein späteres Solzial- und Arbeitsleben integrieren kann. Das ist aufgrund der gegebenen Umstände zuweilen ein unlösbares Problem.

Wer das für unreflektiert hält, den lade ich gerne mal dazu ein, ein paar Hauptschulen hier in DE zu besuchen. Ich schätze, dass mind. 50 % aller H-Schulen landesweit!! von solchen Problemen berichten können.

Genau deswegen nehm ich die Herausforderung ja an und werde HS Lehrer. Jetzt aber reichts mit OT ;-)
 
Nööö,
... auch noch mal von mir Glückwunsch zu deiner Entscheidung ... dann nerven wir demnext gemeinsam mit 'aus der Schule plaudern'.
 
Hi,
ich denke nicht ,daß ein Gitarrenbauer unbedingt dazu ein "Jodeldiplom " braucht. Die wenigsten Top-Leute haben son Diplom. Was soll man auch damit, wenn man gar keinen Bock darauf hat Akustikgitarren zu schnitzen?
Ein selbsternannter Gitarrenbauer wiederum, der nur Grütze abliefert , ist schnell weg vom Fenster.
Dafür sorgen schon allein solche Foren wie diese hier . Überhaupt das Internet !
Und jemand der ohne Fremde Hilfe sich alles aneignen kann , und richtig gute Gitarren baut , der ist doch zum Gitarrenbauer geboren !!
Daß solche Talente früher durch ein engstirniges "Prüfsystem " ausgebremst wurden, ist typisch deutsche Kleinkrämerei.
Gut , daß der stupiden Handwerskammer das Handwerk gelegt wurde, hehe.
Dem Threatgründer würde ich raten: Versuchs selbst, wer sich alles zeigen lassen muß, wird es eh nie richtig können. ( harhar)
Cheers, Paul
 

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