DocBrown schrieb:
Ich werde mal ein Beispiel geben, vielleicht macht das die Situation etwas klarer:
Ich habe längere Zeit als (prof.) Backliner und Techniker (nicht bzw. nur in seltenen Ausnahmefällen für Gitarren!... nur falls sich einer wundert, warum ich da nicht den Oberplan habe! ;-) ) gearbeitet. Größtenteils für Bands aus dem Hart- und Härterwurstsektor, also LAUT. ;-) Veranstaltungsgröße von Hamburg Logo bis RaR. Ab und an mal gibt es da natürlich schon den einen oder anderen "Meckerer". Die Regel ist das nicht. Was mir (und auch Bekannten, die da auch aktuell noch aktiv sind) aufgefallen ist, es kamen in den letzten Jahren irgendwie ganz viele Veranstalter auf den Plan, die wenig bis keine Ahnung von der Durchführung solcher Gigs haben. Sowas hat wohl auch Einfluss auf die Vorstellungen. Im Amateurbereich trifft man ja regelmäßig auf Wirte, die nicht wirklich wissen, was sie tun. Das dürfte jeder kennen, der live spielt. Es kann ja auch nicht jeder Ahnung von allem haben.
Und, wurde hier auch schon öfter angeschnitten, es gibt definitiv einen Wandel beim Konsumenten. In den Neunzigern habe ich mit Rock/AOR Bands Gigs gespielt und war auch mit einigen befreundet, da kamen viele Leute, haben Eintritt gezahlt und zugeschaut/zugehört. Mit wenig quatschen und trinken. Oft waren ne PA und Monitore da, fast immer ne richtige Bühne! Allein die Locations gibt es zu 99% nicht mehr. Heute spielt man in einer freigeräumten Ecke einer Kneipe, die Veranstalter sind Wirte, die hauptsächlich Getränke verkaufen wollen und die Gäste meist Leute, die mit Freunden einen trinken und sich unterhalten wollen.
Es gibt auch Ausnahmen, aber so ist es meiner Erfahrung nach, die Regel.
Musik wird viel nebenher konusmiert, weil sie immer und überall verfügbar ist. Eine "Platte" kauft doch kaum noch einer.
Mal ganz ehrlich, die meisten normalen Hörer (also Zuhörer, keine Musikfans und Musiker) die ich kenne, speichern sich z.B. Musik von Youtube oder ähnlichen Quellen als MP3 und hören das dann. Ich würde nie auf die Idee kommen und sowas - in der Qualität - hören. Ich kenne Leute, die haben früher stolz hunderte bis tausende Platten gesammelt und richtig Musik gehört. Die haben heute ne (oft illegale MP3 Sammlung) in grauenhafter Qualität und sind die ersten die bei einem neuen Album, welches man erwähnt, fragen: "Kannste mir die mal brennen?"
Als es noch kein Internet gab, war ich regelmäßig in CD/Plattenläden unterwegs und habe in Ruhe gestöbert und gekauft. Hier in Bremen bei Hot Shot Records z.B. und dabei wurde auch mit den Mitarbeitern gefachsimpelt und ausgetauscht. Gerne habe ich auch mal 10 Alben auf einmal rausgeschleppt. Die habe ich dann rauf und runter gehört, viele kann ich jetzt noch auswendig, obwohl ich sie 10 Jahre nicht gehört habe.
Die wurden liebevoll einsortiert und gepflegt. Wehe, einer hat einen Knick in ein Cover gemacht! Dann kam das Internet und ich habe mich größtenteils da Informiert, was es neues gibt. Das wurde dann bestellt. Ich kaufe immer noch viele CDs/DVDs etc. muss aber zugeben, das die Wertschätzung oft nicht mehr die gleiche ist. Genauso geht es mir mit Instrumenten. Und so geht es vielen, die das noch so kennen. Einige meiner Bekannten sind Lehrer (wie viele Musiker ;-) ) und bestätigen mir desöfteren mal, dass ich mir das alles nicht nur einbilde.
Es gibt aber auch eine Gegenbewegung, die wieder Vinyl kauft, in kleine Kinos geht und Musik mit akustischen Instrumenten macht/hört. Hoffnung ist also vorhanden.
Lange Rede gar kein Sinn... das alles hat eben auch dazu beigetragen,
dass Live dargebotenes eben nicht mehr beim Unterhalten stören darf. Passt auch zur Tatsache, das heute alles schön glatt und nett sein muss. Mahavishnu im Radio? Never! Übrigens hört man von z.B. amerikanischen Musikern schon seit langen Jahren immer wieder, dass das Publikum "drüben" Konzerte eher als Treffpunkt benutzt und fröhlich nebenher geredet, gegessen, getrunken wird... die haben dann immer das europäische Publikum gelobt, weil es zuhörte und mitmachte...! Vielleicht haben wir uns auch nur am großen Bruder orientiert.
Habe vorgestern einen Rockpalast-Mitschnitt von Gov't Mule angeschaut und mit Kopfhörer den Ton genossen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es da in Bonn 2007 permanente Quatscher gab. Man hört die ganze Zeit das nervige "Japp Japp" aus dem Publikum. :roll:
Ich laber wieder zu viel!
Ganz kurz: Scheiß Zeiten! Rock 'n' Roll ist was für alte Leute und ewig gestrige. :trollface:
Edit: Lärmpegelmessungen wurden auch schon vor 15 Jahren bei deutschen Veranstaltungen gemacht. Vom Mischerturm/Platz aus. Und ich erinnere mich, dass mal einer vom Ordnungsamt bei einem kleinen Festival auftauchte (während der Aufbauten/Soundchecks) um untere anderem auch das zu kontrollieren. Leider kenne ich keine genauen Grenzwerte. Für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen (Disco) gibts definitiv auch Grenzwerte.