alte Frage: Was ist der "50s" und was der "60s" Strat Sound?

therealmf

Power-User
Registriert
16 Nov. 2007
Beiträge
1.346
Reaktionspunkte
2
Ort
the right side of the rhine (=left)
Batz Benzer schrieb:
Ich habe gelernt, eher der 60er Single Coil-Typ zu sein denn dem 50s Tone zu huldigen; kann sich natürlich jederzeit wieder ändern; Ihr kennt das ja.
Dieses Zitat aus einem anderen Thread hat mich daran erinnert, daß ich das immer schon mal wissen wollte. Ich habe schon oft gelesen, daß ein bestimmter Pickup den "authentischen 50er Ton" oder den "authentischen 60s Strat Ton" bringt. Nirgendwo steht aber mal genau dabei, wie sich der 50s und der 60s Stratsound unterscheiden, schon gar nicht, inwieweit sich die PICKUPS der Jahre soundlich unterscheiden. Daß eine 50s Strat mit Eschekorpus und Mapleneck anders klingt als eine 60s mit Erlenkorpus und Rosewood-Griffbrett, weiß ich. Und ich kann auch ungefähr einschätzen, in welche Richtungen die jeweils gehen. Aber wie ist es bei den Pickups?
Wer traut sich, eine klare und belastbare Aussage über die Klangcharakteristika der 50er Jahre Stratpickups und der 60er Jahre Stratpickups zu treffen? Und bitte nicht "das ist schwer zu beschreiben, das muss man gehört haben"...okay? Bin gespannt!
 
Hallo Markus,

es gibt eine G&B-Ausgabe von März 2006, die einen großen, 10seitigen Single Coil-Test beinhaltet, der auch 6 Jahre später noch aktuell ist; hier wird alles(!) anschaulich, in vielen Beispielen und mit Bildern (z.B. Wicklungsart), erläutert.

Ganz grob: Der 50er Ton ist glockiger, glasiger, "cleaner", in aller Regel höhenreicher ("exposed treble"), mittenärmer, aggressiver und nicht so komplex wie der 60er SC-Klang, der meist auch kräftiger im Output ausfällt und somit im Zerrbereich die Nase vorn hat.

Beispiele: Buddy Holly, Hank Marvin und auch Blackmore stehen (eher) für den 50s Ton; SRV, Frusciante oder Rory Gallagher für die 60er.

Allerdings sind nicht nur die PUs für den spezifischen Ton relevant, das Griffbrett - Ahorn oder Palisander - spielt hier ebenfalls eine Rolle.

Dies von mir als kleine Orientierungshilfe; bestimmt findet einer bessere Worte und mehr Zeit, Deine Frage ausführlicher zu klären.

Guten Rutsch,

Batz. :cool:
 
Hi Markus,

Batz hat das schon gut erklärt. Der 50er Sound ist insgesamt knochiger, trockener und perkussiver was auch von den damaligen Pickups so repräsentiert wurde. Da hat man eingebaut was gerade auf dem Tisch lag. Ich hatte bereits die Gelegenheit ein 54er Original und ein 62er Original miteinander zu vergleichen. Dort spiegelte sich genau das wieder, die 60 Strat klingt wärmer, mittiger, die 50er wesentlich heller, sie twangte trocken gespielt schon wie verrückt. Das machten aber eher die unterschiedlichen Hölzer und allem voraus der Hals, welcher bei der 50er ein richtig fetter Prügel war!
In den 50ern wurden viele Pickups ungewachst eingebaut und alleine das macht schon einen sehr großen Unterschied. Ansonsten denke ich nicht, dass sich die 50er Pickups zu den 60ern soooo großartig unterscheiden. Unterschiedliche Wicklungen, andere Magnete, gewachst, ungewachst. All das hat man damals probiert und sich davon versprochen einen etwas anderen Sound damit zu kreieren. Das es Unterschiede gibt bei Singlecoils hat wohl jeder schon selbst für sich erfahren.
 
Die Pickups haben sich zwischen 1954 und 1964 von den Spezifikationen her nicht verändert. Geringfügige Abweichungen sind Aufgrund der damaligen Produktionsmethoden natürlich möglich.
 
...also, wenn es keine wirklich relevanten Unterschiede zwischen den 50s und den 60s Pickups gibt...warum hat dann jeder Hersteller zwei verschiedene Modelle im Angebot (mindestens), von denen er eins als das 50s-Modell und das andere als das 60s-Modell bezeichnet? Das müsste ja nach euren Ausführungen kompletter Unfug sein.
@Magman: einerseits schreibst du von deutlichen Unterschieden, andererseits seien die auf die Holzunterschiede zurückzuführen (deckt sich mit meinen Erfahrungen: eine Esche- und eine Erle-Strat in meinem Besitz klingen mit dem gleichen Satz PUs trotzdem deutlich verschieden). Also ist der Unterschied zwischen 50s und 60s nicht Pickup-bedingt?
 
Ich versuch das mal mit zusammenzufessen: weil die 50er
knochiger, trockener und perkussiver glockiger, glasiger, "cleaner"
klingen kann man Buddy Holly und Richie Blackmore nur schwer unterscheiden - beide aber dann wieder deutlich von Stevie Ray Vaughan der aber wie Rory Gallager klingt?

Oder hab ich das doch falsch verstanden? Und an welcher ist meine Roadstar näher dran wenn der Oppa sie mit nem Schlagzeuger spielt?

:popcorn: Dieser Fred verspricht noch viel Spass


r
 
therealmf schrieb:
...also, wenn es keine wirklich relevanten Unterschiede zwischen den 50s und den 60s Pickups gibt...warum hat dann jeder Hersteller zwei verschiedene Modelle im Angebot (mindestens), von denen er eins als das 50s-Modell und das andere als das 60s-Modell bezeichnet? Das müsste ja nach euren Ausführungen kompletter Unfug sein.

Nur laut Tomcat, dessen Meinung ich schätze, aber hier nicht teile; Magman hat ja wichtige Kriterien aufgezählt:

Madman schrieb:
Unterschiedliche Wicklungen, andere Magnete, gewachst, ungewachst. All das hat man damals probiert und sich davon versprochen einen etwas anderen Sound damit zu kreieren. Das es Unterschiede gibt bei Singlecoils hat wohl jeder schon selbst für sich erfahren.

Allein was Wicklung anbelangt gibt es diverse Möglichkeiten, auf den Ton einzuwirken: Art des Drahts, Aufwicklungsverfahren (Maschine oder Mensch, scatterwound vs. gleichmäßig, etc.) , nach oben oder unten konische, zylindrische, konkave oder konvexe Wicklungsform. Magnete... neee, mit den Thema fangen wir lieber gar nicht erst an, zu komplex. ;-) - Wachs oder Nichtwachs, das ist hier die Frage.

Ist doch eine Menge an Faktoren, die allesamt Einfluss nehmen auf den Ton. Ob man diese Unterschiede als groß oder klein empfindet, hängt von der Betrachtungsnähe ab; ist man "ganz in Single Coils", empfindet man die Unterschiede als größer, derweil der Humbucker-Mann da keine spektakulären Unterschiede ausmachen mag, vom Drummer ganz zu schweigen. :cool:

Neben diesen Faktoren zählt die Gitarre selbst, also das Holz, eindeutig mehr; ein Tonabnehmer kann nur hören, was auch da ist. Wie ein EQ kann er dann bestimmte Frequenzen begünstigen oder absenken.

therealmf schrieb:
(deckt sich mit meinen Erfahrungen: eine Esche- und eine Erle-Strat in meinem Besitz klingen mit dem gleichen Satz PUs trotzdem deutlich verschieden)

...wobei Du die Rechnung ohne den Hals gemacht hast (und die Korpi dasselbe Gewicht haben sollten, Verdrahtung, etc.). ;-)

Riddimkilla schrieb:
Oder hab ich das doch falsch verstanden?

Ja, und wie es mir scheint: Gerne. ;-)
 
Hi,

mein ganz subjektiver Senf:

Der gilt für Strat und Tele und ist bei meinen beiden Mexico Teles, 50s und 60s total da:
50s Esche/Maple knalliger, dünner, weniger Mitten
60s Erle/Palisander dicker, runder, mehr Mitten

Anfangs hatten meine beiden Teles die gleichen Pickups drin. Die Serienpickups waren die gleichen und dann hab ich bei beiden die Fender CS Nocaster Pickups eingebaut. Der oben genannte Unterschied blieb.

In Sachen Pickups ist für mich staggered 60s und flach 50s.
Das stimmt zeitlich nicht so ganz genau, mitte der 50s gabs bei der Tele z.B. auch erhöhte D und G Polepieces und staggered gabs auch erst später in den 60s, aber ich empfinde das so und ich schrieb ja: Das ist alles subjektiv.

Für mich machen nicht die Pickups den Sound, sondern das Holz und da insbesondere der Unterschied Maple (egal ob one piece oder aufgeleimt) und Rosewood. Das ist für mich der eigentliche Unterschied 50s und 60s.
Obwohl es natürlich auch in den 60igern Maplenecks gab und auch heute noch gibt. Aber die sind dann für mich 50s Style, egal wann gebaut.
Der Hals macht also den eigentlichen Unterschied.

Ich hab jetzt mehr über die Tele geschrieben, aber für die Strat gilt das Gleiche.

Ist nur meine persönliche Meinung und mein Hörempfinden.
Dass man mit verschiedenen Pickups alles etwas in die eine oder andere Richtung trimmen kann, ist eine andere Geschichte. Und dann gibt es ja noch die Stegreiter, Stahlblock und und und..

Aber grundsätzlich: 50s versus 60s ist für mich "Halssache" :)

Gruß Diet
 
therealmf schrieb:
@Magman: einerseits schreibst du von deutlichen Unterschieden, andererseits seien die auf die Holzunterschiede zurückzuführen (deckt sich mit meinen Erfahrungen: eine Esche- und eine Erle-Strat in meinem Besitz klingen mit dem gleichen Satz PUs trotzdem deutlich verschieden). Also ist der Unterschied zwischen 50s und 60s nicht Pickup-bedingt?

Markus,

Ich bezog die deutlichen Soundunterschiede eher auf das Holz, weniger auf die Pickups. Diese haben die Unterschiede halt mit übertragen. Laut meinen 7enderbüchern und auch alten Originalprospekten gab es tatsächlich kaum Unterschiede bei der Herstellung der Pickups.
Man nahm es aber mit den exakten Wicklungen halt nicht soooo ernst. Und man verarbeitet Drähte aus der Fabrik A, B und C. > enorme Unterschiede! Es gab so auch schon damals Over-, bzw. Underwound.

Viele Hersteller, wie z.B. Andreas Kloppmann haben alte Pickups versch. Jahrgänge exakt reproduziert, d.h. auch die exakten Umwicklungen auf ihre Pickups übertragen. Von daher spricht man von 50's, 60's und auch 70's Modellen. RW bei dem Mittelpickup kam ja erst nachdem man 5-weg Schalter eingebaut hat und das klingt ja dann auch wieder etwas anders...

Um wirklich den für sich selbst besten SC Sound in seiner Gitarre zu finden sollte man viele Pickups darin testen. Ich hab das gerne gemacht und dabei war mir 50's, oder 60's meist wurscht.

Meine pers. Favs, die Fenders CS Fat 50's hab ich kürzlich auch einem Kollegen in eine typische 60's Strat eingebaut. Hat auch dort wunderbar gepasst und klingt super. Aber eben völlig anders als in meiner Strat, weil anderes Holz, fetter Hals usw....
 
Magman schrieb:
Meine pers. Favs, die Fenders CS Fat 50's hab ich kürzlich auch einem Kollegen in eine typische 60's Strat eingebaut. Hat auch dort wunderbar gepasst und klingt super. Aber eben völlig anders als in meiner Strat, weil anderes Holz, fetter Hals usw....

Fat 50s werden in fast jeder Custom Shop Strat verbaut, egal ob 50er oder 60er. Es gibt allerdings auch noch Relic Fat 50s und handwound Relic Fat 50s, beide sind aber nicht im Handel erhältlich.
 
therealmf schrieb:
Nirgendwo steht aber mal genau dabei, ... inwieweit sich die PICKUPS der Jahre soundlich unterscheiden.
Hi,

bei Leosounds steht eine Menge zu den unterschiedlichen Pickups.

Die Seite ist sicher kein Lexikon, aber auch keine Marketing-Güllepumpe.


Kleiner Hinweis: Der Singlecoil-Test aus der G&B 03/2006 wurde von U.Pipper verfasst. :evil:

https://www.thomann.de/de/prod_review_13396_AR_141913.html

Gruß,
 
sunburst schrieb:
therealmf schrieb:
Nirgendwo steht aber mal genau dabei, ... inwieweit sich die PICKUPS der Jahre soundlich unterscheiden.
Hi,

bei Leosounds steht eine Menge zu den unterschiedlichen Pickups.

Die Seite ist sicher kein Lexikon, aber auch keine Marketing-Güllepumpe.

Witzigerweise widerspricht das, was da steht, genau dem, was die Vorredner ausgeführt haben. Zitat:
(zu den Vintage 56 Classic)
"Charakter:
Eher ausgeglichener und „best of all worlds“ Sound,
nicht zu bissig in den Höhen, ausreichend Twang und trotz moderater Induktivität - ein kleines Kraftpaket.
Seidige Höhen und ausreichende Mitten sind ganz sicher zwei Kernmerkmale dieser Abstimmung welche derzeit meine persönliche Empfehlung und Favorit ist.
Output:medium"

(zu den Vintage 66 Classic)
"Charakter:
Höhenbetonter sehr „twangiger“ Ton, bleibt in allen Lebenslagen definiert. Moderate Mitten und eher schlanker Klangkörper – sehr brillianter und glockenartiger Klang dessen Höhen aber nie schneidend rüberkommen.
Abstimmung für maximalen Höhenreichtum und dominanten Twang – etwas für Kenner der Materie.

Output: low+"


...also haben 60s Pickups WENIGER Output und WENIGER Mitten? Aber mehr Glockigkeit?

(danke für den Link zum Vergleichstest!)
 
Bei Kloppmann lesen sich die Beschreibungen ähnlich...
...wahrscheinlich geht es bei Beiden um Nuancen.

Herr Google hat noch das raus gefunden:

http://www.seymourduncan.com/forum/showthread.php?236342-strat-pickup-history

Weiter unten ist eine Seite aus irgendeinem Stratocaster-Buch.
Demnach hatten die Pickups in den 50ern mehr Wicklungen, es wurden dann zunehmend weniger.
Vielleicht wollte Leo Fender mal wieder Kosten sparen....500 Wicklungen sind ca. 55 m Draht, das mal drei...

Auf der anderen Seite hat angeblich Seymour Duncan diese Daten ermittelt:

http://home.provide.net/~cfh/pickups.html (Tabelle ganz unten)

Heißt also: Nix Genaues weiß man nicht.

IMHO kam der größere Unterschied bei den Pickups Ende der 60er (Hendrix, Blackmore, Malmsteen etc.).

Vielleicht doch nur Hör- und Seh-Gewohnheiten?



Zum G&B Test von Herrn Pipper: Nun ja.

Pipper ist wie eine Uhr, die stehen geblieben ist.
Zweimal am Tag geht sie richtig.

Gruß,
 
Mal eine kurze Anekdote zum Thema:

Ich nehme immer mal meine Ideen, die so beim Üben/Klimpern kommen, auf. Irgendwann 2007 habe ich mal etwas aufgenommen, was so in der John-Mayer-Sound-Ecke anzusiedeln ist. Nur mit einem Deluxe Reverb und ner Strat. Ich habe eine 50s Style und eine 60s Style Strat (die momentan allerdings auch einen einteiligen Ahornhals hat). Die 60' habe ich gekauft, weil ich der Meinung war, dass sie definitiv den typischen Rosewood-Klang hat (irgendwie holziger, weicher). Als ich die Aufnahmen dann so zwei Jahre später durchhörte um aus den Ideen vielleicht etwas zu machen, dachte ich sofort: "Japp, das ist die Rosewood..."! Bis mir aufgefallen ist, dass ich die RW Strat erst einige Monate nach der Aufnahme gekauft hatte und es so die 50s gewsen sein musste...! :oops:
Selbst überlistet! ;-)
 
Hallo!

Magman schrieb:
Viele Hersteller, wie z.B. Andreas Kloppmann haben alte Pickups versch. Jahrgänge exakt reproduziert, d.h. auch die exakten Umwicklungen auf ihre Pickups übertragen. Von daher spricht man von 50's, 60's und auch 70's Modellen. RW bei dem Mittelpickup kam ja erst nachdem man 5-weg Schalter eingebaut hat und das klingt ja dann auch wieder etwas anders...

Ein toller Vorsatz für das nächste Jahr wäre doch mal, weniger Marketinggeblubber nachzuschwatzen.

Dauernd wird idealisiert, wie intensiv man bei Fender oder Gibson irgendwelche Dinge aus Soundgründen geändert hat und dass die Herstellungsmethoden konstant waren. Dieses "verloren gegangene Wissen" graben dann Leute wie Andreas Kloppmann und Udo Pipper wieder aus und wir sollen dann staunend unser Portemonnaie zücken.

Faktisch sitzen heute wie damals Menschen in den Fabriken von Fender und Gibson, weil sie sich ihr Geld verdienen müssen - nicht weil sie Gitarrenliebhaber sind. Und damals hat man eben so lange Draht um eine Spule gewickelt, bis sie voll war. Und wenn der Draht alle war, ging man rüber in den Eisenwarenladen und eine neue Rolle gekauft. Super übrigens, wenn man einen billigeren gefunden hat als den, den man vorher verwendet hat. Über Sound hat da kein Mensch nachgedacht.

Will sagen: Die Pickups waren nicht konstant. Und dann kann ein Andreas Kloppmann gerne eine Handvoll davon vermessen - das ist überhaupt nicht aussagekräftig.

Und warum gibt es heute 50er und 60er Pickups? Damit man sich als Besitzer von 50er-Pickups fragt, ob man nicht doch 60er einbauen will und sie schlichtweg kauft.

Gruß

erniecaster
 
erniecaster schrieb:
Hallo!

Magman schrieb:
Viele Hersteller, wie z.B. Andreas Kloppmann haben alte Pickups versch. Jahrgänge exakt reproduziert, d.h. auch die exakten Umwicklungen auf ihre Pickups übertragen. Von daher spricht man von 50's, 60's und auch 70's Modellen. RW bei dem Mittelpickup kam ja erst nachdem man 5-weg Schalter eingebaut hat und das klingt ja dann auch wieder etwas anders...

Ein toller Vorsatz für das nächste Jahr wäre doch mal, weniger Marketinggeblubber nachzuschwatzen.

Dauernd wird idealisiert, wie intensiv man bei Fender oder Gibson irgendwelche Dinge aus Soundgründen geändert hat und dass die Herstellungsmethoden konstant waren. Dieses "verloren gegangene Wissen" graben dann Leute wie Andreas Kloppmann und Udo Pipper wieder aus und wir sollen dann staunend unser Portemonnaie zücken.

Faktisch sitzen heute wie damals Menschen in den Fabriken von Fender und Gibson, weil sie sich ihr Geld verdienen müssen - nicht weil sie Gitarrenliebhaber sind. Und damals hat man eben so lange Draht um eine Spule gewickelt, bis sie voll war. Und wenn der Draht alle war, ging man rüber in den Eisenwarenladen und eine neue Rolle gekauft. Super übrigens, wenn man einen billigeren gefunden hat als den, den man vorher verwendet hat. Über Sound hat da kein Mensch nachgedacht.

Will sagen: Die Pickups waren nicht konstant. Und dann kann ein Andreas Kloppmann gerne eine Handvoll davon vermessen - das ist überhaupt nicht aussagekräftig.

Und warum gibt es heute 50er und 60er Pickups? Damit man sich als Besitzer von 50er-Pickups fragt, ob man nicht doch 60er einbauen will und sie schlichtweg kauft.

Gruß

erniecaster

1+++! :lol:
 
Moin,

für mich wäre folgende Variante logisch: Zur betreffenden Zeit sollte eine Strat klingen, wie eine Strat. D.h. die 60er sollte sich klanglich gar nicht so eklatant von der 50er unterscheiden. Da sie aber anders gebaut war (RW Griffbrett und Erle Body), wurden die PUs etwas angepasst.

Das würde für mich auch Sinn ergeben, wenn man bedenkt, dass zur damaligen Zeit der heutige Voodoo überhaupt keine Rolle spielte. Es wurde halt das Holz verwendet, welches am besten verfügbar und zu bearbeiten war (in den 60ern halt Erle). Außerdem wurde mit dem RW Griffbrett dem Kundengeschmack und der Gibson Konkurrenz Rechnung getragen. Ganz einfach, ganz pragmatisch.

Vor dem Hintergrund der eingangs erwähnten Vermeidung zu großer Klangveränderungen zu den 50er Strats, müssten 60er PUs m.E. eher heller und weniger mittig geklungen haben. Damals zumindest.


Heute ist der gesamte Glaubensaufriß m.E. nur als verkaufsförderndes Werbemittel zu verstehen und hat mit der damaligen "Wahrheit" wenig zu tun. Da eine 60er Strat zufällig etwas mittiger und fetter klang als eine 50er (zumindest trocken), werden 60er PUs heute eben etwas mittiger und fetter abgestimmt, um auch im HB Hobel etwas "Sixties" vorzugaukeln (ok, etwas Sarkasmus sei mir erlaubt).


Feiert schön! :confetti:
 
Butan bei die Fische, ich schlage mal eine Wette vor: Ich wette, daß ich hören kann, ob sich ein 54er oder ein Texas Special (oder auch 69er) in einer Gitarre befindet. Es muss also folglich dasselbe Instrument sein, bei dem wir mal eben einen PU (am besten Hals oder Steg) umlöten; am liebsten eines, das ich gut kenne, wie z.B. meine eigene Strat. Ich muss die Gitarre aber selbst spielen und sage dann im Anschluß so was wie "Eins war TS, zwei war 54er": Kriegen wir das in Aachen evtl. hin (sprich: Mag wer blitzlöten)...?

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte: Die Majorität wird diesen Unterschied ebenfalls hören und benennen können.

Um den Zufall auszuschließen, können wir den Test gerne beliebeige Male wiederholen (ich muss ja nicht löten...).

Gitarre und TS brächte ich mit, einen 54er kriege ich bis dahin auch wahrscheinlich aufgetrieben.

Bei diesem Versuchsaufbau fallen all die anderen "störenden" (den direkten, subjektiven Eindruck verfälschenden) Faktoren weg, die z.B. bei Pfälzers Test vertreten waren, man ist direkt am Sound, kann ihn fühlen und somit eine wesentlich genauere Aussage treffen.

Damit wäre die Ausgangsfrage dann ja maximal beantwortet (alle anderen Glaubenkriege mal ausgeklammert) und das, was partscaster erlebt hat (und was ich nur allzu gut kenne, hab mich auch schon so manches Mal selbst überlistet), kann uns nicht passieren.

Und wenn ich es verbasel, fällt mir schon kein Zacken aus der Krone, dann habe ich eben etwas gelernt und kann auch herzlich über mich lachen. :lol:

Lust...? - Ich würde auch um einen guten (rauchigen) Single Malt wetten... :cool:

PS: Und im Anschluss werde ich Ebo Pipper und Udo Wager mit verbundenen Augen geschmacklich unterscheiden, während mich 50 nackte Schwedinnen auf Rollschuhen zu "Viva Las Vegas" durch brennende Reifen stagediven!
 
erniecaster schrieb:
Hallo!

Magman schrieb:
Viele Hersteller, wie z.B. Andreas Kloppmann haben alte Pickups versch. Jahrgänge exakt reproduziert, d.h. auch die exakten Umwicklungen auf ihre Pickups übertragen. Von daher spricht man von 50's, 60's und auch 70's Modellen. RW bei dem Mittelpickup kam ja erst nachdem man 5-weg Schalter eingebaut hat und das klingt ja dann auch wieder etwas anders...

Ein toller Vorsatz für das nächste Jahr wäre doch mal, weniger Marketinggeblubber nachzuschwatzen.

Hömma du Kasper, wenn du unter allem hier nur Marketinggeblubber siehst warum spielst du dann nicht einfach Hallenhalma oder so? Deine +++1 Fans kannste dann ja mit einladen. Da gibt's sicherlich weniger zu meckern...Spaß muss sein :-)

Kloppmann ist einer von vielen, der auf Auftrag hin eine Reparatur eines Pickups ausgeführt hat, bzw. Ersatz geschaffen hat für einen defekten Original Pickup. Es hat wie viele andere dabei seine Aufzeichnungen gemacht und baut nun die Teile exakt nach. Das ist doch eigentlich das, was Markus wissen wollte, aber soweit hast du den Fred wahrscheinlich gar nicht erst gelesen.

Guten Rutsch und besser dich ;-)
 
Hi,

noch ma subjektiv nebenbei:

Ich schrieb ja von meinen beiden Teles (ich weiß, es geht eigentlich um Strats, aber ist doch eigentlich egal)

Nehme ich die eine in die Hand und dann danach die andere, ist der Unterschied echt enorm. Mehr geht bei zwei Teles kaum, würde ich sagen.

Wenn ich jetzt nur eine der beiden nicht selbst eingespielt eingebettet in einem Stück Mucke höre, dann würde ich trotzdem ganz sicher große Schwierigkeiten haben, die Richtige zu erkennen.
Anders wäre es wohl, wenn beide in dem Stück direkt hintereinander zu hören wären.
Aber ohne direkten Vergleich zu erkennen welche am Start ist, ist zumindest sehr sehr schwierig.

Den Unterschied von unterschiedlichen Pickups in der gleichen Gitarre in einem Stück Musik ohne direkten A/B Vergleich zu hören, würde bei mir ganz sicher in Raterei ausarten.

Ist aber eigentlich egal. Es geht darum, ob sich der Spieler mit Pickup A wohler fühlt als mit Pickup B, denn der merkt den Unterschied (sofern denn einer da ist)

Gruß Diet
 
diet schrieb:
Hi,

noch ma subjektiv nebenbei:

Ich schrieb ja von meinen beiden Teles (ich weiß, es geht eigentlich um Strats, aber ist doch eigentlich egal)

Nehme ich die eine in die Hand und dann danach die andere, ist der Unterschied echt enorm. Mehr geht bei zwei Teles kaum, würde ich sagen.

Wenn ich jetzt nur eine der beiden nicht selbst eingespielt eingebettet in einem Stück Mucke höre, dann würde ich trotzdem ganz sicher große Schwierigkeiten haben, die Richtige zu erkennen.
Anders wäre es wohl, wenn beide in dem Stück direkt hintereinander zu hören wären.
Aber ohne direkten Vergleich zu erkennen welche am Start ist, ist zumindest sehr sehr schwierig.

Den Unterschied von unterschiedlichen Pickups in der gleichen Gitarre in einem Stück Musik ohne direkten A/B Vergleich zu hören, würde bei mir ganz sicher in Raterei ausarten.

Ist aber eigentlich egal. Es geht darum, ob sich der Spieler mit Pickup A wohler fühlt als mit Pickup B, denn der merkt den Unterschied (sofern denn einer da ist)

Gruß Diet

Diet, das haste sehr gut gesagt! Für meine Begriffe wäre das sogar objektiv zu nennen (sieht man mal davon ab, daß Du es an Deinen Teles fest gemacht hast). :cool:

Gruß,

Batz.
 
Interessanter für uns - die sich selten echte alte 50s und 60s Strat kaufen werden - ist doch wie die Beschreibungen heute verwendet werden unabhängig davon, ob jetzt jedes Original diese oder jene Kategorie auch ordnungsgemäß trifft und ob diese Bezeichnungen historisch auch mit Siegel belegt sind.

Interessanterweise habe ich Unterschiede bei Pickupherstellern festgestellt. Der am stärksten herausstechenste ist Kloppmann.

Seine 50s klingen wie 50s. Die hatte ich mal. Seine 60s kenne ich noch nicht, werden aber beschrieben und mit Soundclips beworben die sich beißen mit dem was ich sonst anderswo als "60s" beschrieben gesehen und dann an vorliegenden Exemplaren so gedanklich kategorisiert habe.

Ich glaube ihm mal dass er weiß wovon er redet. Aber ich kann diese Diskrepanz nur schwer nachvollziehen und werde wohl - *stöhn* - Pickups weiter nach Gehör beurteilen müssen statt nach Herstellerbeschreibung.

Nützt alles nichts.
 
Hallo Magman,

Magman schrieb:
Kloppmann ist einer von vielen, der auf Auftrag hin eine Reparatur eines Pickups ausgeführt hat, bzw. Ersatz geschaffen hat für einen defekten Original Pickup. Es hat wie viele andere dabei seine Aufzeichnungen gemacht und baut nun die Teile exakt nach. Das ist doch eigentlich das, was Markus wissen wollte, aber soweit hast du den Fred wahrscheinlich gar nicht erst gelesen.

Okay, probiere ich es wie bei der Sesamstraße.

Kennst du den Unterschied zwischen Einzahl und Mehrzahl?

Wenn man über viele gleichartige Dinge spricht, dann ist das die Mehrzahl. Spricht man über einen, dann ist das die Einzahl.

Es ist nicht klug, von der Einzahl auf die Mehrzahl zu schließen. Wenn du einen Hund gestreichelt hast und er sich freute, dann bedeutet das nicht immer, dass der nächste dich nicht beißt.

Und wenn Kloppmann einen (=Einzahl) Pickup reproduziert, dann bedeutet das eben nicht, dass alle (=Mehrzahl) Pickups der 50er genauso klangen wie dieser eine.

Oder würdest du sagen, dass beispielsweise alle Teles gleich klingen? Da habe ich schon anderes von dir gelesen.

Begeisterung ist eine sehr schöne Sache - sogar für Pickups. Aber das mit dem gesunden Menschenverstand halte ich für wichtiger.

Gruß

erniecaster

P. S. Ich habe da eine Geschichte von Musicman, Eddie Van Halen und Pickups im Kopf. In seiner Frankensteingitarre war ein Jeff Beck-Pickup. Als die ersten Prototypen seines Signaturemodells gemacht wurden, wurde ein Jeff Beck probiert und Eddie war extrem unglücklich. Beim Durchmessen des Pickups hat man dann festgestellt, dass der einen Defekt aufwies. Musicman hat dann nicht weiter nach Widerständen und Wicklungen gefragt, sondern nach Ohr entwickelt.

Ohren sind eine tolle Sache. Die sind rechts und links am Kopf. Auch bei dir, Magman. Und mit dem Ding zwischen den Ohren - ach, lassen wir das...
 
Zurück
Oben Unten