Wie wird Holz für Instrumente selektiert?

A

Anonymous

Guest
Mich würde mal interessieren wie das vor sich gehen soll. Ich möchte keine Diskussion ob Sinnvoll, oder nicht. Nur einfach wissen wie es gemacht wird.

Gewicht? Hab auch schon Bilder gesehen wo einer mit Stimmgabel am Holzblock zu werke war. Fake, oder echt?

Oder alles nur Legende um uns abzuzocken?

Nehmen wir als Beispiel doch mal so einen Giganten wie Fender. Selktieren die bei Eingang des Rohstoffes und verteilen dann. Die besten Stücke zum Custom Shop, die besseren in die USA und der Rest nach Mexico? Stelle ich mir ziemlich aufwändig vor bei den Mengen.

Gruß
Franz
 
Little Wing":5dyvlfg1 schrieb:
Nehmen wir als Beispiel doch mal so einen Giganten wie Fender. Selktieren die bei Eingang des Rohstoffes und verteilen dann. Die besten Stücke zum Custom Shop, die besseren in die USA und der Rest nach Mexico? Stelle ich mir ziemlich aufwändig vor bei den Mengen.

Gruß
Franz

Hallo,
genau so stell ich mir das in etwa vor.

Ich schätze mal das zurecht geschnitten wird und dann wird das Holz begutachtet und verteilt.

Wie sollte der Custom Shop sonst das bessere Holz bekommen.
 
Es wird schon so sein. Allerdings wird das Verfahren wohl von Ingenieuren beschrieben sein, danach gemessen sein und vom Verarbeiter nach entsprechenden Clustern gekauft werden. Eine völlig herzlose Angelegenheit.

Und da ist es egal ob es um Bauholz geht oder um Holz für eine edle hölzerne Badewanne oder sonstwas ... :cool:
 
Ich stelle mir eher vor, dass jedes Werk seine festen Lieferanten hat, die in gewissem Rahmen gleichbleibende Holzqualität für jeden Anwendungszweck garantieren und liefern können.

Alles andere (in CA sortieren und nach MEX, J, IND versenden) wäre betriebswirtschaftlicher Irrsinn.
Es gibt wohl noch eine Qualitätskontrolle vor Ort, um Extremschrott auszusortieren, aber eine zentrale QC kann ich mir einfach nicht vorstellen.
 
Bevor wir hier weiter rumrätseln überlassen wir doch besser Tom alias Tomcat

die Antwort. Der wird's wissen. ;-)

Hab ich mich nämlich auch schon des öfteren gefragt.

Gruß Peter
 
Nehmen wir z.B. mal die MIM Roadworn Serie. Ich hab schon etliche davon in der Hand gehabt und gefühlterweise, waren die alle unter dreieinhalb Kilo. Da liegt es nahe das die Bodies zum selektieren für diese Serie gewogen werden. Oder?

Oder die CS-Instrumente. Obwohl ich da mal eine 60er Relic besaß, die brachte 2,6kg auf die Waage. Trotzdem hat sie einen guten Ton gehabt. Die gehen da wohl eher mit der Stimmgabel ran zum Selektieren ;-)

Dann die US-Standard Serie, die eine recht geringe Qualitäts-Streuung hat.

Das muß ja irgendwie bewerkstelligt werden, oder wie machen die das?

Wäre nett ,mal was von einem Insider dazu zu hören.

Gruß
Franz
 
Hallo,

sehr interessanter Thread. Ich bin sehr auf die Antworten gespannt!

Little Wing":1j9f3n7n schrieb:
Nehmen wir z.B. mal die MIM Roadworn Serie. Ich hab schon etliche davon in der Hand gehabt und gefühlterweise, waren die alle unter dreieinhalb Kilo. Da liegt es nahe das die Bodies zum selektieren für diese Serie gewogen werden. Oder?

Ich denke die Dichteschwankung ist nicht so hoch, dass für das Gewicht extra selektiert wird. Es sollte ausreichen, wenn für eine Serie die gleiche Teil aus dem Baum geschnitten wird, damit die Jahresringe in gleicher Weise stehen oder liegen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ein Fachkundiger diese These widerlegen könnte :)

Grüße
Christian
 
Hallo,

netter Thread little wing, interessiert mich auch. Allerdings kann keine Insiderkenntnisse beitragen. Ich war mal BWLer und kenne einige Leuten die in großen Firmen und globalpayern im Einkauf sitzen.

Also jetzt mal rein kaufmännisch argumentiert. Ich denke da gehen so große Stückzahlen durch, da kann man sich getrost von der Vorstellung verabschieden dass Fender mit Stimmgabeln selber selektiert. Einer ganau hinhört, das Holz befühlt und abhört. Hinzu kommt die Tendenz der Markt-mächtigen, Arbeitsschritte auf die Lieferanten ab zu wälzen.

Ich denke hier werden von Einkäufern genau definierte Qualitäten verlangt, die der Lieferant zu einem bestimmten Preis, zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort zu liefern hat. Außerdem geht es bei einer Massenproduktion auch die Produktion an sich, will heißen der Rohstoff muss bestimmte Eigenschaften aufweisen, damit die Maschinen ohne Ausfälle und Störungen schnell durchlaufen werden können. Es gaht nicht nur um gutes Klangholz. Natürlich werden die sowas wie eine Eingangskontrolle haben. Aber bestenfalls stichprobenartig.

Außerdem, die Hersteller sagen ja immer nur Esche, Ahorn, Linde usw, da gibt es ja noch viele Unterarten, Herkunftsgebiete, und was sonst noch alles auf die Beschaffenheit des Holzes Einfluss hat. Oder warum kann eine Affinity mit Erle so günstig sein bzw. eine American Standard dann so teuer. Klar weil der Kupferpreis so hoch ist und auf den PUs so viele Wicklungen mehr sind. Deswegen sind Stratse mit 3 PUs immer teurer als Telese ;-)

Ich hatte mal eines meiner Produkte im Handel untergebracht, nur Deutschland. Das waren Stückzahlen nur für die Erstbestückung der Läden, da hatte ich vorher keine Vorstellung und war selber überrascht. (Was man dabei verdient steht aus einem anderen Blatt, es geht um Stückzahlen) Wenn ich da mal hochrechne was da bei einer neuen Serie bei einem international agierenden Unternehmen zusammenkommt! Und dann wird ja auch noch die eine oder andere Gitarre verkauft.

Selbst im Fender CustomShop muss es sich um Massenproduktion handeln. Schon der kleine Laden in meiner Region hat min. 20 CS Klampfen da. Und auch hier werden Läden in aller Welt mit bestückt. Sicher gibt es da ein paar Herrn die exklusive Dinger bauen, die stehen dann aber als 2 von 100 für 7000 Ocken bei einem Thomann oder Musicstore, oder zumindest Top 50 Dealer.

Will sagen, das ist alles viel weniger romantisch und mit Liebe zum Produkt als wir glauben oder man uns glauben machen will. Eben wegen der Menge. So denke ich mir das.

Insider wären jetzt gefragt.
 
Sascha´s Strat":2852zq8i schrieb:
Alles andere (in CA sortieren und nach MEX, J, IND versenden) wäre betriebswirtschaftlicher Irrsinn.

Richtig. Die Firmen haben Holzeinkäufer, die das Holz für die verschiedenen Departments/Fabriken einkaufen. Dafür reisen sie um die ganze Welt um ihren Vorgaben entsprechendes Holz einzukaufen. Wobei es da hauptsächlich bei Mahagoni, Palisander, Ebenholz und gemasertem Ahorn schwierig ist.

Selektiert wird aber eigentlich nur in den Custom Shops.
Das sind die Gewichtsvorgaben für die Bodyrohlinge für Les Paul Reissues:

R9 und R0 - 8 lbs oder weniger
R8 - 9 lbs oder weniger
Goldtops - 9,6 lbs oder weniger
alles andere 10,6 lbs oder weniger


Und mit 7,8 lbs erfüllt dieser Rohling die R9-Qualifikation:


dsci0048.jpg
[/img]
 
In Ami-Foren ließt man aber öfters, das Fender angeblich auch die US Standard Serien aus selektiertem (wie auch immer) Holz fertigt, bzw. aus besserem Holz als z.B. die MIMs.

Die Amis haben einen anderen Zugang zu Fender. Fender ist eine Ami Firma u. die US-Fabriken sind im eigenen Land. Für amerikanische Verhältnisse quasi direkt vor der Haustür. Ein Klacks die große Fender Werks Tour zu buchen. Ich neige deshalb dazu das zu glauben.

Das wird auch dadurch bestätigt, das USA Strats (nicht Custom Shop) eine recht geringe Streung haben, was den Griundsound angeht. Im Klartext: weniger Gurken als bei MIM Strats.

Oder sind die Preisdifferenzen von ca. 500 Teuro fürs gleiche Instrument nur in der Hardware u. den Fertigungskosten zu suchen?

PS: gleiches kann man 1:1 auf Gibson u. Epi übertragen.

Gruß
Franz
 
Welchen Teil davon

Tomcat":2bh3tkb9 schrieb:
. Die Firmen haben Holzeinkäufer, die das Holz für die verschiedenen Departments/Fabriken einkaufen. Dafür reisen sie um die ganze Welt um ihren Vorgaben entsprechendes Holz einzukaufen.

hast du nicht verstanden?

Der in Endenada angestellte Holzeinkäufer kauft eine andere Qualität, als der aus Corona. Und der von Custom Shop kauft wieder Anderes.

Gibson kauft völlig anderes Holz als Epiphone. Der Body einer Epi-Paula ist z.B.aus mehreren Stücken zusammengeleimt. Da kann man dann kleinere und billigere Bretter kaufen. Und der Custom Shop hat auch wieder ganz andere Anforderungen an das Holz als Gibson USA.

dsci0093q.jpg
 
Hallo zusammen,

ich denke, dass alleine schon aus produktionslogistischen Gründen niemand mit einem Hämmerchen dortsteht,
aufs Holz klopft und nach welchen Kriterien auch immer hier irgendetwas tonal selektiert.
Eine Selektion wie ein Gitarrenbauer für seine Akustikgitarren vornimmt, ist viel zu teuer und aufwendig.

Auch wenn man das als Gitarrist, der ne Menge Geld für sein Instrument hinlegt,
nicht gerne lesen bzw. glauben mag, aber alle Fender und Gibson usw. sind mehr oder weniger Massenware aus der Fabrik,
die kosteneffektiv hergestellt werden will - egal wo die Fabrik steht.
Da stört jeder unnötige Selektionseingriff und kostet Geld !

Wie Tomcat bereits geschrieben hat, werden verschiedene Holzqualitäten (Gewicht, Feuchtigkeit, Faser-Runouts, Flat-Quadersawn, Faserdichte, Optik)
eingekauft, allenfalls stichprobenhaft geprüft, und das war's dann.

Die Marketingabteilung ist dann auch zufrieden, weil man ja damit werben kann, dass man das Holz selektiert hat.
Und der Kunde ist glücklich, weil selektierte Holz toll klingt und er sich was spezielles darunter vorstellen darf.


Gruß
Jürgen
 
schorschla":3t6lpn3p schrieb:
.... aber alle Fender und Gibson usw. sind mehr oder weniger Massenware aus der Fabrik,
die kosteneffektiv hergestellt werden will - egal wo die Fabrik steht.
Da stört jeder unnötige Selektionseingriff und kostet Geld !
....

Jepp, das vermute ich auch stark.
Da ist, so vermute ich, die Selektion bestenfalls die, dass man den Lieferanten sagt, was geht und was nicht.

Wirklich aus dem Fundus handverlesene Holzstücke wählt -vielleicht- der Gitarrenbauer umme Ecke aus, wenn er für Stammkunden X ein neues Einzelinstrument baut.
Die Fabriken (una ja, auch die meisten der sogenannten Customshops sind Fabriken, nur mit weniger Durchlauf) wird das wohl eher nicht stattfinden.
Vermute ich stark.

Vielleicht kann ein "Insider" etwas Qualifizierteres dazu sagen?

Tschö
Stef
 
nichtdiemama":2jbvlb68 schrieb:
(una ja, auch die meisten der sogenannten Customshops sind Fabriken, nur mit weniger Durchlauf) wird das wohl eher nicht stattfinden.
Vermute ich stark.

Wie ich schon sagte, in den Custom Shops von Gibson und Fender - in anderen war ich noch nicht - wird selektiert. Nach Gewicht, nach Maserung nach Farbe.

Fender hat beispielsweise die Optionen "Sort For Lightweight Body Wood" und "Quartersawn Maple Neck" oder "Sort for Dark Rosewood" im Katalog - wenn man sich im Custom Shop was bauen lassen will.

Die Gewichtsvorgaben bei Gibson erwähnte ich schon, "AA", "AAA" und "AAAAA" - Decken oder auch 10 Tops sind den Meisten hier wohl ein Begriff.
 
schorschla schrieb:
Hallo zusammen,

ich denke, dass alleine schon aus produktionslogistischen Gründen niemand mit einem Hämmerchen dortsteht,
aufs Holz klopft und nach welchen Kriterien auch immer hier irgendetwas tonal selektiert.
Eine Selektion wie ein Gitarrenbauer für seine Akustikgitarren vornimmt, ist viel zu teuer und aufwendig.

Auch wenn man das als Gitarrist, der ne Menge Geld für sein Instrument hinlegt,
nicht gerne lesen bzw. glauben mag, aber alle Fender und Gibson usw. sind mehr oder weniger Massenware aus der Fabrik,
die kosteneffektiv hergestellt werden will - egal wo die Fabrik steht.
Da stört jeder unnötige Selektionseingriff und kostet Geld !

Wie Tomcat bereits geschrieben hat, werden verschiedene Holzqualitäten (Gewicht, Feuchtigkeit, Faser-Runouts, Flat-Quadersawn, Faserdichte, Optik)
eingekauft, allenfalls stichprobenhaft geprüft, und das war's dann.

Die Marketingabteilung ist dann auch zufrieden, weil man ja damit werben kann, dass man das Holz selektiert hat.
Und der Kunde ist glücklich, weil selektierte Holz toll klingt und er sich was spezielles darunter vorstellen darf.


Gruß
Jürgen

Das bringts ziemlich auf den Punkt. Nur in Kleinstserien oder bei Einzelanfertigungen wird genaustens ausgesucht. In der Industrie reicht ein gewisser Qualitätsstandard aus sowie ein ausreichender Trocknungsgrad. Bei ganz extremen Billigproduktionen kann es daher sogar vorkommen das die zu frisch verarbeiteten Hölzer sich zu krummen Gurken verziehen oder auch mal wunderschöne Riegel den Hals zieren obwohl die Gitarre nur 100 Euro kostet. Die Streuung kann dann extrem ausfallen. ciao, Jochen
 
signguitar schrieb:
Nur in Kleinstserien oder bei Einzelanfertigungen wird genaustens ausgesucht.

Klar. Nur kann sich nicht jeder eine Klampfe beim Gitarrenbauer anfertigen lassen, wenn es nun mal das Budget übersteigt.

Und Fender sowie Gibson haben im oberen Preissegment durchaus sehr feine Sachen im Angebot. Daher würde mein Weg auch bei ausreichender Kohle, nicht automatisch zum Gitarrenbauer führen :lol:

Aus gegebenem Anlaß (Gitarrenkauf vor ein paar Tagen) möchte ich weiters behaupten, das es hörbare Qualitäts Unterschiede zumindest bei Fender, zwischen Mexico u. USA gibt.

Gruß
Franz
 
Little Wing schrieb:
signguitar schrieb:
Nur in Kleinstserien oder bei Einzelanfertigungen wird genaustens ausgesucht.

Klar. Nur kann sich nicht jeder eine Klampfe beim Gitarrenbauer anfertigen lassen, wenn es nun mal das Budget übersteigt.

Und Fender sowie Gibson haben im oberen Preissegment durchaus sehr feine Sachen im Angebot. Daher würde mein Weg auch bei ausreichender Kohle, nicht automatisch zum Gitarrenbauer führen :lol:

Aus gegebenem Anlaß (Gitarrenkauf vor ein paar Tagen) möchte ich weiters behaupten, das es hörbare Qualitäts Unterschiede zumindest bei Fender, zwischen Mexico u. USA gibt.

Gruß
Franz
Ein Gitarrenbauer ist weit (!) günstiger ist, als der Customshop eines bekannten Industrieunternehmens.
Das ist auch klar. Er muss keinen Wasserkopf, keine Werbung, und keine "unproduktiven" Angestellten von Putzfrau bis Betriebswirtschaftler mit finanzieren.

Aber zum eigentlichen Thema...
Selektion gibt es streng genommen nur, wenn man auch Masse zum Aussuchen hat.
...So richtig Auswahl hat vor allem die Industrie, weil sie das Geld für gigantische Lager hat. Und warum sollte ein Customshop von F oder G nicht aussuchen, wenn sie ein riesiges Lager haben? Natürlich tun die das!
Das ganze Customshop Zeugs ist schwer teures Besteck für den Kunden und beste Image Politur der (Serien-) Industrie und ich denke, die Manager wären auf den Kopf gefallen, wenn sie da nicht alles geben würden!
 
@W°°

Hallo,

ich habe durch Zufall zu diesem Thema das Buch "Physik der Elektrogitarre" von Manfred Zollner gelesen. Das wurde hier im Forum auch schon vorgestellt (homepages.fh-regensburg.de/~elektrogitarre/). Darin kommt er im Kapitel Hals und Korpus zu dem Ergebnis, dass das verwendete Holz keine, wenn überhaupt, nur eine zu vernachlässigende Rolle beim Elektroklang (im Gegensatz zum Akustikklang) der E-Gitarre spielt.
Für mich belegt er das auch schlüssig.

Demnach wäre es völlig unnötig das Holz zu selektieren. Es reicht aus dass das Holz trocken genug ist, damit es nicht zu Veränderungen wie Verziehen oder Verdrehen kommt.

Was sagt der versierte Gitarrenbauer dazu?
 
earforce schrieb:
@W°°

Hallo,

ich habe durch Zufall zu diesem Thema das Buch "Physik der Elektrogitarre" von Manfred Zollner gelesen. Das wurde hier im Forum auch schon vorgestellt (homepages.fh-regensburg.de/~elektrogitarre/). Darin kommt er im Kapitel Hals und Korpus zu dem Ergebnis, dass das verwendete Holz keine, wenn überhaupt, nur eine zu vernachlässigende Rolle beim Elektroklang (im Gegensatz zum Akustikklang) der E-Gitarre spielt.
Für mich belegt er das auch schlüssig.

Demnach wäre es völlig unnötig das Holz zu selektieren. Es reicht aus dass das Holz trocken genug ist, damit es nicht zu Veränderungen wie Verziehen oder Verdrehen kommt.

Was sagt der versierte Gitarrenbauer dazu?


Resonanz verändert sowohl den elektrischen, als auch den akustisch verstärkten Ton - wenn auch auf verschiedene Weise. Die "zehrende Resonanz" kennen wir sehr deutlich als Deadspot. Dabei macht es einen überdeutlichen Unterschied, ob ich (z.B.) einen Jazzbass Hals aus Pappel, oder aus Palisander herstelle!
Die Resonanz wird bestimmt durch Elastizität, Masse, Querschnitt und Härte.
Wenn man Materialien mit bestimmten und gewünschten technischen Eigenschaften hat, da gebe ich dem Kollegen recht, ist es egal, wie sie heißen und wie sie aussehen. Sie müssen weder besonders exotische Namen haben, noch toll aussehen.
Diese Materialien auszuwählen und zu bestimmen IST aber eine Form der Selektion.
 
Hi earforce!
Was Du da schreibst und worauf Du dich berufst ist völliger Blödsinn. Ich denke mal die Physiker, die das raushauen, haben vielleich noch nie ein Instrument gespielt. Holzart spielt absolut, auch bei Solidbodygitarren eine Rolle. Wobei die Schönheit des Holzes nicht unmittelbar klangbeeinflussend wirkt. Wenn ich aber ein edles Teil möchte, spielt natürlich die Optik auch eine Rolle. Insgesamt ist bei einem edlen Instrument die solide (hohe Handwerkskunst) Fertigung bis hin zum edlen Holz als Gesamtkunstwerk zu betrachten. Will ich nur guten Klang, ist mir eigentlich egal, wie die Gitarre optisch aussieht. Aber machen wir uns nichts vor, wer einen prall gefüllten Geldbeutel hat, wird nach einem edlen Instrument Ausschau halten, und wenn dieses dann auch noch gut klingt, ist das doch in Ordnung. Zum Thema Gitarrenbauer und Industrie gebe ich W" recht. Die haben ganz andere Drähte zu den Holzlieferanten und können demzufolge ganz anders agieren. Was noch zu erwähnen ist, auch in diesen Firmen sind teilweise Gitarrenbaumeister beschäftigt, und die wissen sicher auch sehr gut was sie da machen. Zum andern kommt ein Maschinenpark mit ins Geschehen, wovon manch ein Krauter nur träumen kann. Vielleicht hat mal jemand hier in der Gemeinde gesehen, wie der bundierte Hals mittels CNC Maschine vermessen und abgerichtet wird. Die Holzselektion wird natürlich gemacht, um in der Großfertigung eine Qualität zu gewährleisten. Ich wäre ja dumm, wenn ich AAAA Qualität verramsche. Deshalb wir aus betriebswirtschaflichen Gründen selektiert. Nun kann es doch sein (manch ein Verbraucher hofft es), dass der entsprechende Mann am Set mal nicht so genau hinschaut oder dem ist es egal, weil vielleicht seine Bezahlung nicht so toll ist oder wie auch immer, dass da was nicht selektier wird. Dann passiert das sogenannte Schnäppchen im Geschäft. Aber der Regelfall ist es sicher nicht. Im Endeffekt werde ich für das entsprechende Geld auch immer den entsprechenden Gegenwert bekommen. Zu Verschenken hat keiner was
Gruß bassulli
 
Hallo zusammen,

nun, ich habe das Kapitel von Prof. Zollner auch gelesen, würde jedoch nicht so weit gehen, zu behaupten,
dass er geschrieben hat, dass eine Holzselektion völlig unnötig ist.
Ich denke eher, dass es ihm darum ging die Verhältnisse in richtige Licht zu rücken.
Die Holzauswahl hat bei einer E-Gitarre selbstverständlich eine Wirkung, insbesondere beim Hals,
jedoch eine deutlich niedrigere als landläufig vermutet und immer wieder von z.B. Verkäufern verbreitet.
Er beschreibt und argumentiert sehr schlüssig, dass andere Faktoren, z.B. Saiten, Saitenverschmutzung, Plektrumart,
Plektrumhaltung, Stelle der Saitenanregung, Auflager der Saiten, die Art und Weise wie die Gitarre gehalten wird usw. einen deutlich
größeren Einfluss auf die Saitenschwingung hat, als das Holz - insbesondere das Korpusholz (Dies gilt natürlich nur für E-Gitarren bei Akustikgitarren ist es völlig anders)
Dies ist physikalisch nachweisbar, auch wenn es so mancher nicht wahrhaben will !
Übrigens Prof. Zollner ist langjährige Gitarrist mit entsprechender Bühnenerfahrung, ebenso hat er eigene Verstärker gebaut und Gitarren modifiziert...
Er ist also kein verschrobener Emmerit, sondern weiß auch praktisch wovon er spricht.

Mir geht es da nicht anderes als vielen anderen Gitarristen, die gelegentlich mit den Augen hören.
Man ist nunmal geneigt einer optisch sehr schönen Gitarre entsprechende akustische Eigenschaften zuzuschreiben.
Ob diese wirklich vorhanden sind, oder nur eingebildet sind, ist - nachdem man sich nunmal begeistert hat - oft nicht mehr objektiv zu entscheiden.
Dies ist nur allzu menschlich - auch bei Gitarristen :)

Technisch habe ich folgende Meinung dazu:
Jeder Körper hat mindestens eine Resonanzfrequenz. Bei den Resonanzfrequenzen entzieht er dem anregenden System (Saite) Energie.
Bei welchen Frequenzen eine Resonanz auftritt, ist von der Geometrie und den Werkstoffeigenschaften des Körpers (Gitarre) abhängig.
Die Geometrie wird durch das Flächenträgheitsmoment ausgedrückt, das den Widerstand des Körpers gegen Verbiegung und Torsion beschreibt.
Die Werkstoffeigenschaften werden durch E-Modul und Masse bzw. Dichte ausgedrückt.
Interessant ist hierbei, dass der Einfluss von E-Modul und Dichte nicht so groß ist wie der Einfluss der Geometrie,
d.h. ändere ich durch Auswahl des Holzes den E-Modul bzw. Dichte um 10 % ist der Einfluss deutlich kleiner als wenn ich die Geometrie z.B. Halsdicke um 10 % ändere !
Insgesamt beeinflusse ich damit die Resonanzfrequenzen des Körpers, dieser wiederum entzieht damit bei diesen Frequenzen der Saite Energie.
Dies wiederum führt bei diesen Frequenzen dazu, dass der Pegel abgeschwächt bzw. ausgelöscht wird und damit beeinflusst man die Klangfarbe (Ähnlich Singecoil - Humbucker).
Insofern hat das Holz natürlich einen Einfluss auf die Klangfarbe.
In seinem Buch weist Prof. Zollner jedoch nach, dass andere Faktoren diese Frequenzabschwächungen deutlich stärker beeinflussen als das Holz.

Gruß
Jürgen
 
schorschla schrieb:
Hallo zusammen,................


Bei welchen Frequenzen eine Resonanz auftritt, ist von der Geometrie und den Werkstoffeigenschaften des Körpers (Gitarre) abhängig.

....................

Gruß
Jürgen

Moinsen, also Gesetz dem Fall ich hätte 2 gleiche Stückchen Holz, quasi dieselben, dann würde sich also schon ein tonaler Unterschied durch die Form ergeben? Strat klingt anders wie ne Tele durch die Form, bzw. u.A. durch die Form des Korpuses (Rheinländer !Genitiv!)?

Ich meine diese Frage durchaus ernst, alldieweil der obige Satz von Jürgen für mich schon eine gewisse Logik hat. Aber das heisst ja nu mal gar nix, deshalb frag ich mal nach.

Grüße,

Jörg

ps: Kurzes edit, selbstredend meine ich hier solidbodies.
 
Jörg schrieb:
Moinsen, also Gesetz dem Fall ich hätte 2 gleiche Stückchen Holz, quasi dieselben, dann würde sich also schon ein tonaler Unterschied durch die Form ergeben? Strat klingt anders wie ne Tele durch die Form, bzw. u.A. durch die Form des Korpuses

Ich hab mal Animationen gesehen, die das Schwingsverhalten eines Explorer-Korpusses und eines Stratkorpusses (wenn ich mich recht entsinne) darstellten, und das war schon unterschiedlich.
Inwieweit das den Klang dann hörbar beeinflusst, ist wieder eine andere Frage.

Ich mutmaße (ohne es besser zu wissen) dass weniger die Korpusform als technische Korpuseigenschaften (Biegesteifigkeit, Härte, Gewicht, Elastizität usw.) eine Rolle spielen und dass Kopursdicke (SG vs. Les Paul) und Korpusmaterial (Linde? Mahagoni? Esche? Plastik?) wiederum starken Einfluss auf diese technischen Kenngrößen haben.

Tschö
Stef
 
Zurück
Oben Unten