Hallo meine Lieben,
zum Thema kann ich aus aktuelle Erfahrung ein klein wenig beitragen:
Ich bin Orchestermanager des zweitgrößten österreichischen Orchesters, und wir führen, von mir organisiert, regelmässig nationale und internationale Tourneen samt unserem kompletten Instrumentarium durch.
Unser Instrumente sind jetzt keine Gitarren mit Rio-Palisander, aber dieses Holz wird und wurde auch auf vielen Streichinstrumenten (Violine, Viola, Cello, Kontrabass) verbaut. Überdies hat fast jeder professionelle und hochwertige Geigenbogen eine Kopfplatte aus Elfenbein .. oder zB. haben sehr viele Fagotte einen Elfenbeinring am Schalloch. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Bevor ich jetzt in meinem nächsten Post gleich eine sehr lange Info einfüge nur soviel vorab:
Wenn man ein Instrument mit geschützten Materialien über die Grenzen der EU hinaus und wieder zurück bringt, und keinen entsprechenden Instrumentenpass bzw. Nachweis über den rechtmäßigen Besitz mit dem Instrument mitführt, riskiert man im Verdachtsfalle, die Beschlagnahme.
Besonders kontrolliert werden alle Instrumente vor allem bei der Einreise in die USA, da gibt es Fälle von Beschlagnahmungen von Instrumenten trotz gültiger CITES Zertifikate. Konkreter fall war zB. das renommierte Budapest Festival Orchestra. Aber auch die Berliner Philharmoniker mussten ihr Gastspiel in New York auf teilweise billigen Leih-Instrumenten und Bögen absolvieren ... ebenso scheiterte die letzte USA Tour der Müncher Philharmoniker haarscharf weil bei der Einreise Instrumente (trotz Instrumentenpass) beschlagnahmt wurden.
Die Münchner und die Budapester durften ihre beschlagnahmten Instrumente damals bei der Ausreise wieder mitnehmen, allerdings nur gegen hohe Strafzahlungen. Nachzulesen ist das alles ganz leicht im Internet, einfach in Google eingeben: " Berliner Philhamoniker USA Reise Instrumente" da kommen gleich haufenweise die Berichte.
Noch schärfer als die USA dürften im Moment die australischen Behörden sein, wie man in der Branche munkelt. Instrumentenpässe, ausgestellt vom österreichischen oder deutschen Umweltministerium, wurden letztens dort bei der Einreise überhaupt nicht anerkannt, und Instrumente wurden sofort beschlagnahmt. Entsprechend langwierige und teure Gutachten und Expertisen mussten um die halbe Welt bemüht werden um alles wieder frei zu bekommen.
Ich mache es mit meinem Orchester so wie nun viele andere tourende Orchester so, wir nehmen absolut nichts mehr mit was nur irgendwie den Anschein erwecken könnte, dass es ein CITES Zertifikat braucht. Ein Geiger mit Elfenbein am Geigenbogen nimmt entweder einen anderen "sauberen" eigenen Bogen mit, oder er nimmt den vom Dienstgeber zur Verfügung gestellten Carbonbogen. Ein Instrument mit Rio-Palisander darf nicht mit ... auch nicht wenn eine andere Palisanderart verbaut ist, die möglicherweise Rio ähnlich sieht. Viel zu gefährlich, da selbst Fachleute manchmal nicht sofort auf den ersten Blick verlässlich sagen können ob ein Palisander nun "Rio" ist oder nicht. Stellt Euch den armen, nur oberflächlich geschulten Zöllner in den USA vor, der sich einer Menge von 120 Musikern mit knapp 7 Tonnen Instrumentarium gegenübersieht und im Augenblick entscheiden muss was er nun ins Land lässt und was nicht ... Im Zweifel wird beschlagnahmt, und das relativ gnadenlos.
Witzig dabei ist, dass die US Behörden aber keine Probleme machen und ihre eigenen Orchester, wenn diese von einer Auslandstournee zurückkommen, einfach durchwinken. Obwohl sich auf Tourneen Musiker gerne und oft mal mit (geschützten?) Instrumenten eindecken.
Bisher sind kaum Fälle bekannt wo bei der Einreise in die EU derart rigoros vorgegangen wird, aber, es ist ein international gültiges Recht, nur wird es bei uns in der EU (noch) nicht so streng exekutiert wie anderswo.
Ich kann nur empfehlen: Schaut, dass Ihr die Papiere sowei,t für Eure fraglichen Instrumente, in Ordnung habt, dann sollte nichts passieren. wenn Ihr Euch nicht sicher seid, und Ihr habt keine Nachweise für Eure Instrumente mit, dann ist es ein reines Glücksspiel beim Grenzübertritt. Mir wären meine Gitarren zu teuer dafür ...
bei uns waren die Kosten pro Instrument bei ca. € 150.- bis maximal € 500.- pro Instrument. Das beeinhaltet die Begutachtung, die Dokumentation und sämtliche Behördenverfahren. Dazu muss ich aber sagen, dass eine durchschnittliche Violine bei uns im Orchester bei einem Versicherungswert von ab ca. € 50.000.- aufwärts (!!) beginnt. Ein Kontrabass bei uns kostet im Durchschnitt etwa € 70.000.-, ein gutes Cello schnell mal € 120.000.-, also reden wir hier von anderen Preisklassen als bei Gitarren (ausgenommen natürlich seltene Vintage-Schätzchen). Daher auch die hohen Preise für die Gutachten.
Im nächsten Post, wie versprochen, ein paar trockene Infos. Falls es zu lang sein sollte, liebe Mods, killt mich nicht gleich, vielleicht kann man das der Allgemeinheit im Forum irgendwie "anders" zur Verfügung stellen als hier einen ellenlangen Post zu setzen ... aber ich weiss nicht wie ...
Liebe Grüße,
Oliver