Meine Lieblingsgitarre ist eine stark modifizierte Rickenbacker 325V59:
- Warum genau dieses Modell?
Die Rickenbacker 310/315/320/325 ist wegen ihrer kurzen Mensur heutzutage nahezu einzigartig. Von Kindergitarren abgesehen gibt es solche Mensuren eigentlich nicht mehr - mit Ausnahme dieser Rickenbacker, die von Toots Thielemans angeregt und durch John Lennon populär gemacht wurde.
Meine ist eine Reissue der V-Serie aus dem Jahre 1992 mit kräftigen 12k-Toaster-Top-Singlecoils.
- Wegen welcher Ansprüche (Optik, Sound oder Test- und Zufallskauf)?
Auf Rickenbacker kam ich durch Brix Smith von The Fall. Der Rhythmusgitarrensound auf "This Nation´s Saving Grace" ist für mich unübertroffen. Meine 325 entdeckte ich in einem kleinen Kölner Laden, den es heute nicht mehr gibt, im Jahr 1994. Sie sollte gebraucht 2000,- DM kosten. Damals ein für mich vollkommen unerreichbarer Preis. Als sie nach über einem Jahr noch keinen Käufer gefunden hatte, gab der Ladenbesitzer sie mir für 1000,- DM. Er sagte dazu: "Du bist der erste, der hier herein gekommen ist und wusste, wie man diese Gitarre überhaupt spielt." Klingt nostalgisch und ein bisschen unglaublich, aber es war genau so.
Schon dieser Ladenbesitzer besorgte mir ein weißes Rickenbacker-Firmenschild und ein weißes Schlagbrett statt der goldenen Originale und modifizierte die Schaltung für mich so, dass man den mittleren Pickup über das fünfte Poti unabhängig von den anderen beiden Pickups in der Lautstärke regeln kann, wodurch alle 7 Pickup-Kombinationen möglich werden. (Hals- und Steg-Pickup sind mit den anderen vier Reglern wie bei einer Les Paul verschaltet.) Außerdem wurden die Vintage-Mechaniken durch Gotoh Klemmmechaniken ersetzt.
Vor einiger Zeit hat Walter Kraushaar dieser Gitarre mit einem ordentlichen, klaren DD-Lack dann ein neues Finish geschenkt. Seitdem ist sie vollkommen einzigartig.
- Erst-, Zweit-, Zehntgitarre?
Dies ist die Gitarre, die ich am häufigsten bei Aufnahmen im Heimstudio verwendet habe. Aber ich nehme sie nur sehr selten und sehr ungern zu Live-Auftritten mit.
- Schwächen/Stärken, bei welcher Musik wird sie eingesetzt?
Die größte Stärke dieser Gitarre ist der Rhythmusgitarrensound mit ganz leichtem Crunch aus dem Top-Boost-Kanal des AC15 oder AC30: Rhythmusgitarre vom Typ The Fall oder The Velvet Underground. Daneben kann sie aber auch fast alles andere. Sie ist wesentlich vielseitiger als man sich vielleicht vorstellt. Das Sustain ist eher schwach. Dafür ist die Ansprache unübertroffen.
- Wie lange habe ich sie schon?
Seit 1995.
- Was habe ich umgebaut und warum?
Siehe oben. Ich fand immer schade, dass diese Gitarre in erster Linie von Beatles-Coverbands mit dem Ziel benutzt wird, in Aussehen und Sound möglichst mit John Lennons 325 identisch zu sein. Dabei kann diese Gitarre so viel mehr: die 12k-Toaster-Top-Pickups klingen sehr gut mit Distortion. Die kurze Mensur erlaubt Akkord-Voicings, die auf anderen Gitarren schlicht nicht gehen - und schließlich war dieser Typ Kurzmensur-Gitarre eine Reaktion auf Bedürfnisse von Jazzmusikern, die sich schnellere Spielbarkeit von einer kürzeren Mensur versprachen. Dementsprechend lassen sich auch Jazzklänge aus dieser 325 locker hervorzaubern.
Natürlich nimmt Rickenbacker viel Rücksicht auf die Beatlesfans: ich habe versucht, die "Vintage"-Features der Gitarre ein Stück weit zurückbauen zu lassen zugunsten von modernerer Flexibilität. Ich denke, das ist gelungen dank der Hilfe von Walter Kraushaar und eines Ladenbesitzers in Köln, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß, dem ich aber immer dankbar sein werde.