Hallo zusammen,
nun, ich habe das Kapitel von Prof. Zollner auch gelesen, würde jedoch nicht so weit gehen, zu behaupten,
dass er geschrieben hat, dass eine Holzselektion völlig unnötig ist.
Ich denke eher, dass es ihm darum ging die Verhältnisse in richtige Licht zu rücken.
Die Holzauswahl hat bei einer E-Gitarre selbstverständlich eine Wirkung, insbesondere beim Hals,
jedoch eine deutlich niedrigere als landläufig vermutet und immer wieder von z.B. Verkäufern verbreitet.
Er beschreibt und argumentiert sehr schlüssig, dass andere Faktoren, z.B. Saiten, Saitenverschmutzung, Plektrumart,
Plektrumhaltung, Stelle der Saitenanregung, Auflager der Saiten, die Art und Weise wie die Gitarre gehalten wird usw. einen deutlich
größeren Einfluss auf die Saitenschwingung hat, als das Holz - insbesondere das Korpusholz (Dies gilt natürlich nur für E-Gitarren bei Akustikgitarren ist es völlig anders)
Dies ist physikalisch nachweisbar, auch wenn es so mancher nicht wahrhaben will !
Übrigens Prof. Zollner ist langjährige Gitarrist mit entsprechender Bühnenerfahrung, ebenso hat er eigene Verstärker gebaut und Gitarren modifiziert...
Er ist also kein verschrobener Emmerit, sondern weiß auch praktisch wovon er spricht.
Mir geht es da nicht anderes als vielen anderen Gitarristen, die gelegentlich mit den Augen hören.
Man ist nunmal geneigt einer optisch sehr schönen Gitarre entsprechende akustische Eigenschaften zuzuschreiben.
Ob diese wirklich vorhanden sind, oder nur eingebildet sind, ist - nachdem man sich nunmal begeistert hat - oft nicht mehr objektiv zu entscheiden.
Dies ist nur allzu menschlich - auch bei Gitarristen
Technisch habe ich folgende Meinung dazu:
Jeder Körper hat mindestens eine Resonanzfrequenz. Bei den Resonanzfrequenzen entzieht er dem anregenden System (Saite) Energie.
Bei welchen Frequenzen eine Resonanz auftritt, ist von der Geometrie und den Werkstoffeigenschaften des Körpers (Gitarre) abhängig.
Die Geometrie wird durch das Flächenträgheitsmoment ausgedrückt, das den Widerstand des Körpers gegen Verbiegung und Torsion beschreibt.
Die Werkstoffeigenschaften werden durch E-Modul und Masse bzw. Dichte ausgedrückt.
Interessant ist hierbei, dass der Einfluss von E-Modul und Dichte nicht so groß ist wie der Einfluss der Geometrie,
d.h. ändere ich durch Auswahl des Holzes den E-Modul bzw. Dichte um 10 % ist der Einfluss deutlich kleiner als wenn ich die Geometrie z.B. Halsdicke um 10 % ändere !
Insgesamt beeinflusse ich damit die Resonanzfrequenzen des Körpers, dieser wiederum entzieht damit bei diesen Frequenzen der Saite Energie.
Dies wiederum führt bei diesen Frequenzen dazu, dass der Pegel abgeschwächt bzw. ausgelöscht wird und damit beeinflusst man die Klangfarbe (Ähnlich Singecoil - Humbucker).
Insofern hat das Holz natürlich einen Einfluss auf die Klangfarbe.
In seinem Buch weist Prof. Zollner jedoch nach, dass andere Faktoren diese Frequenzabschwächungen deutlich stärker beeinflussen als das Holz.
Gruß
Jürgen