Wie wird Holz für Instrumente selektiert?

Billy Riot schrieb:
Ich denke durch die Strat-Zutaten, wie Mensur, geschraubter Hals und Tonabnehmer überwiegen die eigenschaften einer Strat und der Klang geht eher in diese richtung.
Im direkten vergleich mit einer Strat aus Erle wird diese mit Mahagoni-Korpus bestimmt etwas wärmer Klingen.
Etwa so?

[mp3]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Review/Media/Cimar2070LadyIntro.mp3[/mp3]

Ulf
 
So sieht das mit den Physikern aus:
http://www.youtube.com/watch?v=D4MS_mbUY74&feature=related

Ausserdem macht Zollner irgendwo Lemme unglaubwürdig. Da beide Physiker sind, Zollner aber Prof. bedeutet das jetzt, das ein Physiker erst ab dem Titel Prof. Dr. glaubwürdig ist? Da würde ich mir mal Gedanken drüber machen, zumal seine Versuche wissenschaftlichen Kriterien nicht standhalten dürften, da sie leider nicht objektiv sind.
Da ist auch ein bisschen Egomanie dabei.
 
Hallo!

Jawohl, dieses Audiomaterial relativiert vieles.

Gruß

e.
 
schorschla schrieb:
Wenn also solche deutlichen Änderungen am Korpus zu kaum wahrnehmbaren Klangunterschieden beim verstärkten Klang führen,
sehe ich den Einfluss als kaum praxisrelevant an.

Beim Hals sind meiner Meinung nach die Form und die Halsabmessungen viel stärker relevant, als die Werkstoffeigenschaften verschiedener Hölzer.
So liegen bei den beiden gebräuchlichen Holzarten Ahorn und Mahagoni
die E-Module bei beiden bei ca. 10 - 12.000 N/mm2. Wie oben geschrieben ändert sich mit der Halsdicke jedoch deutlich die Flächenträgheit.

Trennen die denn bei der Untersuchung immer Hals und Korpus?! Grundsätzlich habe ich völlig unabhängig von obigem Versuch zufällig genau das durchgeführt: Allerdings mit dem Hals einer E-Gitarre, der für mich bei dieser Bauart das "zentrale" Element ist, denn 2/3 der Saite schwingen nunmal über diesem. Halte ich den Hals an ein Objekt, so änder sich der Klang deutlich wahrnehmbar. Wesentlich mehr, als dass sich das bei Hälsen aus verschiedenen Werkstoffen wahrnehmen lässt. Da bin ich also völlig auf der Wellenlänge.

Mit dem Korpus habe ich das aber noch nicht probiert.

Allerdings: Für die Praxis, und das ist für viele vielleicht eher der Knackpunkt, als die Zerstörung irgendwelcher Mythen und Illusionen, ist das ziemlich irrelevant, weil ein Musiker sein Instrument nicht deswegen spielt, weil es, physikalisch und meßbar, ein Optimum darstellt.
 
Bassulli schrieb:
Ja und was hat das mit der Holzselektion zu tun?
gruß bassulli

Das hat insofern etwas damit zu tun, das wenn der Einfluss des Holzes auf den Klang unbedeutend ist, Selektion desselben Unsinn wäre, bzw. keine stattfinden würde.
Es gibt im groben zwei Fraktionen: Fraktion A behauptet, das Holz spielt beim Klang eine untergeordnete Rolle; dann gibt es Fraktion B die der Ansicht ist, das Gegenteil trifft zu.
Ich gehöre zu Fraktion B, kann das auch begründen:
Wenn meine zwei Lps, die ansich Baugleich sind bis auf das Holz, unterschiedlich klingen, bei identischer Hardware sowie identischen Pickups, woran soll das liegen an etwas anderem als am verwendeten Holz?
Zumal der Unterschied im Klang akustisch wie elektrisch derselbe ist.
Von hier aus ist es mir ein wenig zu weit, ansonsten würde ich gerne mal diesen Professor aufsuchen und mir dieses Phänomen mal erklären lassen.
Ich fürchte aber, das eventuell irgendetwas an seinem Versuchsaufbau nicht stimmt.
 
Hi Django!
Ja klar spielt Holz eine große Rolle. Ich meinte nur das andere Geschmarre. Das mit dem Holz, hatte ich schon vor ca.30 Jahren gründlich untersucht. Ebend und vor allem der ganzen Sache auf den Grund zu gehen. Vorweg spielt natürlich die Form der Gitarre eine wesentliche Rolle. Dort lege ich den Grundtyp des Soundes fest. Wer sich einbildet mit einer LP einen Stratsound zu erzeugen, der ist sicher nicht richtig im Bilde. Das fängt schon mit der unteschiedlichen Mensur mal an. So - also der Grundtyp steht fest zB : möchte ich einen Telesound. Dann sollte ich mir auch eine Tele zulegen. Nun kommen die feineren Abstimmungen. Jetzt kann ich mit unteschiedlichen Hölzern rummachen und werde wiederum kleinere Abweichungen im Sound feststellen, der aber immer noch vom Telesound geprägt ist. Beurteilung hier mal ohne Verstärkung. Den Rest machen dann sehr entscheidend natürlich die PU`s und Hardware zB. macht es schon was aus, welche Stimmmechanik dran ist. (welches Gewicht die Dinger haben). Saiten sprechen da auch noch ein kräftiges Wort mit. Aber hier merkt man schon was Sache ist. Ich werde egal was ich für Saiten drauf mache, immer meinen Telesound behalten. Nur werde ich feststellen, dass mir bestimmte Saiten für meine Soundvorstellung genehmer sind. Nun, und so ist es mit der Holzauswahl. Ich hatte 4 Baugleiche Gitarren identisch mit allen Zeug und Wahr bestückt. Jediglich wurde der Korpus aus unterschiedlichen Holzarten realisiert. Im Ergebnis klang jede Gitarre anders mit ihrem speziellen Charakter. Wer dann meint, dass der Hals hauptsächlich den Klang beeinflußt würde an dieser Stelle sicher eines besseren belehrt. Ich behaupte mal -im Endeffekt spielt alles irgenwie zusammen.
Das Ganze hat aber nicht mit Holzselektion zu tun. Bei der Holzselektion geht es hauptsächlich darum die verschiedenen Qualitätsstufen in der Produktion zu realisieren. Wer sich mit Holz auskennt, wird sicher wissen, wie ein Brett aufgeschnitten wird und was stehende oder liegende Ringe bedeuten und wie die sich qualitätsmäßig darstellen. Ebendso wie sich für eine gute Qualität die Maserung oder Dichte der Ringe darstellen. Oder negativ zB. Astlöcher oder Holzwurmlöcher. Das denke ich mal hat was mit der eigentlichen Holzselektion zu tun.
Gruß Bassulli
 
Hallo zusammen,

@Django
Inwiefern macht Zollner Lemme unglaubwürdig ?
Welche Versuche halten welchen Kriterien nicht stand ?
Hab ich hier irgendetwas überlesen ?

Meinst du mit identischen Pickups, Pickups gleicher Bauart ?
Wenn du das Holz zweier Gitarren miteinander vergleichen willst, um
Unterschiede des Holz selbst herauszufinden, dann darf - bei einer
wissenschaftlichen Methodik - auch nur das Holz als Variable verändert werden !
Der ganze Rest muß nicht nur ähnlich, identisch oder gleich sein, er muß derselbe sein.
Ebensolches gilt auch für die Randbedingungen, z.B. Anschlagstärke und Stelle der Saitenanregung.
Es sollte auch nicht vergessen werden, wie Gitarre gehalten - und damit bedämpft - wird...

In einem Punkt muß ich dir also Recht geben, dass nämlich etwas mit dem Versuchsaufbau nicht stimmt... ;-)

@Bassuli
Ich behaupte nicht, dass das Holz überhaupt keinen Einfluss hat.
Wenn du mehrere Gitarren vergleichen willst, dann genügt es nunmal nicht, dass sie aus derselben Fabrik stammen.
Für mich legt Zollner jedoch sehr überzeugend dar, und zwar methodisch sauber und nachvollziehbar,
dass eine Reihe andere Faktoren mindestens einen genauso großen Einfluss haben, die jedoch i.d.R. gar nicht Bedacht werden.

Ein Beispiel...
Wenn der Korpus wirklich einen Einfluss haben soll, muß die Energie, die den Korpus zum Schwingen gebracht hat, wieder an die Saite zurückfließen.
Ich denke hier sind wir uns einig.
Dies findet bei einer Strat dann über das Vibrato statt.
Der Energiefluss wäre also Korpus - Insert - Schraube - Vibratoblech - Imbusschrauben - Brückchenblech - Saite.
Die Energie muß also über insgesamt sechs Körperkontakte übertragen werden.
Hoffentlich sind die Auflagerflächen alle entgratet und schmutzfrei, sonst kommt nämlich nichts mehr an Schwingung an...
Der Weg dieser Energieübertragung wird stets ignoriert und als verlustfrei
angesehen, welcher er aber natürlich in keinsterweise ist. Jeder Kontakt
ist verlustbehaftet und je unsauberer der Kontakt, desto schlechter
die Energieübertragung.
Achtet also mal auf darauf ob die Madenschrauben entgratet sind und sauber aufliegen...

Noch ein Beispiel...
Seit Jahrzehnten streiten Gitarristen über das richtige Material des Sattels.
Über die Lagerflächenausformung und die daraus resultierende Kontaktflächen - bzw. Klemmflächen,
wenn es schlecht geformt ist - machen sich die wenigsten Gedanken.
Nein, da werden lieber 100 Euro für Knochenmaterial, welches von exotischen südwestamerikanischen Rindern,
die nur mit quergestreiftem von Elfen bei Vollmond gepflücktem Gras gefüttert werden, bezahlt.


Ihr seit doch alle erfahrene Musiker - wann habt ihr eigentlich das letztmal einen Zuhörer sagen gehört:
Boah ey, der Gitarrist war super, das lag bestimmt an
a) der Nitrocelluloselackierung mit den extrafeinen Haarrissen
b) dem einteiligen Erlebody, der natürlich keine CNC-Fräse gesehen haben darf
c) den stehenden Jahresringen vom Hals
d) dem nach der Walzung normalgeglühten Vibratostahl
e) dem ausgekochten südamerikanischen Rinderknochen als Sattel
f) dem scatterwounded Pickups
g) dem orginal Bakelitschlagbrett
...
Vielleicht lag es ja einfach auch daran, weil ihr geil gespielt habt und euer Groove Eier hatte und das dies dem Zuhörer gefallen hat.

Frohe Weihnachten
Jürgen
 
@Marcello
Ich sehe dies auch so, dass der Hals einflussreicher als der Body ist.
Ich denke jedoch, dass dies nicht am Längenverhältnis liegt, sondern
daran dass der Hals aufgrund seiens Querschnittes nicht so biegesteif ist.
 
Hi Schorschla!
Ich behaupte mal nein. Das wirkt alles zusammen. Mach mal einen Test. Schraub einen Strathals auf eine Tele und umgekehrt. Wenn Deine Vorstellung richtig wäre, würde die Strat auf einmal zu ca 70% nach Tele klingen. Dem ist nicht so.
Gruß Bassulli
 
Hi Bassuli,

hmmm, vielleicht habe ich mich dann da wohl missverständlich ausgedrückt.
Beim Tausch eines Strat- auf einen Telehals, also wenn lediglich die
Kopfplattenform sich ändert, wird sich nichts hörbares verändern.
Ich behaupte, dass selbst wenn der Telehals aus Mahagoni ist, dies wohl
kaum praxisrelevant hörbar ist.

Was mir missfällt ist, dass ständig behauptet wird, dass ein durchaus hörbarer Unterschied
zweier baugleicher Gitarren aus unterschiedlichen Hölzern ausschließlich am Holz liegt
und dies die einizige Variable bei der Gitarre ist.
Dies zu widerlegen ist, meiner Meinung nach, auch die Kernaussage von
Zollners Buch. Er behauptet in keinster Weise, dass das Holz völlig einflusslos wäre.
Er behauptet, dass andere Faktoren, z.B. Saitenart, Saitenverschmutzung, Saitenlagerung,
Stelle der Saitenanregung, Pickups, saubere Kontaktflächen mindestens gernauso einflussreich sind.
Dies legt er sehr überzeugend und nachvollziehbar dar.

Um beim Beispiel des Halses zu bleiben. Letzendlich ist der Hals nichts anderes als ein Filter,
der aufgrund seiner Materialeigenschaften und Geometrie bestimmte Frequenzen abschwächt und damit die Klangfärbung erzeugt.
Grob gesprochen habe ich also zwei Stellgrößen, nämlich das Material und die Geometrie, z.B. Halsdicke.
Wählt man ein steiferes Holz (größerer E-Modul) und einen kleineren Halsquerschnitt, können sich beide Veränderungseffekte aufheben,
so dass kein praxisrelevant hörbarer Unterschied vorhanden ist.

Was mich an dieser Stelle einfach ärgert ist, dass auch gerade in sogenannten 'Fachpublikationen' Vergleiche angestellt
werden, die methodisch nicht nur unserios, sondern schlicht und einfach falsch sind !
Wie oben bereits mehrfach erwähnt, kann ich den Einfluss einer Variable nur dann beurteilen, wenn ich eben nur diese
eine Variable verändere. Wenn ich mehrere Sachen gleichzeitig ändere, ist dies bestenfalls Kaffeesatzleserei.
An dieser Stelle der Diskussion geht es noch nicht einmal um den Einfluss von z.B. Holz auf den Klang, sondern
lediglich um eine saubere Methode zur Feststellung. Und über die Methodik gibt es an dieser Stelle keinen Diskussionsspielraum.

Ob bei einem Vergleich wirklich ein hörbarer Unterschied herauskommt, hängt definitiv auch von der Erwartungshaltung des Hörers ab.
Wenn ich weiß, dass ich eine Gitarre aus Mahagoni spiele, erwarte ich auch einen bestimmten Klang, und den werde ich dann auch
hören, ob er da ist oder nicht. ;-)

Jürgen
 
Hi schorschla!
Ja ich gebe Dir recht, wenn Du das Halsmaterial änderst. Du wirst festellen wenn zB. einen Ebenholzhals spielst, dass Du das regelrecht spührst.
Vielleicht sogar an den Fingekuppen, die eher schmerzen. Der Hals ist so straff, dass eine härtere Spielweise abverlangt wird. Ich behaupte mal so, für einen Wissenschaftler macht es durchaus Sinn dieser ganzen Geschichte auf den Grund zu gehen, weil da auch von den Herstellern ein großes Interesse besteht. Man kann daraus resultierend einen gewissen Trend vorhersagen. Im Endeffekt wird es aber immer so ablaufen: Gitarrenform zB: Tele Strat LP PRS usw. Dann kommt die Handwerkskunst, Holzselektion, Hardware usw.zum Schluß der Musiker, der dann dieses Endergebnis für sich nutzen will und dementsprechend eine gewisse Vorstellung hat, was seinem Soundgefühl gerecht wird. Wenn ich ein führender Hersteller bin, könnte ich davon ausgehen, dass Handwerkskunst durch meine geschulten Mitarbeiter kein Problem darstellt. Ebendso die Hardware, weil diese sehr genau reproduzierbar ist. Was der Unsicherheitsfaktor ist, weil Naturprodukt, ist nun einmal das Holz. Deshalb machen auch die Hersteller soviel Kult um diese Angelegenheit. Ist halt wie mit dem Wein-manch einer schmeckt bis 5,-€ ein Anderer vielleicht bis 100,-€ : Auf das Instrument bezogen sicher ähnlich. Einer ist mit einer Weller zufrieden ein Anderer erst mit einer 10000,-€-Gibson
Gruß Bassulli
 
Hi Schorschla!
ich nochmal. Schau hier mal bitte
http://www.warmoth.com/Guitar/Necks/NeckWoods.aspx
Da haben sich Experten mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Man sollte dies aber sicher auch nur als Trend verstehen
gruß bassulli
 
Jungs,

wenn euch langweilig ist, dann zieht doch mal bei nächster Gelegenheit durch ein paar Musikgeschäfte und spielt ein paar Gitarren des gleichen Typus an. Möglicherweise werdet ihr tatsächlich ein paar nicht zu erklärende Unterschiede feststellen, aber wenigstens habt ihr dann ein bißchen Gitarre gespielt. Das bringt weitaus mehr als diese Hirnwichserei...diese Diskussion hier.

in diesem Sinne: ein frohes Fest!

:roll:
 
schorschla schrieb:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,806748,00.html
Was da wohl beim Vergleich von Gitarren rauskäme... :shrug: :lol:

Ich hab den Bericht heute in GMX gelesen.

Man könnte fast meinen, dass ist wie mit Autos, wenn sie 350.000 km runter haben, dann sind sie vermutlich eingefahren, kaputt, tot, auf dem Schrottplatz, oder sonst was. Aber sicherlich nicht wie das Gleiche mit 5 km Fahrt.

Es gibt doch diese Geschichte von Stradivari... Stradivari war ein armer Geigenbauer, welcher sich sein Holz von gestrandeten Schiffen holen musste, weil er kein anderes Material zur Verfügung hatte.
Das ist immerhin auch eine Art von Selektion. Ausgemustertes Holz von alten Schiffen.
 
gitarrero100 schrieb:
Sicher?

Du würdest also Frauen vorher auch selektieren? :lol:

Selbstverständlich, nur so kann man die eigene Art erhalten, nur das beste halt, ne? Darwin lässt grüßen. :yippieh:
 
Sascha´s Strat schrieb:
gitarrero100 schrieb:
Sicher?

Du würdest also Frauen vorher auch selektieren? :lol:

Selbstverständlich, nur so kann man die eigene Art erhalten, nur das beste halt, ne? Darwin lässt grüßen. :yippieh:
In jungen Jahren hab' ich jedes Instrument gespielt das mir in die Finger kam ... :mrgreen:
 
Mal abgesehen von der Tatsache, dass wir vermutlich alle in jungen Jahren noch sämtliche Instrumente in die Hand nehmen mussten um uns neu zu definieren...

Nö, eine kurze Frage bleibt mir seit fast 2 Wochen im Kopf hängen:

What the guitar ist ein Deadspot?

Ein toter Bereich?

Wäre jemand so lieb und könnte das in einem kurzen Satz erläutern? Auch wenn es leicht off topic anmaßen lässt?
 
Ich denke, damit ist ein toter Ton in höheren Lagen gemeint. Resultiert ggf. aus einem schlecht eingestelltem Hals, falscher Saitenlage oder einem verzogenen Hals.
 
Zurück
Oben Unten