Reizthema-Gitarre-Lautstärke

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Anonymous

Guest
Hallo zusammen,
ich habe mich nun doch entschlossen einmal dieses „Reizthema“ hier zur Diskussion zu stellen.

Das wird jetzt etwas länger, ich hoffe ihr lest das trotzdem und gebt ordentlich Feedback.
Liebe Moderatoren, ich bin mir nicht ganz sicher, ob das hier in diesem Unterforum richtig platziert ist. Falls nicht, einfach verschieben, Danke!

Zum Thema:

Mich stört es persönlich sehr, wie mit dem Thema Lautstärke im Bereich der Pop- und Rockmusik in den letzten Jahren umgegangen wird.
Zahlreiche Drummer sind da von „betroffen“ und wir Gitarristen in genau so hohem Maße.
Ich möchte nicht zu stark negativ wirken und auch nicht zu heftig polarisieren und hoffe daher, dass hier zwar kontrovers (durchaus) aber dennoch kollegial und „erwachsen“ diskutiert wird.

Ich habe 1991 mit dem Gitarrespielen angefangen, bin natürlich durch Grunge, Alternative und Metal musikalisch „sozialisiert“ worden, wobei das nie meine favorisierte Musik war. In dieser Zeit hat die Musik, auch in der Liveperformance sehr viel an Grundlautstärke gewonnen und diverse „böse“ Gitarrentunings (Dropped D etc.) taten ihr Übriges dazu, dass Musik immer lauter wurde. Drumsets mit dicken Trommeln (22er Basedrum) und Half- bzw. Fullstacks waren selbst in einem 100 Mann Club an der Tagesordnung.
Als ich ca. 17-18 Jahre alt war, war die Marshall 4x12er nebst Topteil mein „feuchter“ Traum und man wollte unbedingt so ein Teil haben. Es wurde also gespart, gejobbt, bis man sich endlich so einen Boliden in den Proberaum stellen konnte und natürlich auch damit auf die Bühne.
Die ehrfürchtigen Blicke der Kumpels waren einem sicher. Was für ein Druck, welch infernalische Lautstärke, geil!!!

Die 90er schienen eine Zeit des „instrumentalen Wettrüstens“ zu sein. Jeder wollte gewaltiger, lauter und fetter klingen. Dabei wurde der Bogen oftmals, bis über die Schmerzgrenze hinaus überspannt. Das war nicht nur viel zu viel des „Guten“, sondern auch regelrecht gesundheitsgefährdend.

Natürlich ist es schwachsinnig, den Bogen derart zu überspannen und selbstverständlich ist auch unmusikalisch so zu agieren und für den Tontechniker ist es der blanke Horror! Da sind wir uns, so denke ich, auch Alle einig ! Dieses Wettrüsten, wer den infernalistischen Sound und die meisten Dezibel auf die Bretter bringt, war und ist nicht zielführend im Sinne eines professionellen Umgangs von Musikern und Technikern untereinander.
Aber man wird ja älter und weiser... ;-)

Was mich in letzter Zeit allerdings richtig auf die Palme bringt und mindestens genauso ärgert, ist die sich immer mehr etablierende Gegenbewegung!
Und da bin ich jetzt mal ganz ehrlich!
Es nervt mich bis zur Blindheit, dass man Pop – und auch Rockmusik immer leiser und leiser und leiser und noch leiser performen soll. Irgendwann ist es auch mal gut!
Mein persönliches Bühnenequipment besteht zur Zeit aus einem HuK 50 Watt Statesman mit 2x12 er Box, den ich in relativ gemäßigter Lautstärke fahre. Teilweise so leise, dass ich bestimmte Rhythmuspassgen beim Einsetzen des Drummers nicht mehr zu 100% genau hören kann. Finde ich nicht schlimm, ich kann damit umgehen und bestimmte Teile von Songs „blind“ bzw. „taub“ spielen. Aber selbst mit dem Equipment wird man teilweise schräg von Technikern angeguckt, dass das ja „viel zu laut“ ist.
Immer wieder und immer wieder bekommt man zu hören, wie toll doch diese ganzen Modelling Geschichten sind und das Spielen mit Boxen und Röhrenamps grundsätzlich nur was für Leute sind, die sich dem Trend der Zeit verweigern und altbacken und konservativ sind.
Außerdem benutzen nur noch unreife Teenager und Proleten Topteile mit Boxen.

Es wird ja, berechtigterweise, immer ein kollegiales Miteinander eingefordert. Finde ich auch gut und eigentlich selbstverständlich. Allerdings finde ich das Gehabe mancher Tonleute und auch Gitarristen, die ihrem klassischen Röhrenequipment abgeschworen haben, oftmals einfach nur ätzend!
Man wird von oben herab behandelt, weil man ja noch so „unreif“ ist und auf seinen Röhrensound mit Box besteht. Den Amp kann man so leise drehen wie man will, er ist immer zu laut.
Wenn man dann einmal äußert, dass man sich selber kaum noch hören kann, kommt aufgrund dieser klischeehaften Aussage entweder Gelächter oder der Standardsatz: „Ist doch kein Problem, ich gebe Dir das auf den Monitor!“
Wenn man dem Techniker dann versucht zu erklären, dass ein mit Mikro abgenommenes müdes Röcheln auch auf dem besten Monitor nur ein müdes Röcheln bleibt, ist man wieder der „dumme Proll“ , der keine Ahnung hat und (Obacht das Dead-Beat Argument schlechthin) UNPROFESSIONELL ist!
Spätestens an diesem Punkt weiß man, dass das Ganze keinen guten Verlauf nimmt.

Ich schreibe das hier so ausführlich, weil dieses Thema, zumindest bei mir, auch recht ungesunde psychologische Strukturen während der Probe angenommen hat.
Ich habe im Moment ein neues Bandprojekt, was tierisch Spaß macht.
Wir covern deutschsprachige Songs, vieles aus der NDW-Zeit und auch durchaus den ein oder anderen Schlager. Das Ganze wird dann allerdings recht rockig und teilweise auch mit „Augenzwinkern“ gespielt.
Wir spielen mit 2 Gitarren und benutzen recht klassisches Besteck. Jedoch spielt keiner von uns eine 4x12er und die Lautstärke ist erträglich. Nun, wir sind zwar alles Andere als eine „leise“ Band, aber wir klingen , im Vergleich zu manch anderen (härteren) Bands immer noch sehr moderat.
Jedenfalls macht die Truppe einfach Spaß, alle sind motiviert, wir proben pünktlich und sind sehr diszipliniert, so dass man in puncto Performance und Programm richtig schön nach vorne kommt.Wir sind keine Anfänger mehr und wissen in der Regel mit unserem Equipment und dem Gesamtsound der Band umzugehen.

ABER:
Wir ertappen uns Gott weiß wie oft bei folgender Situation:
Wir spielen einen Song, der gut läuft. Es groovt, es drückt, alle haben Spaß und die Songperformance läuft richtig schön rund. Nach dem Spielen gehen dann allerdings direkt die Gedanken wieder in folgende Richtung:
„Hm, das war jetzt schon recht laut, findet ihr nicht? Das sollten wir noch weiter reduzieren, oder? Ich meine klar, hat super Spaß gemacht und wir können mit unserer Lautstärke auch gut leben, auch der Sänger kommt klar. Aber wenn wir so im Club A mit Techniker B spielen gibt es direkt beim ersten Soundcheck wieder die rote Karte! Das ist immer noch zu viel, das gibt Ärger!“
Das ist doch irgendwie krank, oder?

So ergibt es sich, dass nicht die eigentliche musikalischen Performance zum Thema wird, sondern die Fragestellung, wie „laut“ man denn spielen sollte oder darf. Und das nimmt mittlerweile erheblich viel Probezeit in Anspruch. Ich für meinen Teil habe schon oftmals gar keine Lust mehr irgendwo live zu spielen, aufgrund dieser Thematik und der damit verbundenen Unsicherheit.
So etwas ist mir eigentlich fremd, aber mich macht dieses Anspruchsdenken in der Lautstärkenreduktion nervös und auch aggressiv. Und ich will weder das Eine noch das Andere sein, zumal ich eher ein „lockeres“ und entspanntes Naturell besitze.
Auffällig ist dabei auch, dass unter „Teamplaying“ oftmals verstanden wird, dass man doch den Technikern komplett entgegenkommt und bitte zur Kenntnis nehmen soll, dass das eigene Wohlbefinden und die eigenen Lautstärke- und Soundbefindlichkeiten nicht oder nur wenig relevant sind.

Was bedeutet das? Nun, man ordnet sich permanent dem aktuellen Lautstärkediktat unter, spielt leiser, als es eigentlich gut ist und es wird echt anstrengend.
Für den Drummer ist es besonders schlimm. Sich derart zusammenzureißen, geht nach einer Zeit doch auf den Spielfluß und auf die Konzentration.
Ich kenne Drummer, die waren in den 90er gut gebuchte Szenemucker, sie sind allerdings auch Alle ausgewiesene Rockdrummer mit „Punch“.
Die sind heute weitestgehend arbeitslos.
Abgesehen von dem ein oder anderen Studiojob, wo man noch „laut“ spielen darf/muss.
Ja, ich weiß ein guter Drummer muss auch leise spielen können!
Wobei, muss er das? Oder gibt es Drummer, die aufgrund einer gewissen Physis gar nicht leise trommeln können?
Nicht jeder ist Steve Gadd, der einen unglaublichen Punch entwickeln kann, obwohl er sensationell leise ist.
Ich habe mal mit einem Drummer gespielt, der jahrelang auf recht hohem Niveau Fitness und Bodybuilding betrieben hat. Der war natürlich am Set ein ziemlicher Puncher und den hat es wirklich ein Höchstmaß an Konzentration und Disziplin gekostet, „leise“ zu spielen.
Ich kann mich noch gut an eine Situation vor ein paar Jahren erinnern, als der zuständige Clubtechniker im 2 Minuten (!) vor dem Gig gesagt hat:
„Du musst jetzt beim Konzert unbedingt leiser spielen, deine Snare ist voll laut, hau mal nicht so rein!“.
Der arme Kerl war nach dem Gig nassgeschwitzt und das nicht, weil er so infernalisch getrommelt hätte.

Na klar, das was in den 90er Jahren und darüber hinaus passierte, war alles Andere als musikalisch sinnvoll, in einen Club mit 100 Leuten Fassungsvermögen, gehört kein Fullstack.
Und auch mir sind Gitarristen, die einfach völlig sinnlos auf die Tube drücken ein Greuel.
Es war ganz logisch, dass aus der Aktion „Lauter immer Lauter“ die Gegenaktion „leiser“ resultierte.
Das halte auch ich, für begrüßenswert, keine Frage.
Aber mittlerweile nervt es nur noch.

Ich muss auch noch Folgendes anmerken:
Ich persönlich habe noch keine (Amateur)Rockband gehört, die mit diversen Modellern vernünftig geklungen hätte.
Ich kann so was häufig bi TOP 40 und Coverbands erleben, die auf diversen Stadtfesten usw. spielen.
Die, bei denen es allerdings gut klingt, sind meisten Profis und haben einen vernünftigen technischen Support!

Wie dem auch sei:
Mich nervt die immer mehr eingefordete Lautstärkenreduzierung mittlerweile!
Bin ich halt unreif... Paaah

Wie seht ihr das?
 
Sorry, der ist echt laaaaaaaang!
:shock:
Ööööhm, wenn es zuviel ist, nun ja... dann wech damit...
Habe mich wohl etwas in "Rage" geschrieben...
;-)
 
es gibt den bühnensound und es gibt den audience sound, den der mensch am mischpult in die audience mixt.
ich muss mich als musiker/sänger auf der bühne gut hören UND ich muss meine mitspieler/sänger genausogut auf der bühne hören. der mann am mischpult sorgt dafür , dass es für die audience gut klingt und die lautstärke ok ist. any problems?
 
Hi Doc,

ich sehe das von zwei Seiten: Selbstverständlich benutze ich Röhrenamps auf der Bühne, allerdings eher im Bereich um die 20 Watt. Mir gefällt das klanglich einfach gut.

Andererseits möchte ich nicht die Gesundheit, sprich Gehör, nachhaltig schädigen. Nicht die der Zuschauer, meiner Bandkollegen und - last but not least - meine eigene. Gerade hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Du wirst zB in Innenstadtlagen nur noch wenige Clubs finden, die eine vollständige Band engagieren. Viele Clubs mussten in den letzten Jahren schließen oder auf reine Unplugged-Bands umstellen, weil sie Ärger mit den Nachbarn bekommen haben.

Von daher wird es immer ein Kompromiss sein. Ich nehme mir übrigens auch als Zuschauer die Freiheit, Ohrenstöpsel einzusetzen oder ein Konzert vorzeitig zu verlassen. Die Zeiten, dass mir am nächsten Morgen noch die Ohren klingeln, sind definitiv vorbei. Soweit meine Meinung zum Thema Lautstärke.

Grüße
ex
 
Ja, aber deinen Aussagen entnehme ich ja auch, dass DU dich damit wohlfühlst und deine Band auch.
Aber was ist, wenn ein Gitarrist einfach mit den angefordeten Lautstärkezielen nicht klar kommt, warum auch immer?
Muss man ihn dann bekehren? Muss man ihn unter Druck stzen, ihm Vorhaltungen machen?

Das mit der Schließung der Clubs ist natürlich thema, wobei da auch noch eine Unmenge an anderen Faktoren einspielen.

Ich sage ja nicht, dass "leiser" schlechter ist. Ich bin selber nicht übermäßig laut im Vergleich zu vielen Kollegen. Aber die Forderung nach immer mehr bzw. weniger, empfinde ich mittlerweile als nicht mehr produktiv.
Auch im psychologischen Sinne.

Übrigens: Je nachdem welches Modell man spielt, sind auch 20 Röhrenwatt schon zu laut.. ;-)
 
Interessantes Thema. Wir sind auch mal aus dem Ruhrpott nach Hannover gegurkt, um uns nach dem Soundcheck mitteilen zu lassen, dass der Drummer besser mit Besen spielen sollte... In diesem Fall hat jedoch die gesunde Punkrockattitüde gesiegt. ;)

Meiner Meinung ist der Schlüssel zur Antwort der Frage, inwieweit man dem Mischer vertraut. Wenn ich weiß, dass der Tontechniker einen guten Sound macht und seinen Club gut kennt, nehme ich den Hinweis auf eine Lautstärkenreduzierung als der Sache dienlich an. Schließlich ist es für den Mischer in der Tat ätzend, wenn der Bühnensound lauter ist als die PA. Bei inkompetenten Hobbymischern in viel zu kleinen Räumen (und davon gibt es leider viele) schlage ich hingegen vor, die Mikros vor den Boxen zu entfernen und mit den Amps den Raumzu beschallen.
Clubs, denen ein Schlagzeug zu laut ist sollte man als Rockband einfach ganz meiden. Und wenn der Besitzer / Pächter erst kurz vor dem Konzert darüber nachdenkt, ob eine Band nicht zu laut ist, ist es ganz alleine sein Problem....
 
Hi!

Ich unterschreibe dein Statement.
Was ich anmerken will:
Lautstärke hat auch mit der Art von Musik zu tun, die gespielt wird. Wie viele hier wissen werden komme ich ja mehr oder weniger aus der Schwermetall-Fraktion und habe in diversen Formationen dieser Richtung gespielt. Alle hatten eins gemeinsam: Einen lauten Drummer. Und zwar nicht (auch wenn das gerne gesagt wird und unter gewissen Umständen sicher richtig ist), weil die Drummer unfähig gewesen wären, leise zu spielen, sondern weil es zur Stilistik gehört, als Drummer ordentlich reinzuhauen.
Sowohl auf der Bühne als auch im Proberaum muss ich als Gitarrist also zusehen, dass ich mich trotz lauter Drums hören kann und da reicht ein 5-Watt-Röhrenamp einfach nicht aus.
Manche mögen das prollig, affig oder kindisch finden - das sind aber auch meistens die Leute, die sowieso mit unzähligen Vorurteilen der Musikrichtung Metal in allen seinen Facetten gegenüber treten und sowieso keine Unterschiede wahrnehmen wollen - ist ja eh alles Lärm!!! (das widerrum finde ich kindisch...)

Weil ich aber nicht taub werden will, benutze ich halt Gehörschutz. Und da ich die Lautstärke im Zuschauerraum eh nur begrenzt in der Hand habe (zumindest bei PA-Betrieb) sehe ich es auch nicht als meine Verantwortung an, dass es vielleicht einem Zuschauer zu laut sein könnte. Das ist a) die Verantwortung des Technikers (bei denen ich schon viele erlebt habe, die die PA einfach so, ohne Not ultra-laut hochgezogen haben) und b) ggf. die Verantwortung des Publikums, sich ebenfalls um Ohrstöpsel zu kümmern. Wer auf ein Hard&Heavy Konzert geht, muss sich halt im Vorfeld überlegen, dass das unter gewissen Umständen lauter werden kann als ein Jazz-Konzert.
Wer aber im Winter in den Ski-Urlaub fährt, packt sich auch Winterklamotten ein und keine Badehose, die er vielleicht auf Malle gebrauchen könnte...
 
Hallo!

Es gibt schwachsinnige Momente: Wenn zum Beispiel im Probenraum der Drummer nicht mehr zu hören ist und verstärkt werden muss. Oder ein Drumset in kleinen Räumen verstärkt wird und die Leute dann Gehörschutz tragen.

Wenn aber der Drummer beim Soundcheck einmal in die Bassdrum getreten hat und sofort alle auf die Barrikaden gehen, dann ist das einfach der falsche Raum.

Die Wahrheit liegt meiner Meinung nach dazwischen.

Gruß

erniecaster
 
Sorry, das wird wohl einigen hier nicht gefallen, aber seit ich den Kemper Amp benutze, hab ich das Problem nicht mehr...
 
Hallo!

Seitdem du den Kemper hast, kann dein Drummer leiser spielen?

Geil!

Gruß

e.
 
erniecaster schrieb:
Seitdem du den Kemper hast, kann dein Drummer leiser spielen?

Seit er den Kemper hat, kriegt er keine Gigs mehr.

Spaß beiseite.
Rockenroll bedarf einer gewissen Lautstärke. Punkt.
Andererseits findet man kompetente Live-Mixer imho immer seltener.
Aber das gleiche gilt für Bands, die schon für sich im Raum geil klingen.
Ich glaube, es ist oft eine Mischung aus mehr technischen Möglichkeiten und mehr Technikgläubigkeit und weniger musikalischem Handwerk.
Es ist heutzutage kein Problem, bei einem Livegig jede Trommel und jedes Becken des Drummers gesondert abzunehmen und zu verstärken, mit EQ und Comp auf jedem Kanal.
Also wird das auch gemacht, unabhängig davon, ob der Club das erfordert, oder nicht.
Bands haben somit immer weniger in der Hand, wie sie "draussen" klingen und müssen sich da auch weniger Mühe geben, weil "ist eh egal".
Und Bands, die nur mit Gesang auf der PA sauber gemischt und produziert klingen gibt es deswegen auch immer weniger.
Der Schlagzeuger in meiner Bigband bringt ein (!) Mikrofon mit.
Er hat über die Jahre damit eine Position ausgefuchst, die das ganze Set gleichermaßen balanciert abnimmt. Ein Mikro für das Drumset, um es ein bisschen zu stützen und gut. Klingt. Wenig Chancen für den Mixer, Mist zu bauen und schlimme Lautstärke zu fahren.

Meiner Erfahrung nach hilft es ungemein, sich immer mal wieder Zeit zu nehmen, und Arrangements und Sounds der einzelnen Instrumente anzupassen. Wenn sich zwei Gitarren im gleichen Frequenzspektrum beharken, dann wird die Band automatisch lauter, ohne dass man besser hört.
Dann hilft es imho, skalierbares Equipment zu haben,
den niederwattigen Kleinamp für den Club, und das Stack für die Open Air-Bühne.

Und dann gibt es TonIs, die einfach einen an der Waffel haben.
Ein bisschen Druck muss ich für Rock schon spüren.
Und wenn ich auf einer winzigen Bühne den Kopf direkt neben dem Ride-Becken habe, dann ist es sinnvoll und wichtig, Gehörschutz zu tragen.
Und wer mich dafür blöd anmacht, dass ich mir Umstände schaffe, unter denen ich gut meinen Job machen kann, und das ohne unnötigen Gehörverschleiß, der ist selber unprofessionell.

Viele Grüße,
woody
 
Das ganze Ding hat wie so oft zwei Seiten. Natürlich macht es Spaß, wenn man höherer Lautstärke spielt. Vor allem weil wir dazu neigen lauter auch als druckvoller und "besser" klingend einzuordnen. Auf der anderen Seite sollte aber das Endergebnis im Vordergrund stehen. Und das ist nunmal meistens besser, wenn sich jeder zügelt und man nicht gegeneinander "kämpft".

Man darf allerdings nicht vergessen das die 4x12er oder 8x12er Boxen mit 50/100 Watt Röhrentop eben aus einer Zeit stammen, in denen man noch ohne PA Systeme im heutigen Sinne gearbeitet hat. Und auch da waren diese Kombinationen schon für große Lokalitäten/Bühnen und Profis gedacht!! Und eigentlich auch nicht, um an ihrer Grenze "gefahren" zu werden.

Ich spiele im Moment meist einen H&K Statesman Quad EL84 (40 Watt, 1x12") der sehr gut klingen kann, allerdings muss man ihn dafür schon ein wenig kitzeln. So richtig gut geht das nur bei größeren Veranstaltungen. In Kneipen/Clubs und bei kleineren Open Air Geschichten bin ich oft unzufrieden, weil zumindest der Clean-Kanal nicht so richtig schön klingt, wenn es zu leise sein muss. Und lauter drehen ist keine Option, weil dann alle mitziehen müssen und es so VOR der Bühne dann echt anstrengend wird.

Es mag also sein, dass man "früher" mehr reingehauen hat, aber ob das wirklich besser war!?

Ich habe vor kurzem grad alte Video (VHS) Aufnahmen von Gigs aus den Neunzigern durchforstet und dabei ist mir wieder aufgefallen, dass jedes Jugendzentrum und jede größere Kneipe ne völlig überdimensionierte PA hatte. Oft sogar mit Haustechniker. Allerdings waren die, im Gegensatz zu heute, irgendwie auch nicht in Wohngebieten und größer. Auch da scheint sich viel getan zu haben.
Liegt wohl auch daran, dass Musik im Internetzeitalter eben völlig anders konsumiert wird. Wir waren früher viel öfter Unterwegs, auch zu Konzerten von Amateuer/Nachwuchs-Bands. Das machen heute viel weniger junge Leute. Daher gibts natürlich auch viel weniger und leider viel kleinere Vernanstaltungsorte.


Außerdem ist im Moment wieder großer Singer/Songwriter Unplugged Boom. Oder kommt mir das nur so vor?

Und das "Musiker" andere als Idioten bezeichnen, weil die bestimmtes Equipment bevorzugen, ist wahrscheinlich so als wie das Musikmachen selbst. ;-)

Grüße
Michael
 
DocBrown schrieb:
Aber was ist, wenn ein Gitarrist einfach mit den angefordeten Lautstärkezielen nicht klar kommt, warum auch immer?
Muss man ihn dann bekehren? Muss man ihn unter Druck stzen, ihm Vorhaltungen machen?

Nee, muss man natürlich nicht. Wird man auch nicht.

Du übersiehst da meiner Meinung nach, dass ein Gitarrist, der mit den angefordeten Lautstärkezielen nicht klar kommt, wahrscheinlich bald nicht allzu viele Gelegenheiten haben wird mit mitangefordeten Lautstärkezielen klarzukommen.

Im Klartext, wenn Du Gigs haben willst, wirst Du Dich danach richten müssen, was die Veranstalter wollen.

Ob das gut ist oder nicht, ist dabei ziemlich irrelevant.
 
@ guitarplayer:
Genau diese Einstellung ist es doch, die zusehends Gitaristen und Drummer dazu nötigen, sich zu "verbiegen".

Und im Sinne einer entspannten, ja gar "kulturfördenden" Athmosphäre , halte ich diese geistige Haltung für absolut kontraproduktiv.
Von daher finde ich Geau DAS eben nicht irrelevant. Klar, wir können uns alle selbst kasteien, um überhaupt noch Gigs spielen zu können oer zu dürfen.
Auf diesen Zug aufzuspringen, wird aber rein gar nichts bringen.
Es ist ja nun auch nicht so, dass diese Denke irgendetwas Positives bewirkt hätte.

Clubs machen weiterhin dicht, obwohl schon viel leiser gespielt wird. Es ist so die Sache mit dem kleinen Finger... der irgendwann nicht mehr reicht.

Meine Beobachtung ist einfach, dass das Thema Lautstärkereduktion zu einem bestimmten Zeitpunkt bitternötig gewesen ist, mittlerweile allerdings eine völlig obskure Eigendynamik entwickelt hat, die Niemandem mehr etwas bringt. So zumindest meine Meinung. Oftmals ist es reiner Selbstzweck und ja, fast schon wieder "cool" dem Gitarristen und Drummer zu sagen, das es zu laut ist. Ist ja so schön angesagt, sowas zu sagen...

@ Julle:
Du hast es durchaus gut auf den Punkt gebracht und das sage ich, der mal so mit Metal gar nix zu tun hat... ;-)
 
erniecaster schrieb:
Hallo!

Seitdem du den Kemper hast, kann dein Drummer leiser spielen?

Geil!

Gruß

e.

Ich dachte hier gehts um Gitarren Lautstärke :p

Auf jeden Fall sind die unsere Sound Leute glücklich mit dem Kemper.
 
Wir haben im Proberaum einen guten Sound und nehmen dort nur den Gesang ab. Wir spielen eine Art von Funk/Soul/Jazz, der nur manchmal laut ist.
Wir gruppieren im Proberaum die restlichen Instrumente in der Lautstärke um den Gesang und das Schlagzeug. Stimmen die Lautstärkeverhältnisse zwischen Gesang, Schlagzeug, Keyboards, Gitarre, Bass und Percussion und alle können sich hören, ist alles fein.
Live arbeiten wir sowieso nur mit erstklassigen Mixern und wir sind auch so frei, diese als Dienstleister für uns zu sehen. Das heißt, wir erwarten von unserem Mixer, daß wenn unser unabgenommener Bühnensound steht, er uns einen sehr brauchbaren Monitorsound liefert. Danach darf er sich dann um den FOH Sound kümmern, den wir selbstverständlich selber kontrollieren.
Auf die Idee mich von einem Mixer zusammenstauchen oder respektlos behandeln zu lassen, bin ich noch nicht gekommen, denn die werden von uns, oder vom Veranstalter bezahlt und haben ihren Job zu machen.
 
reznor schrieb:
erniecaster schrieb:
Hallo!

Seitdem du den Kemper hast, kann dein Drummer leiser spielen?

Geil!

Gruß

e.

Ich dachte hier gehts um Gitarren Lautstärke :p

Auf jeden Fall sind die unsere Sound Leute glücklich mit dem Kemper.

Klar, nicht so gute Mixer sind immer mit dem zufrieden, was ihnen an wenigsten Arbeit macht.
Geht es beim Live Spielen darum die Mixer glücklich zu machen ?? :).
 
wollinho schrieb:
Klar, nicht so gute Mixer sind immer mit dem zufrieden, was ihnen an wenigsten Arbeit macht.
Geht es beim Live Spielen darum die Mixer glücklich zu machen ?? :).

Ist ja klar, wenn der Sound scheisse ist, liegts am Mixer.
Aber wenns auf der Bühne zu laut ist, nimmt man das billigend in Kauf, oder wie ?
Hab schon mehr als einmal erlebt, wie irgendso ein Idiot mit seinem Marshall Stack den FOH Mann zur Verzweiflung gebracht hat.
 
DocBrown schrieb:
@ guitarplayer:
Genau diese Einstellung ist es doch, die zusehends Gitaristen und Drummer dazu nötigen, sich zu "verbiegen".

Einige Gitarristen vielleicht. Ich persöhnlich vertrete seit ca. 25 Jahren die Ansicht, dass mehr als 15-20 Watt beim Gitarrenamp nicht nötig (und manchmal schon zuviel) sind weil das für den Bühnensound und kleine Lokalitäten allemal reicht. Ich mache allerdings kein Metal.
 
Eben und da bin ich dann wieder bei dem Statement von Julle.
Ich spiele auch kein Metal, aber doch "kernig rockig" (ich nenne das jetzt mal so). 20 Watter oder gar 15 Watter finde ich auch toll. Aber nicht für die Musik und mit dem Drummer, mit dem ich momentan spiele.
Das fängt schon bei den Clean Reserven an , die so ein 20 Watter hat...
 
reznor schrieb:
wollinho schrieb:
Klar, nicht so gute Mixer sind immer mit dem zufrieden, was ihnen an wenigsten Arbeit macht.
Geht es beim Live Spielen darum die Mixer glücklich zu machen ?? :).

Ist ja klar, wenn der Sound scheisse ist, liegts am Mixer.
Aber wenns auf der Bühne zu laut ist, nimmt man das billigend in Kauf, oder wie ?
Hab schon mehr als einmal erlebt, wie irgendso ein Idiot mit seinem Marshall Stack den FOH Mann zur Verzweiflung gebracht hat.

Hättest Du mein vorheriges Posting gelesen, wüsstest Du, daß ich grade KEIN Verfechter hoher Bühnenlautstärke bin. :roll:
E sgeht aber nicht darum den Mixer glücklich zu machen, sondern das Publikum. Leider gibt es aber viel zu viele schlechte oder höchstens mittelmäßige Mixer. Mit denen muss man aber nicht arbeiten. Unser Hauptmixer geht z.B. manchmal über die Bühne, wenn der unverstärkte Bühnensound eingestellt wird und regelt selber die Amps nach, dann kommt der Monitorsound und dann der FOH Sound. Das können aber nicht viele Mixer.
 
Ich sehe es anders bzw. folgendermaßen:

Es geht bei bezahlten Gigs in erster Linie darum, den Veranstalter zufriedenzustellen. Der bezahlt für den ganzen Kram und haftet für eventueller Schäden (incl. Hörschäden). Er ist schlussendlich verantwortlich und darf aus meiner Sicht in aller Regel die Lautstärke festlegen.

Wenn er eine zu laute Band für einen unpassenden Raum gebucht hat, dann hat er einen Fehler gemacht. Sowohl die Musiker als auch der Tontechniker handeln im Interesse des Veranstalters. Und wenn der leise will, dann kriegt der Leise.

Natürlich gewinnt man die Gunst des Veranstalters, wenn man das Publikum begeistert. Und manche Musik ist halt bekanntermaßen lauter als andere.

Der Tontechniker kann/darf nicht allein bestimmen, wie laut es sein soll, es sei denn, er hat klare Ansagen vom Veranstalter. So etwas regelt man vor dem Soundcheck und nicht währenddessen.

Wenn der Veranstalter keine Ahnung hat - dann muss man halt improvisieren.

Eigentlich gilt immer: Wer die Rechnung bezahlt, legt die Regeln fest.[/u]
 
Ich habe mir bei einem Gig mit Aufnahme mal so richtig Mühe gegeben, den Mischer glücklich zu machen und habe gaaanz 2professionell" verhalten und gaaaanz leise gespielt. das war ein toal beschissener Gig mit total beschissenem Sound. Es geht kein bisschen darum, den Misxcher glücklich zu machen, sondern darum, dass der Sound und das Feeling stimmt und dass die Show in den Augen und Ohren des Publikums gut ist.

Wirte und auch Mischer neigen häufig dazu, die Lautstärke beim Soundcheck als viel zu hoch einzuschätzen, obwohl gerade sie wissen müssten, dass, sobald erstmal genügend Dämmfleisch da ist, der Pegel so passt.

Ich habe einen JTM45 mit 2x12, der passt für die größeren und lauteren Locations wie Handschuh, einen 18W Marshall Clone mit 2x12, der passt für die etwas kleineren Locations, und ich habe vor zwei Tagen einen Princeton-Clone bestellt, da es hier und da "richtig leise" sein soll ... aber ein zu 1/3 aufgedrehter Vollröhrenamp muss
a) schon sein, damit es MIR Spaß macht und
b) schon zumutbar sein.
Und wenn es den Leuten AUF der Bühne keinen Spaß macht, haben die im Publikum auch keinen ... wir bekommen häufig Feedback der Sorte "toll, zu sehen, wieviel Spaß ihr da oben habt". Haben wir auch :) - meist :)

Wer sich direkt vor der Bühne ungestört stehend unterhalten will, soll woanders hingehen, bei uns geht das nicht, da muss man schon Musik hören wollen.

Soundkompromisse zu Gunsten des Mischers mache ich nicht mehr. Wir spielen so kleine Locations, da ist es völlig okay, wenn die Gitarren und der Bass überhaupt nicht abgenommen werden und nur von der Bühne aus klingen.
 
Mir geht es ja gar nicht darum, Mischer und Musiker gegeneinander "auszuspielen".
Das Thema hat wirklich einen Bart und da denke ich einfach, dass es ungefähr genauso viele schlechte Techniker, wie Musiker gibt.

Mir ist dieser psychische Aspekt wichtig. Vielleicht bin ich da übertrieben vorsichtig und gar sensibel, allerdings bemerke ich einfach, dass sowohl die Soundfindung bei meiner Band, als auch die Soundfindung des eigenen persönlichen Gitarrensounds fast nur noch von diesem Thema beherrscht wird.

Die zentrale Frage ist nicht etwa: "Klingt es gut?"
Sondern vielmehr: "Ist das leise genug und den geneigten Clubbetreibern und/oder Technikern zumutbar?"
Man schmeißt viele persönliche Geschmacksfragen komplett über Bord, um nur ja dem aktuellen hippen Image des leisen Musikers gerecht zu werden.
Ich beobachte weiterhin bei mir, dass ich eigentlich grundsätzlich mit Magengrummeln den Soundcheck mache, wennn ich die ersten Akkorde meiner Gitarre erklingen lasse. Manchmal spiele ich schon richtig "mädchenhaft", um bloss nicht schief angeguckt zu werden, weil meine Gitarre irgendwie zu hören ist.
Wie gesagt: Das Thema beherrscht mittlerweile die Proben und nimmt mal locker 20 % der Probenzeit in Anspruch... Mich nervt das und ich würde mir hier und da wieder ein bischen mehr Mut zum Rock´n Roll wünschen.


Das ist doch irgendwie sch...
 
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